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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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direkt ins Gehirn. Aber es machte nichts, es tat nicht weh. Es war gut. Zum ersten Mal hatte Mona das Gefühl, dass sie die se Musik verstand. Verstand, warum es sie geben musste und warum sie so laut sein musste. Sie fühlte den Rhythmus des Schlagzeuges wie leichte scharfe Schläge auf der Haut und die feinen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf. Stau nend fuhr sie mit den Fingerkuppen darüber. Langsam be gann sie, sich im Takt der Musik zu bewegen.
    Mirko beugte sich zu ihr herunter. »Ist das geil?«, schrie er.
    Mona wandte ihm das Gesicht zu. Sie lachte, sie nickte. Und dachte: Wenn er mich küssen will, findet er meinen Mund ja gar nicht.
    Also stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Lippen.
    »Hey«, rief Mirko überrascht.
    Mona lachte wieder, sie war nicht verlegen. Warum sollte sie ihn nicht küssen, wenn er sie schon zweimal geküsst hat te?
    »Danke, dass du mich mitgenommen hast!«, rief sie ihm ins Ohr.
    »Es geht dir also gut?«, fragte er.
    Mona nickte heftig, was bewirkte, dass vor ihren Augen schöne Sterne tanzten. Sie kicherte. Die Musik vibrierte in ihrem Körper.
    »Was hab ich dir versprochen?«, schrie Mirko. »Trip hat’s echt drauf, oder?«
    »Mirko, weißt du, was? Ich fühl mich super! Das ist so ir re!« Sie warf ihre Haare hin und her. Schloss die Augen, ließ das monotone Hämmern durch ihre Adern fließen, als wäre es flüssiges Gold, hörte, wie sich die Computertöne in die Höhe schraubten, weiter und weiter, entdeckte sogar, dass sie ihre eigenen Farben hatten. Sie sah wahnsinniges Blau, durch das rote Blitze zuckten, und ein Grün wie Moos mit Sternen, die zu Staub zerplatzten. Es war unglaublich.
    Mirko zog sie immer tiefer in den Raum.
    Mona war nicht übel, nicht eine einzige Sekunde. Die Pille, die sie geschluckt hatte, machte sie nur ein bisschen schwindlig, so als wäre sie schwerelos und schwebte ein paar Zentimeter über dem Boden. Angenehm war das. Einmal hatte sie gedacht, ihr seien Flügel gewachsen, schneeweiß wie Gänsefedern, und wenn sie die Schultern ein bisschen bewegte, dann gaben die Flügel ihr Auftrieb.
    Mirko kannte unheimlich viele Leute, das fiel ihr nach ei ner Weile auf, als sie schon zwei oder mehr Stunden in der dampfenden, vibrierenden Halle getanzt hatten. Mittler weile hatte sie sich an die Hitze, an das Gedränge und den Geruch von Schweiß und Bier gewöhnt und an die Hasch schwaden, die aus manchen Ecken herüberwaberten. Sie fühlte sich gut. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich in ihrem Leben noch nie besser, noch nie freier und unbekümmerter als in dieser Nacht gefühlt.
    Sie begrüßte die Leute, die Mirkos Nähe suchten, sie lä chelte, wenn Mirko ihr kurz klarmachte, dass er sie jetzt al leine lassen, aber in zwei Minuten zurück sein würde, bevor er mit den Typen verschwand (er kam immer wieder). Er ließ sie wirklich nicht im Stich, nie länger als zwei Minuten, und als sie einmal aufs Klo wollte, nahm er sie an der Hand, zwängte sich zwischen den Leuten hindurch bis vor die Toilette und blieb auf seinem Posten, bis sie wieder raus kam, noch mit nassen Händen, weil der Handtrockner nicht funktionierte. Wenn sie außer Atem war, führte er sie in den Loungebereich, wo es mit indischen Tüchern be deckte Matratzen gab und Sessel und marokkanische Kis sen, auf die man sich fallen lassen konnte. Er kannte sich hier aus. Er achtete darauf, dass niemand sie anmachte. Er war wirklich ihr Beschützer.
    Und Mona badete im Glück.
    »Wie isses?«, fragte er sie ein ums andere Mal, wenn er zu ihr zurückkam.
    »Wahnsinn«, rief sie, warf die Arme hoch und lachte. »Es ist der absolute Wahnsinn! Ich fühl mich so gut! Wieso fühl ich mich so gut?«
    Mirko lachte. Er versuchte nicht, sie zu küssen, er fum melte nicht an ihr herum. Er legte ihr nur mal die Hand auf die Schulter oder fasste ihre Hand, so wie jetzt, als sie sich wieder in die Mitte der Halle durchkämpften. Mona folgte ihm so selbstverständlich, als wäre er ihr großer Bruder. Auf einmal schien es ihr undenkbar, dass sie all die Jahre, die sie schon auf der Welt war, immer so allein gewesen war. Wie sie das nur ausgehalten hatte! Und wie großartig es war, nicht mehr allein zu sein. Wie das von innen wärmte, wie stark das einen machte. Sie wollte diesen Gedanken festhal ten, wollte mit Mirko darüber sprechen, damit er verstand, wie glücklich sie war, wie schön sie das alles fand und welch unglaublicher Zufall sie zusammengeführt hatte. Und

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