Party Girl - Roman
genug. Nicht stark genug.
Sie hatte Angst, er würde merken, dass mit ihr irgendet was nicht in Ordnung war. So blieb sie sitzen, starrte ab wechselnd in das Buch und auf die Tür und wartete.
Mirko kam gegen sieben Uhr. Mona war schon halb tot vor Panik. Zweimal hatte ihre Mutter angerufen, als ahnte sie etwas. Mona hatte sich nach halb vier nicht einmal mehr vor die Tür gewagt, aus Furcht, Mirko zu verpassen.
Sie hatte ihren Platz im Flur geräumt, weil es ihr irgend wann dämlich vorkam, da zu warten wie ein Hund auf sein Herrchen. Sie lag auf dem Sofa und zappte sich durch die Samstagsprogramme, die sie noch lausiger fand als an den Werktagen.
Da ging plötzlich die Tür. Schnappte ins Schloss.
Mona sprang auf. Lauschte. War er etwa in der Woh nung?
Sie hörte ein Räuspern.
»Mirko?«, rief sie atemlos.
Schon stand er im Wohnzimmer. Wieder trug er seine Fleecejacke mit der Kapuze, die silbernen Sneaker.
Er schob den Schlüssel in seine Hosentasche, ganz lässig, so als wäre er nach Hause gekommen. Er trat auf sie zu, sag te »Na, meine Süße!«, streckte den Arm aus und strich ihr über die Haare.
»Wie bist du hier reingekommen?«, fragte Mona.
Er grinste. »Durch die Tür.«
»Aber der Sicherheitscode!« Monas Stimme flatterte, als sie den Code erwähnte. Sie wusste ja, dass er ihn kannte. Er musste ihn kennen, denn sie konnte sich beim besten Wil len nicht daran erinnern, dass sie abends selber die Zahlen kombination gedrückt hatte! Aber sie konnte sich auch nicht daran erinnern, sie ihm gesagt zu haben. Ihr war flau.
Mirko ersparte ihr eine Antwort. Er ließ sich in einen Ses sel fallen und streckte die Beine aus. Er musterte Mona.
Sie trug ihren Jogginganzug und dicke Socken, weil ihr ir gendwie den ganzen Tag kalt gewesen war, so als würde sie eine Grippe bekommen.
»Wie geht’s?«, fragte Mirko.
»Danke«, antwortete Mona möglichst knapp. »Gut.«
»Das ist schön. Das freut mich. Unser kleiner Ausflug ges tern Abend ist dir offenbar gut bekommen.«
»Wie man’s nimmt.« Unschlüssig stand sie im Raum, konnte sich nicht entschließen, sich neben ihn zu setzen.
Mirko rappelte sich aus dem Sessel auf, und als er an ihr vorbei zur Bar ging, legte er seinen Handrücken kurz zärt lich an ihre Wange. »Du siehst gut aus«, sagte er. »Ich wuss te immer, was du brauchst. Hast richtig Farbe.«
Das stimmte zwar, aber die Farbe hatte sie mit einem Make-up-Pad aufgetragen. Damit Mirko ihr nicht schon an der Nasenspitze ansah, wie mies es ihr ging.
Mona schaute schweigend zu, wie Mirko sich einen Wod ka einschenkte, sich zu ihr umdrehte, das Glas hob und fragte: »Auch einen?«
Auf dem Glastisch stand ein Tee. Kamillentee. Monas Ma gen war in Aufruhr gewesen, da war Kamillentee das Beste.
»Danke, ich hab was«, sagte sie.
Mirko nickte. Er fragte nicht, was sie trank, es war ja auch egal.
Mona streckte die Hand aus. »Kann ich jetzt den Schlüs sel haben?«
Mirko ließ sich wieder in den Sessel am Ende des Couch tisches fallen und fischte den silbern glänzenden Zeiss Ikon-Sicherheitsschlüssel aus der Hosentasche. Er spielte damit herum, schaute ihn an, als sähe er so einen Schlüssel zum ersten Mal. Als wäre er ganz begeistert von der ästheti schen Schönheit dieses Schlüssels.
»Gib ihn mir bitte zurück«, sagte Mona. Es machte sie ganz zappelig, den Schlüssel in Mirkos Hand zu sehen.
Er beugte sich vor, streckte seinen Arm aus und Mona machte einen Schritt nach vorn, um sich den Schlüssel zu schnappen. Eine Millisekunde, bevor ihre Finger den Schlüssel erreichen konnten, zog er blitzschnell die Hand zurück. Und Mona stand da wie eine Idiotin.
Mirko legte sich zurück und grinste. Er schwenkte den Schüssel über seinem Kopf. Mona reagierte nicht.
»Das ist ein Scheißspiel«, sagte sie wütend. »Gib mir mei nen Schlüssel. Los!«
Mirko beugte sich wieder nach vorn, legte den Schlüssel auf den Tisch und Mona schnellte vor, um ihn zu errei chen. Aber natürlich hatte Mirko ihn schon vor ihr ge schnappt und in der Hosentasche verschwinden lassen. Er lachte amüsiert.
Auf einmal spürte sie kalte Wut. Kalte rasende Wut.
Sie warf sich auf Mirko und begann, ihn mit ihren Fäusten zu bearbeiten. Er packte ihre Handgelenke und schob sie von sich weg. Sie war sportlich, sie war trainiert, aber Mirko hatte eindeutig mehr Kraft. Sie kam sich lächerlich vor, wie sie da vor ihm zappelte.
»Lass mich los«, fauchte sie.
»Erst einen Kuss.« Mirkos Stimme war plötzlich
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