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Partnerin wider Willen

Partnerin wider Willen

Titel: Partnerin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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kurz das Bewusstsein verloren.«
    Ellen erinnerte sich sofort an den Obduktionsbericht. Kessler war zwei Tage vor seinem Tod angegriffen worden. Schwebte Gerstäcker tatsächlich in Gefahr?
    »Haben Sie den Angreifer erkannt? Können Sie ihn beschreiben?«
    »Nein. Er kam von hinten, und ehe ich mich versah, lag ich zusammengekauert am Boden. Seine Schuhe kann ich Ihnen beschreiben. Es waren grüne Sportschuhe, die bis zu den Knöcheln gingen. Sie leuchteten so komisch neonfarben.«
    »Neonfarben?« Ellens Interesse war geweckt. Was Gerstäcker beschrieb, war doch wohl mehr der Stil von Teenagern, zumindest jüngerer Leute. Unter ihren möglichen Verdächtigen waren die aber rar gesät; genaugenommen gab es keine. Aber natürlich war nicht auszuschließen, dass einer in seinem Schuhgeschmack jung geblieben war. Sie und Marco würden wohl, außer eine weitere Alibiüberprüfung durchzuführen, auch einen Blick in die Schuhschränke aller Beteiligten werfen müssen. Natürlich bestand die theoretische Möglichkeit, dass der Überfall auf Gerstäcker mit der Sache Kessler gar nichts zu tun hatte – ein zufälliges Ereignis, nichts weiter. Aber da war das »Du bist auch noch dran«. Wieso sollte ein zufälliger Überfalltäter so etwas sagen?
    »Herr Gerstäcker, wurden Sie beraubt?«
    »Nein.«
    Und ohne wenigstens die Brieftasche mitzunehmen abhauen? Nein, der Überfall gehörte definitiv irgendwie zum Puzzle dazu.
    »Was ist mit der Stimme des Täters?«, forschte Ellen weiter.
    Gerstäcker hob hilflos die Hände. »Mir völlig unbekannt.«
    »War sie jung oder alt?«, half Ellen.
    »Tut mir leid, kann ich nicht sagen.«
    »Hm. Viel ist das nicht.« Ellen knabberte nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. »Herr Gerstäcker, kommen Sie direkt vom Krankenhaus oder waren Sie schon zu Hause?«
    »Ich war zu Hause, mich umziehen. Warum?«
    »Kann ich Ihnen einen Beamten mitgeben, dem Sie die Sachen geben, die Sie gestern beim Überfall trugen? Für unser Labor. Vielleicht finden wir irgendwelche Spuren vom Angreifer darauf.«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Gut.« Ellen blickte Gerstäcker ernst an. »Tja, Sie sollten die nächsten Tage vielleicht besser zu Hause bleiben. Da sind Sie sicherer.«
    »Aber das ist unmöglich«, wehrte Gerstäcker ab. »Gerade jetzt, wo Karl nicht mehr da ist . . . Jemand muss die Firma führen.«
    »Ihre Entscheidung.« Ellen stand auf. Wäre ihr der Mann sympathischer, wäre ihre Warnung sicher eindringlicher ausgefallen. »Wir sind dann fertig. Ich gebe gleich einem Kollegen Bescheid.«
    Gerstäcker stand auf. Ellen ging mit ihm hinaus und bat einen der Beamten, ihn zu begleiten. Dann machte auch sie sich auf den Weg. Sie wollte noch mal zu Gruber, seinem Alibi auf den Zahn fühlen. Von so einem Open-Air-Konzert konnte man sich immerhin ziemlich leicht wegschleichen.
    Unterwegs rief sie Marco an.
    »Wenn du die Alibis überprüfst, frag die Leute bitte auch, wo sie gestern Abend gegen halb elf waren.«
    »Wieso? Was war da?«
    »Da ist Gerstäcker überfallen worden«, erzählte Ellen. »Ach, und wir suchen neongrüne Knöchelsportschuhe.«
    »Alles klar.«
    Ellen schaute ungeduldig auf die Uhr. »In einer Viertelstunde bei Gruber«, hatte sie zu Dana gesagt. Jetzt wartete sie schon über zwanzig Minuten. Pünktlichkeit gehörte wohl nicht zu Dana Wegeners Stärken. Aber das wunderte Ellen wenig; genaugenommen hätte es sie erstaunt, wenn Dana sie wenigstens in diesem Punkt positiv überrascht hätte. Andere einfach warten lassen – das passte zu all den übrigen nervigen Eigenschaften dieser Journalistin. Selbstgefällig, frech, aufdringlich.
    »Tja, Pech. Wer nicht kommt zur rechten Zeit . . .« Ellen öffnete die Wagentür und stieg aus. Im Grunde war es ihr nur recht, allein zu Gruber hineinzugehen. Bevor in Ellen jedoch tiefere Zufriedenheit aufsteigen konnte, bog Danas Motorrad um die Ecke.
    »Nächstes Mal wartest du gar nicht erst«, murmelte sie vor sich hin, blieb auf dem Gehweg stehen und sah zu, wie Dana ihr Krad abstellte und den Helm absetzte. Demonstrativ schaute Ellen auf die Uhr.
    »Ihr Gesichtsausdruck erinnert stark an den einer Gouvernante«, erntete sie dafür von Dana als Begrüßung.
    »Als Journalistin hat man vielleicht alle Zeit der Welt. Bei der Aufklärung von Verbrechen, ganz besonders in Mordfällen, ist das anders«, erwiderte Ellen spitz.
    Dana seufzte. »Ellen Reuter, wann entspannen Sie sich endlich? Ich tue Ihnen nichts.«
    »Sie meinen,

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