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Partnerschaft und Babykrise

Partnerschaft und Babykrise

Titel: Partnerschaft und Babykrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schmidbauer
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und stürzt viel tiefer als seine Altersgenossen. Es wird in Größenvorstellungen stimuliert und muss mit heftigsten Schuld- und Versagensgefühlen bemerken, dass es doch nicht in der Lage ist, das Defizit der Eltern zu beheben. Dickfellige und geistig träge Kinder eignen sich für die Rolle des Retters und Schiedsrichters eines entzweiten Elternpaares
schlechter als intelligente und kreative, deren Entwicklung Alice Miller in ihrem Text über »Das Drama des begabten Kindes« festgehalten hat. 21
    Die Fälle, in denen es in einer Familie zu sexuellem Missbrauch kommt, sind verwandt. Der strafrechtlich unscheinbare, »nur« narzisstische Missbrauch ist nicht weniger schädlich, aber erheblich schwerer zu durchschauen. Ein festes erotisches Band zwischen den Eltern und ihre Bereitschaft, die anstehenden Probleme gemeinsam anzugehen, ehe die Kinder mit ihnen konfrontiert werden, sind in ihrer Bedeutung für die seelische Entwicklung kaum zu überschätzen. Väter, die sich an ihren Töchtern vergreifen, Mütter, die ihren Sohn gegen einen väterlichen Sexualdämon mobilisieren sind eine böse Garantie für Selbstgefühlsstörungen.
    Freud beschreibt, wie der Ödipuskomplex bewältigt und eine innere Struktur aufgerichtet wird, indem sich der Sohn mit dem Vater, die Tochter mit der Mutter identifiziert. Das wird kaum gelingen, wenn der Vater als lüsterner Grobian, als nur an Geld und Karriere interessierter Verräter an der Liebe seiner Frau dasteht oder wenn die Mutter als Putzteufel dargestellt wird, der eine saubere Küche wichtiger ist als Liebe und Zärtlichkeit.
    Durch die Identifizierung mit dem Vater oder der Mutter gewinnt das Kind einen inneren Halt, ein Stück narzisstischer Selbstversorgung. Diese wird es später in der Situation dringend benötigen, um die es hier geht. Angesichts des Verlustes eines in bestätigender Symbiose bezogenen Partners bräuchten Mütter wie Väter ein autonomes Reservoir an narzisstischer Bestätigung.

    Dieses ermöglicht, die eigene Mutter- oder Vaterrolle zu entwickeln, ohne dafür nur Anerkennung zu ernten. Vor allem durch den Anspruch auf Bestätigung von außen aufgrund innerer Defizite an Halt und Selbstreflexion wachsen Beschädigungs- und Entfremdungsgefühle der Eltern in jungen Familien.
    Die unsichere, von den Anforderungen ihrer neuen Rolle überlastete Mutter möchte möglichst viel Halt und Einfühlung vonseiten des Vaters. Sie findet in der Erinnerung an das Verhalten der eigenen Mutter nur den Druck, es unbedingt anders und besser zu machen.
    Der frisch gebackene Vater hat vielleicht die Schwangerschaft seiner Frau als Bestätigung seiner Männlichkeit, seiner Potenz erlebt. Jetzt kränkt es ihn, dass das Baby mehr Aufmerksamkeit findet als er. Er fürchtet seinen Platz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit seiner Partnerin für immer zu verlieren und kann nicht wahrnehmen, dass sie glaubt, die Zuwendung für sein Kind sei Zuwendung für ihn.
    In ihren ödipalen Identifizierungen verunsicherte Männer und Frauen ziehen sich gegenseitig an. Sie verbindet die Angst vor seelischen Verletzungen und das Streben nach einer perfekten Liebe, in der solche Verletzungen niemals vorkommen werden. Solche Paare erleben die Erweiterung und Erhöhung des Selbstgefühls durch eine Liebesbeziehung besonders intensiv. Wenn jeder Partner sehr viel Sicherheit braucht, wird er in der von Aufbruchsstimmungen getragenen Anfangssituation einer Liebesbeziehung überzeugt sein, sie gefunden zu haben.
    So bestärken sich die Partner gegenseitig und trauen sich zu,
über die Beschädigungen und Einschränkungen zu triumphieren, die sie seit ihrer Kindheit verfolgen und bedrohen. Das kann sich schon während der Schwangerschaft verändern. Wenn beispielsweise die wechselseitige sexuelle Bestätigung unbewusst an Bilder einer garantiert nicht »mütterlichen« Idealfigur gebunden ist, hapert es in den späteren Monaten der Schwangerschaft mit der Erotik.
    Sobald eine in ihrer Erotik unsichere, gegen ihre Mutter eingestellte junge Frau sich als werdende Mutter dick und unattraktiv imaginiert, bräuchte sie eine gesteigerte Zuwendung des Partners. Der ödipale Sieger, d.h. der Sohn, der zum Liebling der Mutter wurde, den sie dem Vater vorgezogen hat, steht aber unter dem Druck einer besonders intensiven Abwehr inzestuöser Phantasien. Seine zur Mutter werdende Partnerin weckt diese Abwehr. Er verliert sein erotisches Interesse, ohne zu ahnen, warum. Er rationalisiert es als Schonung der

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