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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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bißchen knapp, aber wir werden’s schon schaffen.«
    Falbergo Mtusi unterstand dem Sekretär für Dominien und Protektorate in Atenoa; er war zuständig für ein halbes Dutzend Randwelten und zum drittenmal in Cadhras.
    Barakuda goß sich Kaffee ein. Mtusi kaute immer noch und lud Nachschub von der Platte auf seinen Teller: kalten Braten, frisches Weißbrot und Butter. »Wann geht’s los?«
    »Von mir aus sofort.«
    »Hm. Ich müßte noch etwas erledigen; außerdem wollte ich einen Morgenbesuch im Palais machen.«
    »Ihre Exzellenz steht früh auf und arbeitet. Sie werden Sie sicher nicht wecken. Aber wir haben nicht viel Zeit.«
    Mtusi seufzte. »Ja, ich weiß. Das Kurierboot. Es dauert auch nicht lange. Ein Schreiben des Sekretärs, das einige Begleitworte erfordert. Wie spät ist es?«
    »Gleich neun.«
    »Sagen wir, Sie holen mich um elf am Palais ab?«
    Dante zögerte. Innerhalb von vier Tagen mußten sie 35.000 Kilometer zurücklegen und dabei acht diplomatische Besuche machen. »Ja, gut, wie Sie meinen.«
    »Eh, noch etwas.« Der Inspektor schlug die weiße Tischdecke beiseite und hob ein Bein.
    Barakuda betrachtete es irritiert. »Ein körpereigenes Fortbewegungsmittel.«
    »Unsinn. Die Stiefel.«
    Die Füße des dicken Mannes steckten in abgenutzten, ehemals dunkelbraunen Halbstiefeln aus weichem P’aodhu-Leder. Die elliptische Maserung war unverkennbar.
    »Maßgefertigt bei meinem letzten Besuch hier. Und mit nichts zu vergleichen, was ich je getragen habe. Ich habe aber vergessen, wo der Schuhmacher wohnt.«
    Dante lächelte. »Das ist einer der Vorzüge einer Randwelt. Bei den Entfernungen werden die Transportkosten so hoch, daß keiner hier sich industrielle Massenware leisten kann. Halten Sie sich rechts, wenn Sie das Hotel verlassen. Die Hauptstraße durchs Handwerkerviertel; Sie müssen ohnehin da entlang, um zum Palais zu kommen. Fragen Sie den ersten Schuhmacher, wer die Stiefel gemacht hat. Die haben alle ihre eigene Handschrift.«
    Mtusi nickte, betrachtete die Reste seines kalten Bratens und schob den Teller fort. »Kommen wir zu den unerfreulichen Dingen.« Er öffnete den Aktenkoffer, der neben ihm auf einem Stuhl lag, und reichte Barakuda zwei Blätter.
    Es handelte sich um Kopien von Zeitungsartikeln. Einer trug den Titel »Eine seltsame Randwelt«, war verfaßt von Alma Cyngond und erschienen in einer akademischen Monatsschrift. Der andere, »Das erzwungene Mittelalter«, von Bogdan Pantaleo, stammte aus einer der großen Tageszeitungen von Atenoa, TEMPO.
    »Sie haben gestern was von Ärger gesagt. Geht es darum?«
    »Ehja. Das eine Dings von dieser Dame namens Cyngond, das ist ganz nett. Kennen Sie sie?«
    Barakuda räusperte sich. »Eine reizende alte Dame, ein wenig gehbehindert. Ich habe ihr ein paar Auskünfte erteilt.« Die Dame war bestens zu Fuß gewesen, dreißig Jahre alt, hatte sich für alle möglichen Aspekte und Perspektiven Shilgats interessiert und besonderen Gefallen an jenen gefunden, die Barakudas Apartment bot.
    »Ein paar Formulierungen könnten glatt aus einem Ihrer Berichte stammen.«
    »Ich wußte gar nicht, daß jemand die liest.«
    »Ungern, aber ich werde dafür bezahlt. Hier, dieses zum Beispiel.« Er nahm das Blatt, hielt es hoch und intonierte feierlich, wenn auch nasal einen Absatz, der sich mit den Modi (Realis, Potentialis, Irrealis) der Shil-Sprachen beschäftigte und eine halluzinogene Substanz namens Taumeltang erwähnte. »Klingt wie ein echter Barakuda, oder?«
    Dante runzelte die Stirn. »Einiges, ja. Aber von Taumeltang hab ich ihr nichts erzählt.«
    »Was ist das eigentlich?«
    »Ein besonderer Tang, wächst auf bestimmten Meeresböden im Pangotischen Ozean. Die Shil holen das Zeug mit Tauchern hoch; es wird getrocknet und pulverisiert. Die genauen Verarbeitungsweisen kenn ich nicht. Es gibt wohl drei Varianten - ein mildes Halluzinogen, ein Betäubungsmittel und ein starkes Rauschgift. Ich bin nicht besonders glücklich über den Artikel. Wir haben genug Probleme; die interstellare Narko-Mafia muß nicht auch noch dazukommen.«
    »Probleme? Mit dem Abkommen, oder was?«
    »Das werden Sie von den Shil hören, die wir besuchen. Nein, da liegt nichts vor. Aber sonst? Der neue Obmann der asambli will den Isthmus modernisieren - Technik für alle Lebensbereiche. Ubang Thang heißt er; von dem werden Sie noch hören. Dann die ewigen Probleme mit den Wahnsinnigen - Pasdan, Gashiri, Banyadir. Und neuerdings blockieren Banditen im Norden die

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