Partnerin wider Willen
denkbar ungünstig.
»Was war gestern mit dir los?«, begann Britta auch schon.
Ellen spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, dem Gespräch auszuweichen. Aber vielleicht war es das Beste, es einfach hinter sich zu bringen. Einfach würde es natürlich nicht werden. Ellen wartete ein paar Atemzüge, um sich zu sammeln. Auf keinen Fall wollte sie unsicher wirken; das würde nur zu einer endlosen Diskussion führen.
»Ich fühle mich unwohl. Ich fühle mich von dir zu etwas gedrängt, was ich nicht will«, erklärte sie endlich ihr Befinden.
»Du willst nicht zurück nach Berlin?«
»Nein.«
Britta dachte nach. »Na ja, dann . . . warten wir damit. So weit ist es ja nicht von hier nach Berlin. Eine Fernbeziehung ist zwar kompliziert, aber . . .«
»Ich will auch keine Fernbeziehung«, unterbrach Ellen sie.
Stirnrunzeln. »Wie hast du dir das dann gedacht?«
Ellen schaute betreten vor sich hin. »Ich kann das nicht, Britta«, würgte sie hervor. »Ich würde mich wie ein Fremdkörper zwischen dir und deinen Kindern fühlen.«
Bedrückende Stille.
Eine Minute später Brittas dumpfe Stimme. »Was soll das heißen?« Ihr Gesicht sagte Ellen, dass Britta wirklich noch nicht begriffen hatte, was gerade passierte.
»Britta, ich kann nicht mit dir zusammen sein«, flüsterte Ellen fast unhörbar.
Britta blinzelte verwirrt. »Was?«, fragte sie tonlos.
Ellen schloss kurz die Augen. »Es tut mir leid«, murmelte sie, den Blick immer noch gesenkt. Sie fühlte sich außerstande, den Schmerz in Brittas Augen anzusehen.
Erneute Stille.
Ellen wartete. Sie hatte gesagt, was zu sagen war, und fühlte sich nun, trotz einer gewissen Bedrückung, erleichtert. Egal wie Brittas weitere Reaktion ausfallen würde, umstimmen lassen würde Ellen sich nicht.
»Und dafür habe ich meine Ehe aufgegeben?«, fragte Britta jetzt. »Für ein ›Es tut mir leid‹?«
Ellen hob den Blick. Brittas Augen schwammen verdächtig. Ellen musste schlucken. Sie wusste genau, was in Britta vorging. Schließlich hatte sie vor wenigen Wochen ähnliche Worte von ihr gehört und sich wie zerschmettert gefühlt.
»Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, was ich für dich getan habe?« Brittas Stimme hob sich eine Nuance.
Ellen seufzte. Natürlich wusste sie, dass Britta ihr Leben für sie umgekrempelt hatte. Nicht zuletzt deshalb fiel es Ellen ja so schwer, Britta zu sagen, dass es umsonst war. Aber, wie hatte Dana gesagt, Britta hatte diesen Schritt ja wohl auch für sich getan. Sie wollte diese Veränderung auch, diesen Neuanfang. So gesehen war nichts umsonst. Das würde auch Britta noch erkennen. Später, wenn sie Abstand gewann.
»Martin wird mir das ewig aufs Butterbrot schmieren.«
»Was?«
»Ich habe auf dich gebaut, Ellen. Du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen!«
Wie bitte? Ellen blinzelte irritiert. Sie hatte mehr mit Beschwörungen gerechnet wie: Ich liebe dich! Bleib bei mir! »Wie kommst du jetzt auf Martin? Ich denke, du hast dich von ihm getrennt.«
»Wir haben uns eine Auszeit genommen. Ich habe ihm gesagt, ich brauche etwas Abstand, um zu mir zu finden.«
»Auszeit?«, echote Ellen. Das hieß doch nichts anderes, als dass Britta mit ihr lediglich eine Probezeit geplant hatte. Und danach? Wollte sie die Vor- und Nachteile abwägen oder das Los entscheiden lassen? Ellen war derart schockiert über Brittas Eröffnung, dass ihr die Worte fehlten.
»Du kannst doch nicht erwartet haben, dass ich mein Leben sofort und radikal ändere«, lautete Brittas Erwiderung.
Doch, davon war sie ausgegangen.
»Ich muss doch erst sehen, wie es mit dir und den Kindern klappt. Alles andere wäre unverantwortlich. Und offensichtlich hast du ja nicht mal Lust, die beiden überhaupt kennenzulernen.« In Brittas Stimme schwang jetzt ein deutlicher Vorwurf mit.
Ellen starrte die Frau vor sich verdattert an. Britta meinte das ernst. Und Ellen fragte sich, wie gut sie Britta eigentlich kannte. Britta hatte sie tatsächlich die ganze Zeit in dem Glauben gelassen, sie hätte sich von Martin getrennt.
Das habe ich doch nicht falsch verstanden, ich bin doch nicht doof.
»Das wäre wohl auch zu früh, denn offensichtlich kenne ich dich nicht mal«, erwiderte Ellen lahm. »Jedenfalls weit weniger als ich dachte.«
»Ach, bin ich jetzt wieder die, die an allem schuld ist?«
Ellen schüttelte den Kopf. Dass das Gespräch unangenehm werden würde, hatte sie gewusst. Diese Wendung kam allerdings unerwartet. Britta war viel weniger verletzt
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