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Partnerschaft und Babykrise

Partnerschaft und Babykrise

Titel: Partnerschaft und Babykrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schmidbauer
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wird die Partnerin des Sohnes von der Schwiegermutter als Konkurrentin wahrgenommen. So kann der Ehemann zwischen die Fronten zweier Mütter geraten, von denen jede ihre eigene Aggression damit rechtfertigt, sie verteidige doch nur ihr Kind.
    Der 36-jährigen Juristin ist es nicht leicht gefallen, ihren Beruf zurückzustellen, um für ihren Sohn zu sorgen. So organisiert sie eine Tagesmutter, um wenigstens halbtags arbeiten zu können. Die Schwiegermutter ist entsetzt. Das Kind wird schwere
Schäden davontragen, das weiß doch jeder, das steht in allen Ratgebern! Der Ehemann versucht abzuwiegeln, seine Mutter sei nun mal so, sie meine es doch nur gut, mache sich eben Sorgen, vielleicht müsse seine Frau wirklich nicht so früh wieder arbeiten, wie sie es vorhabe.
    Das Paar kommt in feindseliger Stimmung in die Beratung. Der Ehemann sagt wenig, wirkt trotzig, will sich nicht verbieten lassen, mit dem Dreijährigen über Weihnachten seine Mutter zu besuchen. Die Ehefrau hat geschworen, dass ihr diese Person nicht mehr ins Haus kommt. Neulich hat die Schwiegermutter, als der Kleine weinte, ihn ihr regelrecht weggerissen und in ein anderes Zimmer getragen, um ihn zu trösten. Sie weiß alles besser, zieht ihn viel zu warm an, gibt ihm Schokolade und beschwört ihn, der Mama nichts davon zu sagen, die verstehe das nicht. Dabei wolle sie ihr Kind richtig ernähren.
    Sie hat jetzt einen auf Familienrecht spezialisierten Kollegen befragt, ob sie den Besuch des Vaters bei seinen Eltern nicht gerichtlich unterbinden könne. Dieser habe ihr empfohlen, doch lieber erst einmal einen Psychologen aufzusuchen.
    Die Untersuchung der Vorgeschichte ergibt Einzelheiten, welche das schlechte Selbstgefühl der jungen Mutter verständlich machen. Sie hatte sich in der Pubertät nach einer Phase mit Essstörungen und heftigen Konflikten von ihrer eigenen Mutter getrennt, die sie kalt und ehrgeizig findet. Von dieser Großmutter ist noch nie ein Angebot gekommen, den Enkel zu betreuen – und von der Schwiegermutter nur das falsche!
    Anfänglich hatte die Ehefrau ein inniges Verhältnis zu ihrer
Schwiegermutter aufgebaut, die ihr warmherziger schien als ihre eigene Mutter. Jetzt fürchtet sie, dass die Großmutter bei Sohn und Enkel Stimmung gegen sie als kalte, ehrgeizige Person macht.
    In der Paartherapie gelingt es, der klugen, aber von tiefen Zweifeln an ihrer Liebesfähigkeit beherrschten jungen Mutter zu verdeutlichen, dass sie ihre eigenen Verlassenheitsängste auf Kind und Ehemann projiziert. Da sie ihre eigene Mutterbindung als wenig fest erlebt hat, kann sie gar nicht wahrnehmen, wie verlässlich sowohl ihr Ehemann wie ihr Sohn an sie gebunden sind und wie wenig die Schwiegermutter als ernsthafte Konkurrenz gesehen werden muss.
    Die Situation verbessert sich, seit der Ehemann aktiver wird und nicht mehr passiv versucht, es sowohl seiner Ehefrau als auch seiner Mutter recht zu machen. Er tritt männlicher auf, strukturiert die Familie, vertritt die Berufstätigkeit seiner Frau als eigenen Wunsch gegen die Großeltern und riskiert einen humorvollen Gegenangriff: Er wolle für seinen Sohn eine beruflich engagierte Mutter und keine Hausfrau, die sich bei ihren Kindern darüber beklage, dass sie nicht genug beachtet und anerkannt werde.
    Der 38-Jährige kommt aufgewühlt in die Beratung. Er ist ein erfolgreicher, international operierender Geschäftsmann. Seine Frau habe ihn vor Kurzem verlassen, weil er ohnehin immer auf Geschäftsreise sei. Er nehme ihr das nicht übel, aber er wolle auf gar keinen Fall, dass die Kinder (zwei Buben, einer im Kindergarten, einer im Grundschulalter) darunter leiden sollten.
    »Ich kann doch meine Kinder nicht bei meiner Mutter lassen.
Das ist nicht der richtige Einfluss. Sie hat mir das Leben schwer genug gemacht. Ich hab als Kind einfach abgeschaltet, ich musste alles alleine machen. Sie hat es mir nie verziehen, dass ich der Sohn des Mannes bin, der sie verlassen hat. Was immer ich tat, sie musste ein Etikett draufkleben, ein moralisches Urteil fällen, in dem sie gut dastand und ich schlecht.
    Zurzeit ist es ganz schwierig. Ich habe genug damit zu tun, dass mich Eva verlassen hat. Wir wollen das wirklich gut machen, die Kinder sollen da keinen Schaden davontragen, sie sollen wissen, dass wir beide absolut hinter ihnen stehen. Als ich es meiner Mutter sagte, reagierte sie ganz typisch: Na gratuliere, das hat mir ja gerade noch gefehlt! Als ob ich ihr was angetan hätte.
    Sie denkt immer nur an sich.

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