Partnerin wider Willen
durchgegangen, Sie hätten die Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt. Er zeigte mir Zeitungsausschnitte, die von einem erfolgreichen Schlag gegen die Autoschiebermafia berichteten, dabei den toten Kollegen und Sie als ›Helden‹ hervorhoben. Er meinte, darauf seien Sie aus gewesen – als Heldin dazustehen.«
Ellen senkte den Blick. »Ich habe mich nicht wie eine Heldin gefühlt, das können Sie mir glauben.«
Dana beugte sich vor. »Das tue ich.« Sie griff nach Ellens Hand. »Hören Sie . . .« Sie suchte Ellens Blick. »Ich kann mir nicht vorstellen, was in Ihnen vorging. Aber dass es kein Stolz war, da bin ich mir sicher.« Während sie das sagte, lag ein sanfter Ausdruck in ihren Augen. Ellen fühlte sich eigenartig, besonders als Dana jetzt ihre Hand streichelte. Sie schluckte.
»Und ebenso wenig war ich für die Panne verantwortlich«, sagte sie, um das verwirrende Gefühl zu verscheuchen. Vorsichtig zog sie ihre Hand zurück. »Kranz hat es aber vor den Kollegen so dargestellt. Und man hat ihm geglaubt, schließlich war er der Dienststellenleiter. In dieser Funktion ordnete er auch den Einsatz an. Übereilt. Hinterher behauptete er, ich hätte ihm unzureichende Informationen gegeben. Er schrieb es meiner angeblichen Unerfahrenheit zu.«
»Warum ließen Sie ihm das durchgehen?«
»Wer hätte mir denn geglaubt, dass der Chef mich hinhängt, um sich selbst aus der Affäre zu ziehen? Außerdem war ich so fertig . . . Ich hatte genug mit mir zu tun.«
»Hat er Ihre Versetzung veranlasst? Wieso ist er so versessen darauf, Sie fertig zu machen?«
Ellen seufzte. »Die Geschichte ging noch etwas weiter. Während meiner Genesung musste ich zur Polizeipsychologin, Kranz’ Frau. Britta und ich kamen uns näher. Näher als Arzt und Patient sollten . . . Und er bekam es mit. Vorher ging es nur darum, sein Gesicht zu wahren. Aber jetzt wollte er mich weghaben, damit das mit mir und seiner Frau aufhört. Er gab mir die unbeliebtesten Jobs, versäumte keine Gelegenheit, mir immer wieder die verpatzte Autoschieberfestnahme unter die Nase zu reiben. Natürlich im Beisein der Kollegen. Bald wollte niemand mehr mit mir arbeiten. Meine Tätigkeit beschränkte sich auf Hilfsarbeiten, die auch ein Praktikant hätte erledigen können. Kranz hat mich permanent gemobbt. Und irgendwann bat ich tatsächlich um meine Versetzung. Es hatte keinen Sinn. Ich nahm meinen Jahresurlaub und den Rest unbezahlt, bis eine Stelle frei wurde.«
Dana zögerte. »Und Britta?«, fragte sie leise.
»Blieb bei Martin.«
Dana blinzelte irritiert. »Und trotzdem gibt er keine Ruhe?«
Ellen zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er mitbekommen, dass sie mich angerufen hat. Vorgestern Abend war das.« Sie grinste schief. »Der Abend der Mülltüte.«
Dana verzog das Gesicht. »Erinnern Sie mich nicht daran. Aber das würde passen. Kranz rief mich gestern Vormittag an, um sich mit mir zu treffen. Und er wusste von meinem Artikel, in dem ich Sie . . .«, kleiner Räusperer, ». . . ein wenig veralbert hatte. Er hatte Sie also weiterhin im Auge.«
»Dann hat er Britta erst recht beobachtet«, war Ellen überzeugt.
»Was wollte sie denn eigentlich?«, forschte Dana.
»Hören, wie es mir geht.« Ellen schüttelte den Kopf. »Ihr Gewissen reinigen. Ich habe am Ende einfach aufgelegt.«
»Ja, so sind die Frauen«, meinte Dana salopp. »Du schenkst ihnen dein Herz, weil du glaubst, sie lieben dich, aber sie nehmen es einfach und gehen damit fort. Und wundern sich noch, dass du keine Postkarte zu Weihnachten schickst.«
»Postkarten sind out, heute schreibt man E-Mails«, stellte Ellen trocken fest. Ein dankbarer Blick traf Dana. Es war nett von ihr, dass sie versuchte, sie aufzuheitern.
Dana lächelte schwach. »Ja, es ist ungerecht, das Ding mit den Gefühlen. Aber so ist es nun mal.«
Ellen seufzte. »Ich war gerade einigermaßen über Britta hinweg . . . und dann ruft sie mich an. Übrigens auch heute, vorhin, gerade bevor Sie kamen.« Zu Ellens eigener Verwunderung sprudelte es jetzt förmlich aus ihr heraus. »Erzählte mir, wie leid ihr alles tut, dass sie sich schlecht fühlt. Sie! Was ist mit mir? Verdammt. Sie erwartet tatsächlich von mir, dass ich ihr das schlechte Gewissen abnehme.«
»Verstehe. Deshalb das abgerutschte Messer?«, riet Dana.
»Ja, als wäre ein gebrochenes Herz nicht genug«, schniefte Ellen. »Jetzt sorgt sie auch noch dafür, dass ich mich selbst verstümmele.«
Dana kicherte. »Sie sind
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