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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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atmete tief durch und begann, nachdenklich an ihrem Kuli zu lutschen.
    Dr. von Treuchingen lehnte am Fenster, strich mit der fla chen Hand immer wieder über seine Glatze, von vorn nach hinten bis in den Nacken, und betrachtete mit einer gewis sen Genugtuung, wie Mona schien, die gekrümmten Rü cken der Schüler.
    Es war so still, dass man hören konnte, wenn ein Radier gummi auf den Boden fiel. Oder wenn ein Vogel gegen eine der Fensterscheiben pickte. Das passierte immer wieder, der Vogel wollte rein. Mona überlegte, warum. Sie betrachtete den Schrank in der Ecke und dachte darüber nach, ob der Vogel da wohl ein Nest bauen wollte. Aber bauten Vögel jetzt überhaupt Nester? Um diese Jahreszeit? Quatsch. Vielleicht war er auf dem Durchflug in wärmere Gegenden und wollte sich nur noch mal die Weltkarte ansehen, die an der Wand gegenüber dem Fenster hing. Komischer Gedan ke: Ein Vogel checkt auf der Weltkarte seine Flugroute.
    Treuchi legte seine flache Hand gegen die Scheibe. Der Vogel schwirrte davon. Bestimmt verfliegt er sich jetzt, dach te Mona.
    Sie hatte einen so trockenen Mund, dass sie sich nicht mal räuspern konnte, obwohl es ihr irgendwie dringend nö tig schien.
    »Ihr könnt die Pause durcharbeiten«, sagte Treuchi, »bleibt also ganz cool. Ihr habt alle Zeit der Welt, zwei Stunden plus Pause.«
    Ein paar Schüler murrten. Einer hatte sein Dreieck verges sen und fragte, ob er sich eins mit seinem Nachbarn teilen dürfte (Treuchi gab ihm lieber sein eigenes), der andere hat te nur einen abgebrochenen Bleistift, die üblichen Metho den, um für eine gewisse Unruhe zu sorgen, die man für kleine Botschaften an den Nachbarn ausnutzen konnte.
    Antonia lutschte an ihrem Kuli. Von dort würden jeden falls so bald keine Botschaften kommen. Es sah auch nicht danach aus, als hätte sie schon eine Erleuchtung, wie sie die Aufgabe angehen sollte.
    Miriam fuhr sich immer wieder mit fahrigen Fingern durch die Haare. Weiter vorn konnte Mona Jasper sehen. Er saß immer wie eine Kröte, mit seinen zu langen Armen und Beinen, die er einklappen und zusammenfalten konnte. Da zu ein ganz und gar krummer Rücken. Noch weiter vorne links Verena Schultz.
    Das konnte sie einfach nicht fassen, dass auch Verena auf die Pillen abfuhr. Sie hatte doch in fast allen Fächern eine Zwei, soweit Mona wusste. Außer in Mathe. Da war sie nur Durchschnitt. Aber immerhin! Offenbar war Verena ext
    rem ehrgeizig. Oder sie wollte aus irgendeinem Grund ihren Schnitt verbessern. Vielleicht will sie ein Auslandsjahr ma chen und braucht dafür den optimalen Start, überlegte Mo-na. Und dann dachte sie: Hoffentlich helfen die Pillen tat sächlich. Hoffentlich sind sie so harmlos, wie Mirko sagt. Aber können harmlose Pillen überhaupt helfen? Ist das nicht ein Widerspruch?
    Sie dachte an den letzten Abend mit Dominik und dass ganze Teile dieses Abends in ihrem Kopf einfach wie ausge löscht waren. Sie sah sich noch mit ihm in der Küche und dann hatten sie geübt, aber irgendwas Peinliches war wegen der Musik gewesen . . .
    Sie hatte Aussetzer gehabt. Und das hatte an den Pillen gelegen. Wenn das wieder passierte! Wenn das den anderen genauso geht, hab ich ein Problem, dachte sie.
    Wenn diese Arbeit schlechter ausfällt als die vorigen, dann krieg ich hier in der Klasse keinen Fuß mehr auf den Boden.
    Ihr wurde so heiß, dass sie die Ärmel hochkrempeln musste. Sonst schwitzte sie nie. Nicht einmal in der Sauna bildete sich auf ihrer Haut ein Schweißfilm. Das war nicht normal. Sie bekam schon wieder Panik. Das lag an den Pil len!
    Ich hab echt keinen Plan, wie ich das rechnen soll, dachte Mona verzweifelt.
    Was hat Dominik mir noch eingebläut? Versuche als Erstes, eine Skizze zu erstellen. Ohne Skizze geht gar nichts.
    Wo ist mein Lineal? Scheiße!
    Außerdem hatte sie eine staubtrockene Kehle, wenn sie jetzt etwas sagen müsste, käme definitiv nur ein Krächzen heraus. Und wenn sie die Lider zusammenpresste, bildeten sich leuchtende konzentrische Ringe vor ihrem inneren Auge, als wenn sie ein Röntgenbild ihrer Pupille sähe. Oder der Linse. Ja, wahrscheinlich war es die Linse.
    Oh mein Gott, dachte Mona. Ich muss mich konzentrieren. Treuchi guckt schon wieder her.
    Eine Fliege krabbelte über ihren nackten Arm. Mona schlug danach, verfehlte das Tier aber.
    Die Aufgaben waren nicht schwer. Sie ähnelten den Auf gaben, die sie am Abend mit Dominik gerechnet hatte.
    Sie wusste, wie sie ansetzen musste, sie kannte die For meln für die

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