Partnerin wider Willen
schwierig, dir näherzukommen.«
Nun war es Ellen, die verzweifelt die Hände hob. »Ja, was erwartest du denn?«
»Jedenfalls nicht diesen Vergleich, und dass du tust, als wäre ich ein Monster.« Nun wurde auch Dana lauter. »Was glaubst du, was dabei in mir vorgeht?«
»Ach, jetzt bin ich die Unsensible, oder was?«, fauchte Ellen.
»Nein, natürlich nicht. Es ist nur . . . ich habe auch Gefühle.«
»Ach ja? Und welche sind das?«, fragte Ellen mit vor Hohn triefender Stimme.
Dana holte Luft, aber es kam kein Wort über ihre Lippen. Dafür sah sie ungewohnt hilflos aus, verwirrt. Beinah so, als sei sie von der Antwort, die ihr auf der Zunge lag, selbst überrascht.
»Ja, da sagst du nichts mehr. Hätte mich auch gewundert«, schnaufte Ellen.
Plötzlich befand sie sich in Danas Armen. Nicht nur das – Danas Lippen pressten sich auf ihre. Ellen war so überrumpelt, dass sie einfach bewegungslos da hing. Sie wäre wohl auf den Boden gefallen, hätte Dana sie nicht gehalten.
Danas Ausbruch war so schnell vorbei, wie er gekommen war. Sie ließ Ellen los. Ellen taumelte leicht. Kaum stand sie wieder einigermaßen fest auf den Beinen, landete ihre rechte Hand klatschend auf Danas Wange. Wenige Sekunden später schmückte Danas Wange ein kreisrunder roter Fleck. Ellen hätte eigentlich ihre Freude daran haben können, doch stand ihr danach im Moment nicht der Sinn. Sie hatte damit zu tun, ihre immer noch wackligen Beine unter Kontrolle zu bringen.
Dana hingegen rieb sich die Wange. Vorwurfsvoll starrte sie Ellen an. Ihr Blick ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Ohrfeige als ungerecht empfand. »Das war jetzt aber unnötig«, quetschte sie hervor.
»Das zu beurteilen, obliegt ja wohl mir.« Ellens Stimme zitterte. Sie konnte immer noch nicht fassen, was eben passiert war. Wie kam Dana dazu, sie zu küssen? »Ich möchte, dass du gehst.«
»Aber . . .«, begann Dana in der Absicht zu widersprechen.
Doch Ellen schob sie in Richtung Küchentür. »Einfach den Gang lang. Der Ausgang ist nicht zu verfehlen.«
Dana trottete kopfschüttelnd davon. Die Wohnungstür wurde geöffnet und fiel wieder ins Schloss.
Ellen atmete tief durch. Was für ein verkorkster Abend!
Sie plumpste auf den Küchenstuhl. In ihrem Kopf herrschte Chaos, genauso wie in ihrem Inneren. Sie war ja von Dana schon so einiges gewohnt, aber das eben war ja wohl der Gipfel der Dreistigkeit gewesen. Was hatte Dana sich dabei gedacht? Dachte sie sich überhaupt etwas? Wahrscheinlich nicht, denn sonst hätte ihr der Verstand doch sagen müssen, dass sie mit dieser Aktion eindeutig zu weit ging. Aber Dana kannte einfach keine Grenzen, sie tat, was sie wollte, ohne Rücksicht auf andere. Diese Frau war verrückt. Ja, eindeutig! Und ausgerechnet sie, Ellen, musste ihr Opfer werden.
Das Klingeln an der Tür ließ Ellen zusammenschrecken.
Das konnte nur wieder Dana sein. Sie würde nicht öffnen! Nein, auf keinen Fall. Sie hatte genug für heute. Erst Britta, dann Dana. Schluss damit.
Es klingelte erneut.
Ellen hielt sich die Ohren zu. Nein, nein, nein!
Das Klingeln wurde zum Dauerläuten.
»Verdammt!« Ellen erhob sich ruckartig, lief zur Tür und riss sie auf. »Was denn?!«, blaffte sie Dana an.
»Du hast gewonnen.«
»Häh?«
»Du hast gewonnen«, wiederholte Dana. »Der Deal hat sich erledigt. Ich mache mein eigenes Ding, ohne dich zu nerven.« Sie zog eine Grimasse. »So weit, wie das geht. Und die Ohrfeige habe ich verdient.« Dana fuhr sich mit der Hand über die immer noch gerötete Wange. »Wenn auch nicht dafür, wofür ich sie bekommen habe.«
Ellen wusste nicht, was sie davon nun wieder halten sollte. Dana lenkte ein? Das tat sie doch nicht einfach so. Was steckte da jetzt wieder dahinter?
»Kann ich reinkommen?«, fragte Dana.
»Nein.« Ellen wollte die Tür schließen, doch Danas Hand drückte von außen dagegen und verhinderte das Zuklappen.
»Bitte«, kam es durch den Türspalt.
Ellen lehnte den Kopf an die Tür. Sie stöhnte genervt. Dann drehte sie sich wortlos um und ging zurück in die Küche, wo sie dem Broiler ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte. Ein gemütlicher Abend hatte es werden sollen. Jetzt war er einfach nur chaotisch und verwirrend. Und sie hatte Hunger!
Dana erschien in der Küchentür. »Danke«, sagte sie.
Ellen erwiderte nichts.
Dana drückte sich nach wie vor im Türrahmen herum. »Ich bin wahrscheinlich ein wenig zu weit gegangen.«
Wahrscheinlich? Ein wenig? Egal, was Dana meinte, die
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