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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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mehr.
    Sie rannten den ganzen Flur entlang bis zu der Treppe, die in den Keller führte. Ihre Schritte hallten auf dem Stein boden.
    Mona dachte für eine Sekunde daran, Miriam und Antonia vorzuschlagen, das Ganze einfach abzublasen, aber Miriam wirkte so verbissen. So entschlossen. Sie hatte den anderen schon eine SMS geschickt und den Treffpunkt genannt.
    Im Fahrradkeller flackerte eine müde Neonröhre. Es war kalt und feucht in dem Raum.
    Sie zogen sich in den äußersten Winkel zurück. Verena hielt Wache an der Tür, während Mona die Pillen verteilte.
    Es gab einen Augenblick ein Problem, als Sarah mit einem Fünfzigeuroschein bezahlten wollte, aber dann kriegten sie das auch hin, und als es zur zweiten Stunde klingelte, hat ten alle ihre Pillen. Und weil Verena daran gedacht hatte, ei ne Wasserflasche mitzunehmen, schluckten sie im Laufen die Pillen, und als die nächste Stunde begann, saßen sie alle auf ihren Plätzen, hatten ihr Buch aufgeschlagen und schauten den Lehrer aus unschuldigen Augen an.
    Mona schwitzte immer noch. Sie rieb ihre feuchten Handflächen mit einem Papiertuch trocken und öffnete die oberen Knöpfe ihrer Hemdbluse. Dabei verfing sich ein Knopf in dem dünnen goldenen Kettchen, das sie um den Hals trug. An dem Kettchen hing ein kleines ovales Bild chen, das die Madonna darstellte.
    Ihre Mutter hatte das Amulett für sich gekauft, es aber an Mona weiterverschenkt, als Mona in einem seelischen Tief steckte. Das war zwar lange nach dem Tod ihres Vaters ge wesen und hatte damit vielleicht auch gar nichts zu tun ge habt, aber sie war damals eben in dieser Krise, schrieb nur schlechte Noten, brach sich den kleinen Finger, als sie ihr Fahrrad reparierte. Ihre beste Freundin wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben (um sich mit einem Mädchen zu ver bünden, das Mona absolut GRÄSSLICH fand) und dann lief ihnen auch noch die Katze weg.
    Da hatte Charlotte sich das Kettchen über den Kopf ge streift, es Mona um den Hals gelegt und gesagt: »So, ab jetzt hast du einen Glücksbringer. Jetzt passiert nichts Schlim mes mehr.«
    Und auch wenn dieses alberne goldene Kettchen mit dem Medaillon irgendwie so aussah, als habe sie es zur Konfir mation geschenkt bekommen und dann vergessen, es wie der auszuziehen, war es Mona kein bisschen peinlich. Sie nahm es nicht einmal ab, wenn sie unter die Dusche ging oder wenn sie in der Schwimmhalle einen neuen Rekord im Rückenkraul brechen wollte.
    Die Stimmung in der Klasse war angespannt wie selten.
    Der Mathelehrer verteilte persönlich die Bögen mit den Aufgaben. Er untersagte jedes Gespräch zwischen den Schülern.
    Treuchi war berüchtigt für seine Strenge. Ihn konnte man nicht umstimmen, wenn er einmal ein Urteil gefällt hatte. Es hatte noch nie ein Schüler geschafft, den Lehrer dazu zu bringen, nachträglich eine bessere Note zu vergeben. Bei anderen Lehrern ging da immer irgendwas. Es hatte auch selten ein Schüler geschafft, ihn zum Lachen zu bringen. Aber andererseits war er auch unbestechlich. Die hübschen Mädchen konnten ihn anflirten, wie sie wollten – es half ih nen nichts. Ausreden ließ er nicht gelten. Die Leute, die ih re Hausaufgaben nicht gemacht hatten, wurden abgestraft. Aber wenn jemand sich durch besonders häufiges Melden einschmeicheln wollte, dabei aber nichts zu sagen hatte, half ihm das auch nicht. Nur wer die richtige Antwort wuss te und schnell auf den Punkt kam, fand Beachtung in den Augen von Dr. Thaddeus von Treuchingen.
    Mona schwitzte, als sie die Aufgaben studierte. Natürlich waren es Textaufgaben. Sie hasste Textaufgaben!
    Nr. 1: An den beiden Enden eines waagerechten Platzes ste hen zwei Gebäude. Von der 73 m hohen Spitze des größe ren Gebäudes erscheint die Spitze des kleineren Gebäudes unter dem Tiefenwinkel (alpha = 16,95 Grad), der Fuß des kleineren Gebäudes unter dem Tiefenwinkel (beta = 29,70 Grad). Wie hoch ist das kleinere Gebäude und wie weit sind die beiden Gebäude voneinander entfernt?
    Es war heiß im Klassenzimmer, weil Treuchi darauf bestan den hatte, dass die Fenster geschlossen blieben. Wegen des Straßenlärms und weil gerade die Müllabfuhr auf dem Hof war und der Gestank von faulem Essen nach oben drang.
    Antonia, die neben Mona saß, beugte sich stöhnend über das Papier. Sie warf Mona einen fragenden Blick zu und deutete mit dem Stift auf die zweite Aufgabe.
    Mona verzog ihr Gesicht zu einem hilflosen kleinen Lä cheln. Sie war selbst noch nicht so weit.
    Antonia runzelte die Stirn,

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