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Partnerschaft und Babykrise

Partnerschaft und Babykrise

Titel: Partnerschaft und Babykrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schmidbauer
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erstgeborene Störenfried würde mit dem Neuankömmling eine entlastende Symbiose eingehen. So könnten die Eltern in die frühere Nähe zurückfinden, die sich mit dem Bild der »richtigen Familie« für jeden Partner auf manchmal unvereinbare Weise verknüpft – z.B. endlich einen »guten Vater« oder eine »zufriedene Mutter« zu gewinnen, an denen es gegenwärtig so schmerzhaft mangelt.

    In der modernen, individualisierten Familie prägt Rivalität die Beziehung zwischen Geschwistern. Nähe und wechselseitige Fürsorge müssen dieser Rivalität abgerungen werden. Am wenigsten können das Eltern leisten, welche bereits durch die Aufgabe belastet sind, Rivalität in der Partnerschaft zu unterdrücken. Diese wurzelt im Eindringen des Leistungsdenkens in die Intimsphäre 19 : Wer von uns beiden ist (mehr) schuld daran, dass uns das Kind so viel Nähe gekostet hat? Wer hat als Vater/Mutter versagt? Wer verteilt die Zensuren, wer wird zensiert?
    Die durch diesen Kampf erschöpften Eltern stehen vor der Aufgabe, mit der Rivalität zwischen dem ersten und dem zweiten Kind umzugehen. Dabei haben sie insgeheim erwartet, dass das zweite Kind mit dem ersten in jene Symbiose findet, die ihnen mangelt, und auf diese Weise auch die Eltern auf magische Weise sie von ihrer bisher noch latenten Rivalität erlösen.
    Die Folgen belasten alle Beteiligten. Ich habe einige Male diese »zweiten Kinder« analysiert, die Zeugen des Zusammenbruchs der Elternliebe wurden und noch als Erwachsene mit heftigen Ängsten zu kämpfen hatten, wenn sich etwas in ihrem Leben veränderte. »Ich habe immer wieder gedacht, ich bin schuld, dass der Vater ausgezogen ist«, sagte eine von ihnen.
    Da das zweite Kind oft am Ende einer Aufbauphase steht, in der sich Eltern verschuldet haben, um der »richtigen« Familie den Rahmen zu verschaffen, sind auch die wirtschaftlichen Folgen einer Trennung bedrohlicher geworden. Die
Angehörigen schütteln den Kopf und zweifeln am Verstand von Paaren, die erst noch ihren Zusammenhalt durch eine zweite Schwangerschaft zu besiegeln schienen und sich danach doch trennen.
    In der Paartherapie sind die Aussichten (wie zu erwarten) gemischt. Einerseits sind die Enttäuschungen oft immens. Die Paare müssen nicht nur die Kränkung verarbeiten, dass die erste Schwangerschaft ihre Liebe nicht befördert, sondern gefährdet hat. Sie stehen auch vor dem Scheitern ihres Reparaturversuchs und sind oft hinter den vorwurfsvollen Fassaden geknickt und verzweifelt.
    Auf der anderen Seite spricht gerade dieser Reparaturversuch, den die »vernünftige« Umwelt nicht selten entwertet, für eine elementare Bereitschaft, Lebensmöglichkeiten zu realisieren und nicht schnell aufzugeben. Diese Qualitäten können für einen Neuanfang fruchtbar gemacht werden, wenn die Partner erst einmal verstehen, was mit ihnen geschehen ist.
    Sobald es ihnen dann gelingt, sich von Schuldzuweisungen und den Ängsten zu befreien, als Sündenbock oder Liebesversager(-in) dazustehen, finden sie oft überraschend schnell wieder zueinander und heimsen, wie ich es erst jüngst wieder gehört habe, von ihren Kindern nach einem Familienurlaub das Lob ein, dass sie sich diesmal doch gar nicht mehr gestritten haben. Den Eltern war in diesem Urlaub nur aufgefallen, dass sich die beiden Söhne erheblich besser vertrugen als zuvor.
    Großeltern als Belastung oder Chance
    Als hätten junge Eltern nicht genug damit zu tun, ein Restchen Erotik und gemeinsamer Freizeit vor der Baby-Tyrannei zu retten, machen sich nach der Geburt auch andere Störenfriede bemerkbar. Haben bisher Eltern und Schwiegereltern das Paar weitgehend in Ruhe gelassen, weckt die Geburt des ersten Enkelkindes narzisstische Bedürfnisse der frisch gebackenen Großeltern. Kinder werden selten so, wie es sich die Eltern vorstellen.
    Ohne viel nachzudenken, haben sie Erwartungen in das neue Leben projiziert, die viel mit eigenen Traumzielen zu tun hatten. Wer Arzt oder Sänger werden wollte und »nur« Handwerker oder Beamter geworden ist, denkt angesichts seiner Kinder unwillkürlich darüber nach, ob er sie nicht dazu bringen kann, seine Träume zu verwirklichen. Diese Erwartungsprojektion wiederholt sich dann an den Enkeln. Das eigene Kind ist zwar die einschneidendste, aber nicht die erste Erfahrung mit dem Dritten, die einem Liebespaar bevorsteht. Wie die Eltern, Verwandten und Freunde des Partners »verdaut« wurden, nimmt die Möglichkeiten einer Bereicherung der Beziehung ebenso wie die

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