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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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dass sie hoffte, sie würden sich nie, nie wieder trennen. Aber es war zu laut, um sich richtig zu unterhalten, und es spielte auch keine Rolle, denn sie würden ja noch das ganze Leben haben, um miteinander zu reden.
    So sagte sie nichts, hielt Mirkos Hand, ließ sich von ihm ziehen. Und lächelte. Sie schenkte jedem, der zufällig Augenkontakt mit ihr hatte, ein betörendes Lächeln. (Es war tatsächlich so, dass sie ihr eigenes Lächeln betörend fand, eine Erfahrung, die ganz neu für sie war. Sie hielt es für möglich, dass sie attraktiv war, dass die Leute sich für sie in teressierten, dass von ihr eine Art Leuchten ausging. Ja wirk lich, eine Art Leuchten. Wie komisch, dachte sie . Wie schön!)
    Sie hatte noch zwei Cocktails getrunken, von denen Mir ko behauptet hatte, sie seien ohne Alkohol, aber das konnte gar nicht sein, denn sie fühlte sich so, wie manchmal, wenn sie ein, zwei Gläser Wein getrunken hatte: Da wurde sie sel ber immer größer und die Dinge um sie herum schrumpf ten, da hörte sie ihre Stimme wie ein Echo im Kopf, und wenn sie lachte, konnte sie das Zittern ihrer Bauchmuskeln spüren. Nur dass sich dieses Mal alles noch viel stärker an fühlte, alles hoch fünf, dachte sie, alles monumentalistisch.
    Mirkos Freund, DJ Trip, stand etwas erhöht hinter seinem Pult, immer in Bewegung, so zerhackt von den Lichtreflexen, dass Mona ganz schwindlig wurde, wenn sie zu ihm hinaufsah. Er rief etwas über die hämmernde Musik, brüllte der Menge etwas zu, aber sie verstand ihn nicht. Möglich, dass er ukrainisch sprach oder serbisch, vielleicht auch einfach nur bayrisch, aber manche Leute schienen ihn zu verstehen, rissen die Arme hoch und schwenkten sie, dass es aussah wie ein Meer von Händen und Fingern in dem Licht der Scheinwerfer, die den Raum abtasteten wie ein Suchscheinwerfer an der Grenze. Die blauen Lichtkegel gaben den Gesichtern der Leute eine fahle Totenblässe und die kajalumrandeten Augen des Mädchens, das jetzt vor Mirko stand, wirkten wie leere Höhlen in einem Totenschädel, dessen Knochen überall gepierct sind. Das Mädchen trug ein bauchfreies Top (im Bauchnabel glitzerte ein rubinroter Stein), schwarze Röhrenjeans und kniehohe Stiefel. Sie war sehr dünn. Ihre nackten, mageren Arme wedelten mit einem Zehneuroschein vor Mirkos Gesicht herum. Sie schrie ihm irgendetwas ins Ohr, das Mona aber nicht verstand, obwohl sie nur einen halben Meter von den beiden entfernt war. Das Mädchen wirkte hektisch und angespannt, sie fasste Mirko immerzu an, als wollte sie ihm in die Taschen grei fen oder unters Hemd und Mona dachte: Was will die Kuh? Aber Mirko lächelte nur, schüttelte den Kopf und wollte das Mädchen beiseiteschieben.
    Er streckte die Hand nach Mona aus, die allein vor sich hintanzte, soweit das in dem Gedränge überhaupt möglich war, aber als sie seine Hand fassen wollte, griff sie ins Leere und auf einmal merkte sie, dass ihre Knie sie nicht mehr tru gen, dass ihre Beine weich waren wie Pudding. Und sie sah noch, wie alles sich um sie drehte, und dachte , hey, ich bin auf einem Kinderkarussell, als sie in einer ganz langsamen Pi rouette zu Boden fiel. Dann war es Nacht.
    Als sie wieder zu sich kam und die Augen öffnete, blinkten über ihr die Sterne. Und etwas weiter weg, auf Augenhöhe, konnte sie die letzten Fackeln erkennen, die fast verglüht waren und kaum noch Licht gaben. Die Luft war kalt und klar und die Musik weit weg.
    »Ganz ruhig atmen!«, sagte Mirko.
    Sie lächelte. Ich atme doch, dachte sie, wenn ich nicht at men würde, wäre ich doch tot, oder?
    Sie wollte sich auf die Seite drehen, aber da hielt Mirko sie an der Schulter fest und rief: »Achtung! Du liegst auf einer Mauer. Fall nicht runter.«
    Sie schaute nach unten. Sie sah den Asphalt, sah Zigaret tenkippen und leere, verbeulte Bierdosen.
    Mirko hatte seine Lederjacke ausgezogen und sie wie eine Decke über die Mauer gebreitet. Sein Pulli lag zusammenge rollt unter Monas Nacken. Er stand neben ihr und hielt ihre Beine an den Knien fest, damit sie nicht zur Seite kippte.
    Sein Gesicht war halb im Schatten. Sie sah nur ein Auge, eine halbe Nase, einen halben Mund. Aber das eine dunkle Auge sah sehr besorgt aus.
    »Was war denn auf einmal los?«
    Mona lächelte. »Keine Ahnung.«
    »Du bist einfach umgekippt.«
    Mona lächelte weiter, sie konnte sich nicht erinnern.
    »Mach das ja nicht noch mal mit mir«, Mirko fluchte lei se. »Mann, ich hab einen Höllenschreck gekriegt.«
    »Ich werde manchmal

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