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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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in ihre Straße ein.
    Die Mülleimer standen noch auf dem Bürgersteig. Frei tags kam immer die Müllabfuhr.
    Ein älterer Mann mit strähnigen weißen Haaren, nachläs sig gekleidet, schlurfte langsam an den Mülltonnen vorbei. Er schwankte etwas und manchmal sah es aus, als wolle er sich an einer Tonne abstützen. Dabei öffnete er jedoch ver stohlen den Deckel und spähte hinein. Mit einem Stock stocherte er kurz und geschickt in dem Müll herum. Wenn er nichts Interessantes entdeckte, ließ er den Deckel wieder zufallen.
    Es war nicht klar, ob er Mona und Mirko hatte kommen sehen, aber als sie dicht an ihm vorbeigingen, drehte er ih nen den Rücken zu und summte dabei vor sich hin.
    »Penner«, knurrte Mirko.
    Der Mann hob den Kopf, drehte sich zu ihnen um und rief: »He du! Was hast du eben gesagt?«
    Mirko blieb stehen.
    »Komm«, sagte Mona beschwörend, »lass ihn doch.«
    Aber Mirko hörte nicht auf sie. Er ging auf den Mann zu. »Ich hab Penner gesagt«, antwortete er freundlich.
    Er hatte die Hände nicht in die Hosentaschen gesteckt und nahm auch keine bedrohliche Haltung ein. Er ließ die Arme locker hängen, er sah nicht aggressiv aus. Und trotz dem schlug Monas Herz schneller. Wenn es nach Streit oder Gewalt roch, geriet sie leicht in Panik. Betrunkene machten ihr Angst. Einmal hatte ein Betrunkener sie in der U-Bahn belästigt und sie konnte, wenn sie daran dachte, immer noch den sauren Atem riechen, den er ihr ins Ge sicht geblasen hatte, während er versuchte, sie zu betat schen. Die anderen Leute in der U-Bahn hatten wegge guckt, bis eine ältere Frau ihr schließlich zu Hilfe kam, in dem sie den Mann wild beschimpfte und wegzerrte. Mona hatte ihrer Mutter die Geschichte nie erzählt. Es war ja gut gegangen.
    Der Mann hob drohend seinen Stock. Er schwankte jetzt stärker und fiel fast gegen die Mülltonne, fand aber sein Gleichgewicht wieder.
    »Das ist ein Schimpfwort!«, keifte er. »Das ist ungehörig! Ihr jungen Typen glaubt wohl, euch gehört die Welt!«
    »Hab ich nicht gesagt«, sagte Mirko.
    »Mir ging es auch mal besser!«, rief der Mann, er war jetzt erregt und bekam einen sehr roten Kopf.
    »Mann, reg dich ab, Penner«, murmelte Mirko. »Ich hab es doch nicht böse gemeint. Du bist ein Penner und das darf man doch sagen.«
    »Du Scheißkerl!«, rief der Mann. »Respektlos seid ihr jun gen Leute! Wir haben Deutschland damals aufgebaut nach dem Krieg! Und dankt uns das heute jemand?«
    Mirko legte dem Mann plötzlich die Hände auf die Schul tern.
    »Schon gut, Mann«, sagte er. »Entspann dich. Ich hab nichts gegen dich. Klar?«
    Der Mann zögerte. Er zog eine Grimasse. Er schien nicht sicher zu sein, wie er jetzt reagieren sollte.
    »Das ist meine Freundin.« Mirko deutete auf Mona, die sich nicht von der Stelle gerührt hatte und ihre Tasche wie einen Schutzschild vor der Brust hielt. »Um die muss ich mich jetzt kümmern. Verstehst du? Ich würde ja gerne noch länger mit dir reden, über die alten Zeiten und so. Aber das geht nicht, verstehst du?«
    Der Mann musterte Mona. Sie hatte das Gefühl, er war kurzsichtig und konnte sie gar nicht richtig erkennen.
    »Ist sie scharf?«, fragte er.
    »Und wie, Mann«, sagte Mirko fröhlich.
    »Das ist gut«, stellte der Mann fest, »ich hab auch immer scharfe Bräute gehabt.« Er gab Mirko einen kleinen, fast freundschaftlichen Stoß. »Geh schon. Besorg es ihr.«
    Mirko kam grinsend zu Mona zurück.
    Mona war feuerrot geworden, sie ging jetzt schnell, die Tasche an sich gepresst, und tat, als sei Mirko Luft für sie.
    Mirko grinste noch immer.
    »Hast du gehört, was der gesagt hat?«
    Wenn sie jetzt Nein sagte, würde Mirko es womöglich wiederholen. Mona hatte aber keine Lust, diese Worte aus Mirkos Mund zu hören. Also sagte sie lieber Ja und fügte hinzu: »Aber ich habe keine Lust, darüber auch nur noch ein Wort zu verlieren. Warum machst du so was?«
    »Was?«, fragte Mirko.
    »Dich mit so einem Typen anlegen.«
    »Ich hab mich doch nicht mit ihm angelegt. Der wollte das doch.«
    Mona stöhnte auf. Sie hatte immer noch ein heißes Ge sicht. »Ich mach um solche Leute immer einen großen Bo gen«, sagte sie.
    Mirko lachte. »Du kommst ja auch nicht so oft in die Ver legenheit, Penner zu treffen. Ich meine, hier in dieser Ge-gend...«Er ließ seinen Blick kurz über die vornehmen Häuserfassaden schweifen. »Ich treffe solche Leute ständig. Mit denen muss man auch fertig werden. Man muss mit al len fertig werden.«
    Mona kramte wortlos

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