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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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auch noch das Medaillon. Und das war definitiv ein Glücksbringer.
    Mona schaffte es auf dem Nachhauseweg sogar, minuten lang die Pillen, die sie mit sich herumschleppte, komplett zu vergessen. Verbotene Pillen. Illegale Drogen. Und sie, die kleine naive Mona Preuss, die bisher noch nicht mal ei nen Lippenstift im Supermarkt geklaut hatte, lief damit he rum! Die brave Mona, die noch nie besoffen gewesen war und die keine Ahnung hatte von der »bösen« Welt da drau ßen, hatte Drogen vertickt!
    Du schaffst es, das zu vergessen!
    Nur weil die Sonne schien und weil es in der Klasse ein paar Leute gab, die sie umarmt hatten.
    Was hatte Mirko gesagt? Du brauchst nur den Einstieg zu schaffen, den Rest übernehmen wir.
    Und sie hatte es geschafft. Gut sogar!
    Jetzt würde er das Foto löschen müssen. Und sie würde ih ren Schlüssel wiederkriegen. Ohne Frage.
    Er hatte, was er wollte.
    Der Schlüssel war fällig. Und zwar jetzt!
    Und alles war gut.
    Aber dann war es doch nicht gut. Mona spürte es schon, als sie in ihre Straße einbog, dieses Ziehen im Bauch, im Unterleib, und wie die Energie aus ihren Muskeln floss, wie Wasser.
    Sie schleppte sich die letzten Meter bis zur Haustür, woll te nicht nach oben sehen, zu den Wohnzimmerfenstern im zweiten Stock, so als ahnte sie, dass ihr nicht gefallen würde, was sie dort zu sehen bekäme.
    Aber dann ging ihr Kopf ganz automatisch in den Nacken und sie blickte hoch.
    Es stand jemand am Fenster. Ganz eindeutig war da eine Person am Fenster. Als sie erschrocken einen Schritt zurück trat, verschwand auch die Person, sie sah, wie die Vorhänge sich bewegten.
    Mona stieg schwerfällig die Treppen hoch, schloss die Haustür auf, trat in das Treppenhaus.
    An der Wand lehnte das Rennrad von Dominik. Daneben stand eine leere Wasserkiste. An der Eisentür, die in den Keller führte, klebte ein Hinweis. Etwas Offizielles.
    Mona erinnerte sich, dass der Zettel schon früher da ge hangen hatte. Es war eine Benachrichtigung der Stadtwerke, dass die Gaszähler abgelesen werden sollten.
    Im Flur war es still. Es war eigentlich immer still im Flur, schließlich gab es nur vier riesige Wohnungen in dem Haus. Wer im ersten Stock wohnte, wusste Mona nicht einmal. An der Klingel stand PATAKIS. Das konnte eine Firma sein oder auch ein griechischer Nachname.
    Es war ihr egal gewesen. Bis jetzt.
    Jetzt war ihr auf einmal alles fremd. Sogar der Geruch im Treppenhaus. Sie fand, dass es nach Zigarettenrauch roch, dabei hatten alle Mieter sich geeinigt, dass im Treppenhaus nicht geraucht werden sollte.
    Ebenso wie sich alle geeinigt hatten, dass Haustiere nicht erwünscht waren. Mona hätte gerne wieder eine Katze gehabt, sie hätte gerne etwas Lebendiges, Warmes gehabt, aber ihre Mutter war von Anfang an so verliebt in die neue Wohnung gewesen, dass es sinnlos gewesen wäre, mit ihr zu handeln. Also keine Katze. Ihre frühere Katze hatte Toulouse geheißen, nicht nach dem Maler, sondern wie der kleine Kater in dem uralten Disney-Klassiker Aristocats, den Mona als Kind geliebt hatte.
    Sie drückte die Codezahlen und schloss die Wohnungs tür auf. Es überraschte sie nicht, dass sie Stimmen hörte. Es überraschte sie nicht, dass die ganze Wohnung nach ekli gem Tabak stank.
    Aber es versetzte ihr trotzdem einen Schlag in den Ma gen. Sie wäre am liebsten sofort wieder umgedreht.
    Aber da stand Mirko in der Tür und sagte: »Hi.«
    Er hatte den Arm um ein Mädchen gelegt und das Mäd chen sah genauso aus wie die Mädchen, mit denen Mona nie im Leben etwas zu tun haben wollte.
    Sie lehnte an der Wand und schaute Mona aus glasigen kajalumrandeten Augen an. Tiefe dunkle Ringe. Pickelige Haut. Jedenfalls ungewaschen, ungekämmt, irgendwie trot zig, schlecht gelaunt und so bleich, als wäre sie in ihrem Le ben noch nie in der Sonne gewesen. Unglaublich dünne Beine, die in Röhrenjeans steckten, und Turnschuhe mit of fenen Schnürsenkeln. Ein asymmetrisches graues T-Shirt, das einen BH-Träger freiließ. Und ihre mageren Schulter knochen. Sie rauchte und streifte mit bebenden Fingern die Asche in ihre hohle Hand . . .
    »Na?«, sagte Mirko.
    Mona schwieg. Sie ließ die Riemen ihrer Tasche über die Schulter rutschen und wartete auf das platschende Ge räusch, wenn die Tasche auf den Boden fiel.
    »Bist du stumm oder was?«, fragte Mirko.
    Mona sagte immer noch nichts.
    Sie starrte das Mädchen an. Mirkos Hand war jetzt in den Haaren des Mädchens und Mona fragte sich, was das wohl für ein Gefühl war,

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