Partnerin wider Willen
süß, wenn sie bockig sind, wissen Sie das?« Gleich darauf entschuldigte sie sich. »Sorry. Das war unsensibel.«
Ellen winkte ab. »Schon gut. Sie sind eben keine Expertin in Sachen Einfühlsamkeit«, stichelte sie schwach zurück.
Danas Frage »Wie lange ist es her? Ich meine die Sache mit Britta?« brachte Ellen zurück in ihre Kummerwelt. Ein weiterer, tiefer Seufzer löste sich aus ihrer Brust. »Zwei Monate.«
Sie schloss für einen Moment die Augen. Bevor sie sie wieder öffnete, legten sich zwei Arme um sie, zogen sie hoch. Dana stand vor ihr, drückte sie vorsichtig an sich. »Und das alles in einer neuen Stadt, ohne Freunde, ohne jemanden zum Anlehnen«, flüsterte Dana neben Ellens Ohr. Ihre Hände strichen über Ellens Rücken.
Das tat richtig gut. So gut, dass Ellen es einfach geschehen ließ. Sie legte ihre Hände um Dana, spürte deren Wärme. Und auch das fühlte sich gut an. Dieses Gut-Gefühl war es wohl, das Ellen dazu verleitete, die Finger ihrer rechten Hand durch Danas Haarenden streifen zu lassen. Sie waren samtig weich.
»Besser?«, fragte Dana leise.
»Ja. Danke.«
Dana löste die Umarmung.
Ellen stand verlegen da, hob ihren in Krepp gewickelten Finger. »Ich glaube, es ist Zeit für einen Verbandswechsel.« Sie machte einen Schritt zur Spüle. Dana trat neben sie und griff Ellens Hand. Diesmal entzog Ellen sie ihr nicht. Dana wickelte das Krepp ab. Die letzte Lage klebte etwas am Finger fest. Als sie es vorsichtig ablöste, kam erneut Blut, aber nur noch wenig.
»Haben Sie irgendwo Pflaster?«
»Im Bad, rechter Schrank.«
»Ich hole es.«
Ellen wusch derweil den Finger. Wenig später legte Dana ein Pflaster auf die Schnittwunde. Ellen lächelte unsicher. »Auch besser«, sagte sie.
Dana lächelte zurück. »Schön.«
»Und Sie wollen wirklich nichts über diese Geschichte schreiben?«, fragte Ellen in die plötzlich entstandene Stille.
Dana blinzelte kurz. »Wie? Ach so. Nein.«
»Wieso nicht?«
»Ich lasse mich nicht gern benutzen. Kranz geht es doch nur darum, Ihnen eine reinzuwürgen.«
»Ja, und wenn er es mit Ihrer Hilfe nicht schafft, wird er sich an jemand anders wenden.« Auf Ellens Stirn bildeten sich Sorgenfalten.
»Keine Angst, das wird nicht passieren«, versprach Dana.
»Wie wollen Sie das verhindern?«
»Lassen Sie mich nur machen.«
»Warum sind Sie plötzlich so nett?«
Dana zögerte. »Ich möchte es Ihnen möglichst schwermachen, mich zu hassen.«
»Ach was«, wehrte Ellen matt ab. »Wer spricht denn von hassen.«
»Als ich kam, wollten Sie mir am liebsten den Hals umdrehen«, erinnerte Dana. »Ich hatte Glück, dass Sie gehandicapt waren.«
»Na ja, aber daran sind Sie selbst schuld«, verteidigte Ellen sich. »So wie Sie sich eingeführt haben.«
Dana legte ihre Hände auf Ellens Arme. »Ich will, dass wir aufhören, ständig zu streiten. Ich gebe zu, ich war nicht fair. Okay? Es tut mir leid.«
»Heißt das, dieser unglückselige Deal ist aus der Welt?«, fragte Ellen hoffnungsvoll.
Dana schmunzelte. »Nein, das wäre zu viel des Guten.«
Ellen schüttelte energisch Danas Hände ab. »Was ist das denn für eine Reue?«
»Es tut mir wirklich leid. Deinetwegen «, sagte Dana eindringlich. »Weil ich . . . dich mag. Aber meinen Job muss ich trotzdem machen. Ich will es. Ich liebe es.«
»Letzteres glaub ich gern«, erwiderte Ellen ätzend. Dass Dana sie duzte, nahm sie hin. Ein Streit auch noch darüber würde einfach ihre Kräfte übersteigen.
Dana hob verzweifelt die Hände in die Höhe. »Ellen!«
»Ich kann darauf verzichten, dass du mich magst, wenn das sooo aussieht.«
Ihre Blicke trafen sich. Ellens enttäuscht, Danas ratlos.
»Ich habe genug von halbherzigen Entschuldigungen, die nur als Rechtfertigung dienen, dass man mich benutzt«, sagte Ellen.
Danas Stirn legte sich in Falten. »Du wirst mich doch wohl jetzt nicht mit Britta vergleichen.«
»Du wirst doch wohl jetzt nicht behaupten, das wäre etwas ganz anderes.«
»Aber natürlich ist es das. Ich spiele doch nicht mit deinen Gefühlen«, erwiderte Dana aufgebracht.
»Das tust du sehr wohl. Oder denkst du, es ist angenehm, unter Druck gesetzt zu werden?«, machte Ellen ihrem Ärger Luft.
»Das war doch gar nicht so ernst gemeint.«
»Woher sollte ich das denn wissen?«, rief Ellen. »Du warst sehr überzeugend.«
Dana schüttelte den Kopf. »Aber ich habe versucht, unser Verhältnis aufzulockern«, verteidigte sie sich. »Nur bist du ziemlich stur. Das macht es
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