Party Prinzessin
Leiche zu entdecken. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich zu viele Folgen von »Law and Order« gesehen habe.
7.) Man darf in meiner Gegenwart nicht über Töpfe reden, in denen Wasser kocht (Whitey, der Hase aus »Eine verhängnisvolle Affäre«).
8.) Kleine weiße Hunde = Precious aus »Das Schweigen der Lämmer«.
9.) Alle extrem modern aussehenden, fensterlosen Gebäude, die irgendwo im Nirgendwo stehen, sind für mich die Gebäude aus dem Film »Coma«, in denen die Organe von Komapatienten geerntet werden.
10.) Maisfelder = »Signs«. Wir werden alle sterben.
11.) Nachdem ich »Titanic« gesehen habe, weiß ich, dass ich nie, nie, nie eine Kreuzfahrt machen werde.
12.) Immer wenn ich einen Tankwagen sehe, ist mir klar, dass ich gleich sterben werde, weil ja jeder weiß, dass die grundsätzlich explodieren.
13.) Wenn ein Sattelschlepper hinter uns herfährt, habe ich immer Angst, dass der Fahrer uns umbringen möchte, seit ich »Das Duell« gesehen hab.
14.) Ich kann nicht durch den Holland-Tunnel fahren, ohne Schiss zu haben, dass gleich Wasser eindringt wie in dem Film »Daylight«.
15.) Ich weiß nicht, ob ich jemals ein Kind bekommen werde, weil ich »Rosemarys Baby« gesehen habe. Ganz klar ist, dass ich niemals ins Dakota-Gebäude ziehen werde, in dem der Film spielt. Ich weiß nicht, wie Yoko Ono es dort aushält.
16.) Ich werde auch nie ein Kind adoptieren, weil ich »Das zweite Gesicht« gesehen hab.
17.) Ich werde niemals eine Vollnarkose machen lassen, es sei denn, es ließe sich wirklich nicht vermeiden, weil ich »Schwanger – es geschah unter Narkose« gesehen hab.
18.) Nachdem ich mich eingehend mit diversen Aufzug-Reparaturtechnikern unterhalten habe, weiß ich, dass es statistisch eigentlich unmöglich ist, dass sämtliche Kabel, an denen die Kabine hängt, gleichzeitig reißen, es sei denn, jemand bringt eine Bombe an der Decke der Kabine an wie in »Speed«. Aber ganz sicher kann man sich nie sein.
19.) Dank »Der weiße Hai« werde ich nie mehr einen Fuß ins Meer setzen.
20.) Der Anruf kommt IMMER aus dem eigenen Haus.
Alles klar, oder? Mich haben diese Filme völlig zerrüttet. Wahrscheinlich hasse ich auch Partys nur deswegen, weil ich mit Michael »Club Mad« gesehen hab und davon total traumatisiert worden bin, weil ich vorher dachte, es wäre eine Komödie wie »Die Superbullen«. Nur stellte sich dann leider heraus, dass es ein Horrorfilm über junge Leute war, die in einem tropischen Ferienclub dahingemetzelt werden. Die meisten davon während einer Party.
Michael ist gar nicht klar, was für ein Wahnsinnsopfer ich bringe, indem ich bereitwillig alle Filme anschaue, die er morgen mitbringt.
Wahrscheinlich sind die seelischen Verletzungen, die ich durch solche gruseligen Filme erlitten habe, einer der Hauptgründe, weshalb ich mein Ego immer noch nicht überwunden und mich noch nicht selbstaktualisiert habe. Ich frage mich, ob Dr. Carl Jung sich Gedanken über die Wirkung von Filmen auf die Seele gemacht hat, als er die Selbstaktualisierung erfunden hat. Gab es damals überhaupt schon Filme?
Offizielles Briefpapier von I.H.
Prinzessin Amelia Renaldo von Genovia
Sehr geehrter Herr Dr. Carl Jung,
hallo. Ich weiß, dass Sie immer noch tot sind, aber ich hab mich gerade etwas gefragt. Als Sie die ganze Sache mit der Selbstaktualisierung erfunden haben, haben Sie da in Betracht gezogen, welche zerstörerischen Auswirkungen Filme haben können? Es ist nämlich sehr schwierig, sein Ego zu überwinden, wenn man ständig daran denken muss, dass jeden Moment neben einem auf der Straße ein Tanklaster explodieren könnte oder etwas Ähnliches.
Haben Sie sich eigentlich Gedanken über Jugendliche gemacht? Wir haben nun mal eigene Ängste und Unsicherheiten, die Erwachsene anscheinend nicht haben. Ich kenne zum Beispiel keinen einzigen Erwachsenen, der Angst hat, von einer Musterschülerin möglicherweise brutal ermordet zu werden. Und was ist mit meinem Freund? Auf den Ästen des Jung’schen Baumes der Selbstaktualisierung ist nirgendwo die Rede von der Beziehung zu seinem festen Freund. Ich verstehe, dass man, um die Früchte des Lebens zu ernten (Gesundheit, Freude, Zufriedenheit), mit der Pflege der Wurzel beginnen muss (Mitgefühl, Mildtätigkeit, Vertrauen).
Aber kann man seinem Freund wirklich vertrauen, wenn er zum Beispiel plant, eine Party zu machen, auf die er Studentinnen einladen will, die erfahrungsgemäß oft rauchen und mit Nietzsche-Zitaten nur so um
Weitere Kostenlose Bücher