Partnerin wider Willen
lebt.«
»Niemand zwingt dich, hierzubleiben. Du kannst dich woandershin versetzen lassen.«
»Ja, in ein, zwei Jahren. Mit einer guten Beurteilung. So lange hänge ich erst mal hier fest.«
»Dann tu doch einfach so, als wärst du gern hier. So schlecht ist es auch wieder nicht.« Dana unterbrach sich. Ihr fiel wohl auf, dass sie das nicht ernsthaft behaupten konnte, nachdem ausgerechnet sie Ellen so gepiesackt hatte. »Mal abgesehen von nervigen Journalistinnen«, fügte sie schuldbewusst hinzu.
»Nanu. Was wird das denn? Selbstkritik?«, spottete Ellen.
»Also dieser Broiler ist dir wirklich gut gelungen, richtig lecker. Du bist eine gute Köchin«, lenkte Dana ab.
»Danke.«
»Und eine wirklich gute Polizistin.«
»Das stimmt, aber woher willst du das wissen?«
»Das sieht man doch sofort.« Dana schnitt sich ein weiteres Stück von der Broilerbrust auf ihrem Teller ab und schob es in den Mund. »Dein routiniertes Vorgehen, die präzisen Fragen – du lässt dich durch nichts ablenken.«
Ellen schaute Dana mit zusammengekniffenen Augen an. Auf irgendwas steuerte die zu. Ellen konnte nur noch nicht sagen, was es war.
»Und deine psychologische Ausbildung scheint auch nicht übel. Du bist die erste, die es schafft, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Ich komme mir tatsächlich mies vor, weil ich dich so genötigt habe.« Dana lächelte Ellen reumütig an.
Ellen knabberte an ihrer Broilerkeule, wartete ab. Es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis Dana auf den Punkt kam. Es sei denn, sie wollte ihr den ganzen Abend Honig um den Mund schmieren. Aber das konnte Ellen sich nicht vorstellen.
»Es ist nur, na ja, wie soll ich es sagen, ohne dass du es in den falschen Hals bekommst«, druckste Dana.
Jetzt war es wohl gleich soweit!
»Nun bin ich zwar geläutert, habe aber ein Problem«, rückte Dana endlich mit der Sprache heraus.
In aller Ruhe löste Ellen ein weiteres Stück Fleisch vom Hühnerknochen. Sollte sie jetzt etwa fragen, welches Problem?
»Du weißt ja, dass ich auf Infos angewiesen bin«, holte Dana unnötigerweise aus. »Sonst hätte ich ja gar nicht . . .« Sie wedelte mit der Gabel in der Luft herum. »Du weißt schon.«
»Ja, ja. Das Thema haben wir abgehakt.«
»Schon, aber . . .« Dana wand sich. »Erzählst du mir, was bei dem Verhör mit dem Jungen rauskam? Seid ihr im Fall Kessler weitergekommen?«
Das war es also. Ellen war nicht sehr überrascht. »Ich darf nicht über laufende Ermittlungen sprechen.«
»Ich weiß. Aber kannst du nicht eine Ausnahme machen?«
»Nein.«
»Ich habe dich immerhin auf Düpow aufmerksam gemacht. Damit schuldest du mir einen kleinen Gefallen.« Ellens düsterer Blick reichte aus, dass Dana sich beeilte hinzuzufügen: »Den ich natürlich schon mehr als einmal aufgebraucht habe.« Sie seufzte. »Nur ein klitzekleiner Hinweis? Eine ultrakurze Zusammenfassung«, bettelte sie.
»Also gut, auch wenn du es ganz sicher nicht verdient hast«, ließ Ellen sich erweichen. »Der Junge hat zugegeben, Gerstäcker überfallen zu haben. Aber mit unserem Fall hat er nichts weiter zu tun. Es war Gruber, der Kessler das Flunitrazepam verabreichte. Er hat ihn nach eigener Aussage anschließend splitterfasernackt im Stadtpark ausgesetzt. Wollte ihn lächerlich machen. Wie Kessler in den Fluss kam, wissen wir immer noch nicht. Gruber streitet ab, dass er dabei die Finger im Spiel hatte. So ist der Stand der Dinge.«
»Also Sackgasse.«
»Wir haben eine neue Spur. Aber darüber kann ich dir wirklich nichts erzählen.«
Dana schaute unglücklich drein. »Gar nichts? Nicht mal eine Andeutung?«
Ellen schüttelte resolut den Kopf. Dana setzte zu einem weiteren Überredungsversuch an, aber ein Klingeln unterbrach sie. Ellen entschuldigte sich kurz bei Dana und ging ins Wohnzimmer, wo sie das Telefon von der Basisstation nahm.
»Reuter.«
»Wieso ist dein Handy ausgeschaltet?«, überfiel Marco sie ohne Begrüßung – und auch ohne die Antwort abzuwarten: »Wir haben einen Brand.«
»Was haben wir mit Bränden zu tun?«, wunderte sich Ellen.
»Normal nichts. Aber in dem, was der Brand hinterlassen hat, wurde eine Leiche gefunden. Schlimm verkohlt.«
»Wo?«
»Das zukünftige Einkaufszentrum. Eine von Kesslers Baustellen.«
»Ach nee. Adresse?«
Marco nannte den Straßennamen.
»Ich bin in fünfzehn Minuten da.«
Ellen ging zurück in die Küche. »Tja, ich hoffe, du bist satt. Denn ich muss dich rausschmeißen.«
»Was ist passiert?«,
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