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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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sie, als sie das Telefon schnappte, damit in die Küche ging und sich auf einen Kü chenstuhl fallen ließ. Auf dem Tisch lag noch immer die Zeitung vom Freitag, unberührt.
    »Hallo, hier spricht Mona Preuss.«
    »Darling! Endlich!«
    Aha. Ihre Mutter.
    Mona richtete sich auf, riss die Augen weiter auf, ließ ihre Blicke über die Küchenwand schweifen und sagte: »Hallo Charlotte.«
    Und musste grinsen.
    »Mona, Liebes! Was war los? Ich hab mir solche Sorgen gemacht.«
    Mona runzelte die Stirn. Sie sah die Espressomaschine und überlegte, ob sie es hinkriegen könnte, beim Telefonie ren schon einen Latte Macchiato vorzubereiten. Aber dann blieb sie doch lieber sitzen. Sie streckte ihre Füße von sich und wunderte sich, dass sie noch Strümpfe trug.
    Sie zog die Beine unter den Stuhl.
    »Ich hab gestern Abend um neun angerufen, erst zu Hau se und dann auf dem Handy. Und dann noch einmal um elf. Wieso hast du dein Handy ausgestellt? Wo warst du?«
    Mona lehnte sich zurück, sie schloss die Augen. Sie sah auf einmal wieder die Fackeln vor dem Eingang der Fabrik halle vor sich. Sah den Türsteher, der Mirko heranwinkte und sagte: »Hey Mann!«
    »Ich war noch mal weg«, sagte Mona.
    Pause. Stille am anderen Ende der Leitung.
    »Du warst weg?«
    »Ja.« Mona überlegte fieberhaft. »Bei Julie.«
    Ihre Mutter kannte Julie aus Monas Erzählungen.
    Julie war die Handballspielerin, die mit dem zweitbesten Zeugnis in der Klasse. Deren Eltern die Apotheke gegen über vom Käfer hatten, in der Charlotte sich immer ihre Aspirinvorräte besorgte. Und die so gut in Englisch war, weil sie ein Jahr als Austauschschülerin in Connecticut ge lebt hatte. Gegen Julie ließ sich nichts einwenden.
    »Oh«, Charlottes Stimme klang verblüfft. »Wie schön. Ich dachte schon, aus der Freundschaft mit ihr wird nichts. Was habt ihr gemacht?«
    Mona fiel ein, dass sie keine Ahnung hatte, wie Julie lebte. Wie ihr Zuhause aussah. Das könnte in Zukunft peinlich werden, also sagte sie schnell: »Wir waren im Kino.« Und weil das eine gute Idee schien, fügte sie noch hinzu: »Des halb musste ich das Handy ausschalten und nachher hab ich vergessen, es wieder anzumachen.«
    »Bis um elf im Kino?«, fragte ihre Mutter. »Haben Julies Eltern das denn erlaubt? Und wer hat euch nach Hause ge bracht?«
    »Mama«, sagte Mona, »mach dir keine Sorgen, ja? Es ist alles in Ordnung. Du siehst doch, ich bin hier, ich sitze in der Küche, mach mir einen Latte Macchiato. Und nachher üb ich für die Mathearbeit. Also: Wie war der Nachtdreh?«
    Doch so leicht ließ Charlotte sich nicht ablenken.
    »In welchem Film wart ihr denn?«
    Oh, dachte Mona, Scheiße.
    Auf der Titelseite der Süddeutschen stand, dass das Kino programm auf Seite 32 war. Schnell schlug sie die Zeitung auf.
    »Darling? Bist du noch da?«
    »Ja«, sagte Mona. »Was hast du eben gefragt?«
    »Welchen Film ihr gesehen habt.«
    Da. Mona hatte etwas gefunden. Einen Film von Sean Penn. »Into the Wild«, sagte sie.
    Ihre Mutter lachte. »Ehrlich?«, sagte sie. »Der läuft noch? Na ja, ganz schön tragisch für einen Freitagabend.«
    Mona hatte keine Ahnung, wovon ihre Mutter sprach. »Ja«, sagte sie zögernd und brachte das Thema schnell auf etwas anderes. Ihr war eingefallen, dass sie den neuen Nach barn kennengelernt hatte, aber nun fiel ihr sein Name nicht mehr ein. Jedenfalls erzählte sie Charlotte von dem Renn rad, vom College und von seiner Vorliebe für das Wort ge nial .
    Sie musste grinsen, als ihr einfiel, wie Mirko ihn nachge macht hatte.
    Und weil Mirkos Bild sich auf einmal so mächtig vor drängte, versuchte sie, das Gespräch schnell zu beenden.
    Aber es dauerte noch eine halbe Ewigkeit, bis sie ihre Mutter endlich abgewimmelt hatte. Als sie auflegte, klopfte ihr das Herz bis zum Hals.
    Sie machte sich einen Kaffee und schlenderte durch die Wohnung. Misstrauisch, ja argwöhnisch musterte sie alles. Die Garderobe, die Jacken und Mäntel, die da hingen, das Zeug von der Reinigung. Im Wohnzimmer standen noch ihre Gläser auf dem Couchtisch. Die Fernbedienung lag auf dem Sofa.
    Sie ging zurück in den Flur, sie runzelte die Stirn, konzentrierte sich. Sie hatte das Gefühl, als müsse ihr jetzt so fort irgendetwas Wichtiges einfallen. Als müsse sie sich an ein Detail des gestrigen Abends erinnern, aber ihr Gehirn war ganz leer, war weiß wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.
    Also ging sie zurück in ihr Zimmer und schaute sich da um. Auf dem Tisch lag ihr Mathebuch. Sozusagen mit

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