Partnerin wider Willen
abschließen oder nicht?«
Natürlich wollten sie das.
»Was mir Sorgen macht«, sann Marco. »Was passiert, wenn Gerstäcker sich gar nicht mehr bei Dana Wegener meldet, sondern ihr auflauert? So würde er auf Nummer sicher gehen, was das Verhindern unserer Anwesenheit angeht. Am besten, wir schicken gleich einen Techniker zu Dana, der sie verkabelt. Damit nichts schiefgeht.« Er war schon voll und ganz dabei, die weitere Vorgehensweise abzustecken.
Ellen blickte düster drein. »Nichts schiefgeht? Es gibt keine Garantie dafür.« Und deshalb werde ich auf keinen Fall hier im Büro sitzen bleiben. Ellen stand abrupt auf. Dabei bekam ihr Stuhl einen Schubs, so dass er nach hinten gegen den Aktenschrank rollte. »Ich fahre sofort zu ihr.«
Marco hob die Hand. »He, he, ruhig.« Er sprang auf und kam zu Ellen. Mit der einen Hand griff er nach der Rückenlehne ihres Stuhles und zog ihn heran. Mit der anderen Hand drückte er Ellen mit Nachdruck auf selbigen hinunter. »Setz dich. Lass uns einen kühlen Kopf bewahren. Gerstäcker wartet sicher bis zum Abend, bevor er was unternimmt. Er braucht Zeit, was zu planen. Und so, wie du gerade drauf bist, machst du unseren Lockvogel nur nervös. Das hilft weder ihr noch uns.«
Ellen fügte sich notgedrungen. Marco hatte recht. Und, wie es aussah, im Moment die besseren Nerven. Sie hingegen benahm sich völlig unprofessionell. Wenn sie das nicht die nächsten hundert Jahre unter die Nase gerieben bekommen wollte, musste sie sich jetzt zusammenreißen. »Okay. Ich ruf Dana an, dass ein Techniker kommt.« Damit wählte sie Danas Handynummer.
»In Ordnung. Ich bin zu Hause«, sagte Dana, nachdem sie zugehört hatte. »Und?«, fragte sie. »Kommt da noch mehr?«
Die Frage schien zusammenhangslos. Doch Ellen wusste genau, was Dana meinte: Dana wollte wissen, was sie erwarten konnte. Ob sie etwas erwarten konnte. Genau das fragte Ellen sich auch. Wollte sie sich in eine neue Beziehung stürzen, Hals über Kopf, ohne nachzudenken? Dana und sie gaben nicht gerade ein harmonisches Paar ab. Würden die Unterschiede, die Konflikte, die im Moment noch aufregend und spannend waren, nicht schnell zu einer Belastung werden? Sie konnte sich ihres Gefühls für Dana doch gar nicht sicher sein. Sie beide kannten sich ja kaum. Es war eine gewisse Anziehung vorhanden, ja, aber es war doch noch viel zu früh, um von Liebe zu sprechen. Sie sollten die Sache etwas langsamer angehen. Es bestand doch auch gar kein Grund zur Eile.
»Gib mir etwas Zeit«, bat Ellen.
»Ich weiß nicht. Ich fühle mich irgendwie wie der Trostpreis. Das ist ein mieses Gefühl.«
Ellen schielte zu Marco. Der war auffallend intensiv mit dem Lesen einer Akte beschäftigt und tat, als interessiere ihn nichts anderes. »Nein, ich meinte, lass uns etwas Zeit.«
Ellen wartete. »Was sagst du dazu?«, fragte sie, weil Danas Antwort ausblieb.
»Kommt drauf an.«
»Worauf?«
»Ob Britta noch da sein wird.«
Ellen suchte nach einer Antwort. Ihr Zögern wurde prompt mit dem Abbruch der Verbindung quittiert. »Verdammt«, murmelte sie.
Marco studierte nach wie vor hochkonzentriert seine Akte.
Angesichts der veränderten Lage konnte Ellen wenigstens den vorher abgelehnten Personenschutz durchsetzen. Ein Kollege wurde abgestellt und vor Danas Wohnung postiert. Dann begann das Warten.
Am Nachmittag sah der Chef vorbei, erntete stummes Kopfschütteln auf seine Frage, ob es Neues gebe, und schickte Ellen und Marco nach Hause. »Gerstäcker wird sich mit Frau Wegener kaum im nachmittäglichen Berufsverkehr treffen. Viel zu viele Menschen, unüberschaubar für ihn, ob und wo wir unsere Leute postiert haben. Machen Sie ein paar Stunden Pause. Schonen Sie Ihre Kräfte für die Nacht. Um sieben wieder hier.«
Das hielt Ellen für eine gute Idee. Sie fuhr nach Hause. Als sie die Tür zu ihrer Wohnung aufschloss, schaute Ellen zuerst auf die Garderobe. Britta war da.
Sie saß in der Küche am Esstisch, vor sich ihr Laptop. Als Ellen im Türrahmen erschien, schaute Britta auf und klappte den Schirm herunter. »Gut, dass du kommst. Wir müssen reden.« Ihr Blick ruhte düster auf Ellen.
»Ja«, erwiderte Ellen nur. Sie setzte sich. Eigentlich hatte sie sich einen schönen Kaffee machen und etwas essen wollen. Einfache Dinge tun, um sich zu beruhigen, damit ihre Sorge um Dana nicht zu sehr die Macht über sie ergriff. Daraus wurde offensichtlich nichts. Britta wollte reden. Ellen konnte sich denken, worüber, und fand den Zeitpunkt
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