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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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waren, vermutlich hintereinander. Einzelheiten waren nicht auszumachen.
    Barakuda wechselte einige Worte mit der Gendarmin.
    »Ein alter Shil? Den Namen weiß ich nicht, aber seit dem letzten Winter haust einer nicht weit von hier; das stimmt.« Sie beschrieb den Platz.
    Als Sarela von ihrem kurzen Erkundungsflug zurückkehrte, hatte Dante sich mit einem kräftigen Rappen, strapazierfähiger Kleidung und Proviant versorgt. Auf dem Marktplatz der kleinen Stadt umstanden Schaulustige den Gleiter. Barameq war eine Ansammlung von Holzhäusern und Ziegelbauten, die allerlei Stilrichtungen aus dem Commonwealth und diversen Shil-Gegenden imitierten.
    »Die Spur führt zu einem alten Karrenweg«, sagte McVitie. »Ich fürchte, ab da ist nichts mehr zu finden. Festgebackener Lehm mit antiken Wagenrillen.«
    »So ungefähr hab ich mir das vorgestellt.« Dante zeigte ihr auf der Karte, wo der alte Shil wohnte. »Ich reite. Wir müssen uns aneinander gewöhnen, außerdem paßt das Tier nicht in den Gleiter.« Er tätschelte den Hals des Pferdes. Dann reichte er der legata einen Umschlag, der die beiden Geschosse aus dem Kadaver enthielt. »Für den Ballistiker der Garnison. Wir sehen uns bei diesem Shil.«
     
    Die Holzhütte stand neben einem namenlosen Wasserlauf. Barakuda fand Sarela im Gespräch mit einem alten, krummbeinigen Mann, der dort von Obst und Gemüse zu leben schien und, wie er mit einer Kopfbewegung zum Bach andeutete, von Fischen, »die mich gelegentlich besuchen«.
    In der Hütte war es fast unerträglich heiß. Sie tranken Tee und rauchten.
    Saravyis Augen waren hellwach und von tausend Runzeln umlagert. Er beendete das vorsichtige Abtasten. »Du bist also gekommen, um mit mir nach Norden zu reiten?«
    »Ja. Wenn du willst. Die Fürsten sprechen groß von dir. Sie haben nicht gesagt, daß du zu alt seist zum Reiten.«
    Saravyi breitete die Arme aus. »Es ist gut, daß du dort am Fenster sitzt, Sarela. Dort fällt das meiste Licht auf dich, und in der Gesellschaft dieses Narbengesichts hier wird bald mein Durst nach Schönheit gewaltig wachsen.«
    »Wer bist du wirklich, alter Mann?« sagte Dante.
    »Einer, der die unverdiente Ehre hoher Ämter verschmäht hat und lieber um die Welt reitet. Dabei hat er viel gesehen und vergessen.«
    McVitie ergänzte: »Und meisterlich lügen gelernt.«
    Der alte Mann zwinkerte ihr zu. »Kluges Kind. Aber lassen wir es zuerst dabei bewenden. - Ich sehe. Bärenjäger, dein Anliegen ist eilig und duldet keinen Aufschub.«
    »Woher weißt du…?«
    »Ein wichtiger Mann«, sagte Saravyi und goß Tee nach, »besucht einen unwichtigen alten Shil, nachdem in der Nähe Schüsse gefallen sind. Er kommt aus Cadhras, ist aber zu Pferd und begleitet von einer klugen Frau, die gern mitritte, aber mit dem Gleiter zurück nach Cadhras muß. Kommen Finsterlinge von weit her, ein Pferd zu töten und Satteltaschen zu stehlen? Nein, sie kommen, den Reiter oder die Reiterin zu fangen, wahrscheinlich zu töten. Reiten sie zu den Farmen im Süden oder zu den Bergwerken im Nordosten? Nein, dort sind überall Menschen. Sie reiten in die Öde nach Nordwesten, wo ihre Spur nicht aus der Luft zu verfolgen ist. - Wollen wir aufbrechen?«
    Von einer nahen Weide holte Saravyi ein Pferd, das fast ebenso alt sein mußte wie er. Er sattelte es, schnallte sein Bündel hinter den Sattel, packte Bogen und Köcher dazu und ergriff die Schultern der Leutnantin. »Ich danke dir, dich gesehen haben zu dürfen.«
    Sarela McVitie legte ihre Wange an die des alten Mannes. Barakuda ging mit ihr zum Gleiter, drückte ihr die Hände und sah ihr nach, als die Maschine abhob.
    Hinter sich hörte er knisternde und prasselnde Geräusche. Er schaute sich um; Saravyi hatte Feuer an die Hütte gelegt und bestieg eben sein Pferd.
    »Ich werde ohnehin nicht zurückkehren. Wozu die Erde mit unnützen Gebäuden belasten?«
     
    Saravyi winkte Barakuda zu sich und wies auf den Boden; sein olivfarbenes Gesicht zeigte keine Regung.
    »Sieben Pferde. Eines trägt doppelt.«
    Barakuda sah nicht mehr als schwache Abdrücke. »Die Blindheit im Kleinen ist mein Fluch, Freund.«
    Saravyi bewegte die Hand. »Ich dein Auge - du mein Feuer.« Er blickte auf den Karabiner an Dantes Sattel.
    Es war eine kurze Rast; sie rauchten und tranken einen Becher Wasser. Der Shil kauerte in seiner abgetragenen Lederkleidung da und hätte ein verwitterter Felsen sein können. Die Pferde standen nebeneinander und ließen die Köpfe hängen; die Luft war wie

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