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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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los.
    Mirko strebte einen freien Doppelsitz an und ließ sich auf den Fensterplatz fallen.
    Er legte den Arm auf die andere Lehne, und als Mona sich setzte, spürte sie seine Finger im Nacken, dann krabbelten sie langsam ein paar Zentimeter die Wirbelsäule hinab.
    Merkt er, dass ich schwitze? Ist mein T-Shirt da etwa nass?
    Mona war kurz davor, in Panik zu geraten.
    Sie lächelte Mirko unsicher an. Aber Mirko reagierte nicht. Ganz entspannt schaute er aus dem Fenster, während seine Fingerspitzen ihren Nacken kraulten.
    Mona beugte sich vor. Mirko zog die Hand zurück, ohne Mona anzuschauen.
    »Woher weißt du, welche Straßenbahn ich nehme?«, frag te Mona.
    Mirko grinste. »Ist nicht schwer zu erraten, oder? Mit der Neunzehn landest du doch direkt am Tivoli-Platz. Ich mei ne, praktisch vor deiner Haustür.«
    Stimmt, dachte Mona. Und dann dachte sie: Weiß er auch, in welchem Haus ich wohne? Wieso kennt er meine Haustür?
    Aber sie traute sich nicht zu fragen.
    So saß sie ruhig neben ihm, und als sie sich wieder vor sichtig zurücklehnte, waren auch Mirkos Finger wieder da.
    Mona schaute geradeaus, ohne irgendetwas von der Umgebung wahrzunehmen. Ihr Blick war nach innen gerichtet, auf ihren Rücken. Sie konzentrierte sich vollkommen auf Mirkos Finger. Die zarten Berührungen erinnerten sie an den Gecko, der damals in der Finca auf Mallorca (die sie immer in den Sommerferien gemietet hatten, als ihr Papa noch lebte) die Wände in ihrem Zimmer rauf-und runtergekrabbelt war. Der Gecko war fremdartig und ein bisschen unheimlich gewesen, mit seinem Reptilienkopf und den Beinen, die an der glatten Wand wie Pattex klebten. Aber als sie gehört hatte, dass Geckos Glücksbringer sind, hatte sie ihn auf einmal gemocht, sich am Ende des Urlaubs tränenreich von ihm verabschiedet und zu Hause erleichtert festgestellt, dass Geckos nicht zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehörten.
    Mirko rekelte sich mit gespreizten Beinen auf seinem Fensterplatz. Er besetzte noch ihren halben Sitz mit, sodass sich ihre Knie immer berührten, wenn die Straßenbahn in eine Kurve fuhr. Jedes Mal zuckte Mona leicht zusammen und hoffte, Mirko würde es nicht merken. Sie war so viel Nähe zu einem Jungen eben nicht gewohnt.
    Er trug heute andere Schuhe. Lederschuhe, schwarz und so glänzend poliert, dass man sich darin spiegeln konnte. Sie sahen teuer aus.
    Mona lächelte. »Schöne Schuhe«, sagte sie.
    Mirko schaute auf seine Lederschuhe, drehte die Füße ein bisschen. »Sind geil, oder?«
    Mona nickte.
    »Ich mach mir nicht viel aus Klamotten«, sagte Mirko.
    Mona lächelte. »Ich auch nicht.«
    »Aber was man an den Füßen trägt, ist wichtig.«
    »Wieso?«, fragte Mona amüsiert.
    »Weiß nicht. Bei uns beurteilt man die Leute immer da nach, welche Schuhe sie tragen. Bei Schuhen kannst du nämlich nicht schummeln. Man erkennt immer sofort, ob ein Schuh teuer oder billig ist. Bei Lederschuhen siehst du das extrem.«
    Mona fiel nichts ein, was sie darauf hätte sagen können, sie trug, sobald es einigermaßen warm draußen war, am liebsten Flip-Flops aus rotem Gummi, sozusagen die allerbilligsten denkbaren Schuhe. Eigentlich nicht mal richtige Schuhe, sondern nur eine billige Gummisohle mit zwei Riemchen. Ganz Afrika lief in solchen Schuhen herum. Sie hatte einmal gesehen, dass ein Marathonläufer aus Äthiopien in Flip-Flops trainiert hatte, weil er sich andere Schuhe nicht leisten konnte.
    Charlotte hasste diese Art Schuhe. Sie schimpfte, wenn sie Mona damit sah. »Davon bekommst du hässliche Füße und einen schlampigen Gang«, sagte sie immer.
    Deshalb trug Mona die Flip-Flops auch nur, wenn ihre Mutter unterwegs war. Fernanda war es egal, wie sie mor gens aus dem Haus ging. Meistens kam Fernanda sowieso zu spät. Dann war Mona schon weg, wenn Fernanda mit den Croissants kam. Eigentlich war es abgemacht, dass Fer nanda morgens für Mona das Frühstück machte, wenn Charlotte nicht da war.
    Aber Fernanda, eine Portugiesin mit vier Kindern, deren Mann im Straßenbau arbeitete und meistens Nachtschich ten machte, hatte viele Gründe, warum sie wirklich nicht pünktlich sein konnte. Eines ihrer Kinder war immer krank oder hatte ein Problem in der Schule, der Bus war ihr vor der Nase weggefahren, sie hatte sich ausgesperrt, sie musste auf die Müllabfuhr oder den Stromableser warten. Egal. Mona konnte sich gut ihr Frühstück allein herrichten und von den Croissants, die Fernanda in einem portugiesischen Café besorgte, würde sie nur

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