Partnerin wider Willen
erkundigte sich Dana.
»Es gab einen Brand, leider auch einen Toten.«
Dana war schon aufgesprungen, während Ellen noch sprach. »Ich komme mit.«
»Das ist ein Polizeieinsatz. Da hast du nichts verloren«, widersprach Ellen.
»Keine Sorge. Ich störe dich nicht. Ich werde nur mit den Feuerwehrleuten sprechen. Und dann ab in die Redaktion.« Dana schaute auf die Uhr, holte nun ihrerseits ihr Handy hervor und wählte eine Nummer. »Frank, ich komme in einer Stunde mit einem Bericht über einen Brand.«
Sie schaltete ab und nickte Ellen auffordernd zu. »Lass uns keine Zeit verlieren.«
Ellen verzichtete auf eine weitere Diskussion. Es würde sowieso nichts bringen. »Also gut. Aber wehe, du stehst uns im Weg.«
Marcos Augen bekamen die Größe von Untertassen, als er sah, wen Ellen da im Schlepptau hatte. Auch wenn Dana etwa zwanzig Meter vor ihm abbog, empfing er Ellen mit dem verwunderten Ausruf: »Du bringst sie mit?«
»Was sollte ich machen«, erwiderte Ellen schulterzuckend. »Sie ist mir einfach nachgefahren.«
»Wie nachgefahren?«, fragte Marco verdattert.
»Sie war gerade bei mir.«
»Was?«
»Frag nicht.« Ellen winkte ab. »Also, was haben wir?« Sie schaute sich um. Das zukünftige Shoppingparadies war nur ein großer Schatten in der Dunkelheit. Anzeichen eines Brandes konnte Ellen nicht ausmachen.
»Die Explosion fand im Keller statt. Dort wurden Schweißarbeiten an Rohrleitungen vorgenommen. Bei einer der Schutzgasflaschen muss ein Ventil undicht gewesen sein. Die Explosion hat die Decke teilweise einstürzen lassen. Die Feuerwehr hat sie abgestützt.« Marco wies zur Westseite des Gebäudes. »Wir müssen dorthin.«
»Wie wurde die Explosion denn ausgelöst? Wissen wir da schon was?«, erkundigte sich Ellen, während sie zum benannten Teil des Gebäudes gingen.
»Nein. Aber was kommt in Frage? Offenes Feuer, ein Funke, Fernzündung«, zählte Marco auf.
»Offenes Feuer? Ist dieses Schutzgas geruchlos?«
»Keine Ahnung. Schätze nicht.«
»Dann wird sich kaum jemand eine Zigarette neben der defekten Gasflasche anzünden«, stellte Ellen fest. »Genauer gesagt würde niemand in einem Raum bleiben, sobald er den Geruch wahrnimmt. Apropos Geruch . . .« Ellen rümpfte die Nase. Sie standen am oberen Ende der Kellertreppe. Brandgeruch hing in der Luft. Die Wände der Treppe waren rußgeschwärzt. Ellen und Marco stiegen hinab, blieben aber auf der letzten Stufe der Treppe stehen. »Scheiße«, fluchten sie wie aus einem Mund. Der Fußboden des Kellers stand etwa zehn Zentimeter unter Wasser. Darin schwammen alle möglichen Kleinstteile. Im Gang rollten Feuerwehrmänner die Schläuche zusammen.
Einer der Kriminaltechniker kam ihnen entgegen. Ellen schaute neidisch auf seine Gummistiefel.
»Wo ist es?«, fragte Marco. Der Mann deutete auf die Tür am Ende des Ganges.
»Habt ihr schon was?«, erkundigte sich Marco.
»Der Schließmechanismus in der abgesprengten Tür zeigt, dass die zum Zeitpunkt der Explosion verschlossen war. Ich betone, nicht zugefallen, sondern richtig abgeschlossen. Das Opfer wurde mit Sicherheit im Keller eingesperrt. Ob durch Zufall oder Absicht, müsst ihr rausfinden.«
»Na dann«, sagte Ellen, krempelte ihre Hosenbeine hoch und verabschiedete sich mit einem bedauernden Blick von ihren Schuhen. Die würden sich von diesem Ausflug kaum erholen. Aber sie wollte nicht barfuß durch die schwarze Brühe laufen und einen Splitter oder Schlimmeres im Fuß riskieren. Ab sofort immer Gummistiefel im Wagen, gelobte sie sich.
Ellen tauchte langsam ihren Fuß in das schmutzige Wasser. »Bääh«, entfuhr es ihr dabei.
»Mimose«, spottete Marco. Er stakte tapfer durch die schwarze Drecksuppe dem Kellerraum zu.
»Angeber«, nölte Ellen hinter ihm.
Im Heizungsraum, oder dem, was davon übrig war, stiegen sie über Schutt und deformierte Eisenteile. Der Gerichtsmediziner war bereits vor Ort. Auch er trug Gummistiefel. »Wo haben Sie die her?«, fragte Ellen und wies auf das kniehohe Schuhwerk.
»Der Bauleiter war so freundlich.«
Toll, darauf hätte sie auch kommen können!
»Die äußere Hülle des Opfers ist vollständig verbrannt«, legte der Pathologe ohne Umschweife los. »Er oder sie war bewusstlos, als die Explosion stattfand, was man aus der Tatsache schließen kann, dass das Opfer ausgestreckt am Boden liegt. Bei einem Feuer nimmt der Mensch instinktiv eine gebeugte Körperhaltung ein und hebt die Arme vors Gesicht. So.« Er zeigte, was er meinte. »Aber
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