Partnerin wider Willen
als vielmehr beleidigt.
»So hast du dir unsere Beziehung vorgestellt? Du holst mich zurück nach Berlin, wir wohnen bei euch, und dein Leben geht weiter wie bisher? Zwischendurch kommt Martin vorbei und holt die Kinder zum Ausflug ab?«
»Ja. Wie sonst?«
»Und wenn es nicht klappt, wechselst du mich wieder gegen Martin aus?«
»Das spielt doch keine Rolle. Wenn es nicht klappt, klappt es nicht. Was danach kommt, ist unabhängig davon.«
»Und wie lange, dachtest du, soll diese Testphase dauern? Eine Woche? Einen Monat? Drei Monate?«
»Ich dachte an sechs Wochen«, erwiderte Britta prompt.
Ellen nahm es fassungslos hin. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Warum willst du es überhaupt versuchen?«
»Weil ich dich liebe natürlich.«
Wirklich? »Wie kannst du dann so pragmatisch an die Sache rangehen?«
»Pragmatisch? Ich würde sagen, alltagstauglich. Ich trage nun mal eine Verantwortung für meine Kinder. Ich versuche lediglich, sie und dich unter einen Hut zu bringen. Was ist daran jetzt verkehrt? Das schließt doch die Romantik zwischen uns nicht aus. Im Gegenteil.« Brittas Hand griff nach Ellens, ihr Daumen streichelte Ellens Handrücken.
Ellen seufzte. Vielleicht verstand sie Britta ja auch deshalb falsch, weil sie sich in diesem Szenario nur als Rädchen im Getriebe sah. In Brittas Getriebe wohlgemerkt. Romantik nicht ausgeschlossen. Na toll. Sie wollte aber mehr. Sie wollte Zärtlichkeit und Leidenschaft, Herzklopfen, bis ihr schlecht davon wurde, Gespräche bis in die Nacht, Pläne schmieden ausgehend von gemeinsamen Träumen.
Brittas Welt war eine ganz andere als ihre, Ellens. Als sie Britta gebeten hatte, mit ihr zu kommen, hatte sie dennoch geglaubt, in dieser Welt leben zu können, es zu wollen. Damals meinte Ellen es wirklich ernst. Dieses Damals war noch nicht sehr lange her, und deshalb war es auch so schwierig, Britta klarzumachen, dass sich die Situation geändert hatte.
Es sei denn, du nennst ihr den wahren Grund, Ellen. Vielleicht konnte Britta die Dinge eher akzeptieren, wenn sie erfuhr, dass sie einfach zu lange gezögert hatte. Dana war aufgetaucht und hatte sie, Ellen, aus ihrer Lethargie gerissen. Danas Energie, ihre Spontanität, ihr Widerspruchsgeist, ihre Leidenschaft. Das alles war auf sie übergegangen. Sie wollte sich aus dieser Lebendigkeit nicht wieder verabschieden, um alltagstauglich unter einen Hut mit wem auch immer gebracht zu werden.
»Ich habe jemanden kennengelernt. Und ich glaube, ich habe mich verliebt.« Ellen zögerte nur kurz, dann fügte sie hinzu: »Ich glaube es nicht, ich weiß es. Und deshalb komme ich nicht mit dir. Weder für sechs Wochen noch sonstwie.«
Brittas Daumen lag plötzlich unbeweglich auf Ellens Handrücken. Dann zog sie abrupt ihre Hand weg. »Wie bitte? Und das sagst du mir erst jetzt? Warum hast du dann mit mir geschlafen?«
»Ich . . . war mir nicht richtig klar darüber. Da noch nicht.«
»Das ist gerade mal zwei Tage her!«
»Ich kann es nicht ändern. Ich dachte, ich sehne mich nach dir, aber eigentlich . . .«
»Stopp! Sag es nicht.« Brittas Augen bohrten sich durch Ellen. »Sag nicht, du hast mit mir geschlafen und dabei an sie gedacht.«
»Nein, das habe ich nicht. Wirklich nicht«, versicherte Ellen hastig. »Als ich mit dir schlief, wollte ich das. Mit dir . Weil ich dachte, dann ist alles wie am Anfang. Aber ich fühlte danach, dass etwas fehlte. Eigentlich fühlte ich es schon davor.«
Brittas Augen durchdrangen Ellen immer noch. Die unerbittliche Schärfe in ihnen war jedoch gewichen. »Ich verstehe. Glaube ich. Es war da also bereits zu spät für uns.«
»Ja. Nur wusste ich es noch nicht. Ich fühlte es, aber ich brachte es noch nicht mit Dana in Zusammenhang. Ich habe auch wirklich keine Ahnung, wie ich mich in sie verlieben konnte. Sie ist arrogant und nervig. Und trotzdem kann sie zuhören, ist einfühlsam, wenn man es am wenigsten erwartet. Sie überrascht mich immer wieder mit neuen Eigenschaften.«
»Ihr kennt euch ja auch noch nicht lange, nehme ich an.«
»Nein. Aber ich will sie kennenlernen. Und ich weiß, sie wird mich immer wieder überraschen. Und wenn sie mich nicht mehr überrascht, werde ich jede ihrer Gewohnheiten kennen. Und ich kann sie damit aufziehen. Auf ihre Blicke dabei freue ich mich jetzt schon.«
»Ellen!«, brummte Britta.
»Sorry.« Ellen biss sich auf die Unterlippe. Wie konnte sie hier vor Britta sitzen und so euphorisch über Dana sprechen . . . Das
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