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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gestapelt. Dante steckte die Zigaretten wieder in die Brusttasche seines Hemds. Er hatte Blättchen und ein Kilo Tabak eingepackt, um nicht kostbaren Packraum zu vergeuden. Mehl, Salz, Tee, ein wenig Hartkäse und ein Säckchen mit Dörrobst vervollständigten sein Reisegepäck, dazu eine Notration Verbandszeug, Medikamente und Ersatzkleidung. Er blickte an sich hinab, auf die grauen Hosen aus festem Baumwollstoff. Mit Vorbedacht hatte er Beinkleider gewählt, die nur an der Außenseite der Schenkel Nähte aufwiesen. Trotzdem kam es ihm vor, als sei der Stoff innen mit glühenden Körnern besetzt.
    Es war ihr zweiter Tag. Sie hatten Geröllfelder überquert, danach ein altes Flußtal, in dem ein Rinnsal dem Sommer trotzte; zuvor waren sie über einen Karrenweg geritten, dessen Oberfläche nur selten etwas erkennen ließ. Der Weg bog nach Westen ab, zur Küste; nun wußten sie, daß die Reiter ihn verlassen hatten, um nach Nordwesten zu reiten.
    »Böse Menschen.« Saravyi grinste. »Gute Menschen nehmen nicht die Äpfel ihrer Tiere mit. Nur Finsterlinge wollen solche Spuren nicht hinterlassen. Es muß bei dieser Hitze ein anrüchiges Reiten sein.«
    Sie ritten weiter. Die Ebene war ausgedörrt; die Hufschläge klangen dumpf im gelben Gras. Vor ihnen zog sich als kaum zu ahnende Linie die Fährte der Reiter zu den westlichen Ausläufern der Pharl-Berge. In der Luft glomm ein Geruch von drohendem Brand und verfallener Vegetation. Disteln standen Posten in der Steppe; Krüppelbüsche klagten mit kahlen Zweigen in den Himmel.
    Kurz vor Sonnenuntergang stieg der Boden an. Das Gras wich Geröll, dafür mehrten sich die Mulden mit Büschen; die Landschaft wurde abwechslungsreicher.
    In der Abenddämmerung erreichten sie die Vorberge: Hügel mit einfachen Sträuchern und Kräutern. Saravyi ließ die Zügel seines alten grauen Wallachs los.
    »Großer Wasserfinder.«
    Das Tier wandte den Kopf hin und her, blähte die Nüstern und trottete nach Nordosten. Barakuda ließ seinen Rappen folgen. Nach etwa zehn Minuten erreichten sie eine Senke zwischen drei Hügeln; am tiefsten Punkt fanden sie einen uralten Brunnen.
    Saravyi glitt von seinem Tier und sattelte es ab; Barakuda ächzte. Breitbeinig machte er einige Schritte. Die Innenseiten der Schenkel waren wund. Er sattelte den Rappen ab und tätschelte ihm den Hals. Die Pferde näherten sich den Büschen und knabberten an der Rinde.
    Barakuda deckte vorsichtig den Brunnen auf, während Saravyi zwischen den Hügeln verschwand. Als er mit einem Arm voller Blätter und Zweige zurückkehrte, hatte Dante bereits mit seinem breitkrempigen Lederhut die Pferde getränkt und das Kochgeschirr gefüllt.
    Saravyi machte Feuer; Barakuda warf eine Handvoll Teeblätter in das Wasser.
    Nach einer Mahlzeit aus Trockenfleisch, Dörrobst und Tee lehnte er sich an seinen Sattel und starrte in den samtigen Nachthimmel. Saravyi hobbelte die Vorderbeine der Pferde zusammen; dann löschte er das Feuer, indem er die Zweige trennte und die Glut austrat.
    Es wurde kalt; die Männer hüllten sich in ihre Decken und benutzten die Sättel als Kopfkissen.
    Barakuda gähnte. »Gestern haben wir nicht viel gesprochen. Die letzten Tage, ehe ich hergekommen bin, waren hektisch. Als ich mit dir zu Pferd durch die Welt zu reiten begann, war mir, als wäre ich aus rasender Bewegung zwischen Menschenmassen in jähen Stillstand in der Einsamkeit versetzt worden. Es hat mich benommen gemacht. Wollen wir von Gortahork reden?«
    Saravyi schnaubte. Dante berichtete von Gortahorks Brief mit den unklaren Anspielungen.
    »Einiges ist zu erklären, anderes weniger. Du weißt, daß Jägerinnen und Jäger gleich sind. Und daß die Fürsten nicht nur die unwichtigen, sondern auch die wichtigen Dinge gemeinsam erledigen.« Saravyi rümpfte die Nase. »Die Mönche von Banyadir spielen keine Rolle in dieser Sache. Sie sind widerwärtig, aber im Moment nicht bedeutend. Die Pässe zwischen Banyadir und der Steppe sind geschlossen und bewacht. Der Fürst hat es angeordnet, wie ich hörte; ausnahmsweise bin ich seiner Meinung.«
    Als Dante sich eingehender nach dieser Meinung erkundigte, winkte Saravyi ab. »Ich bin viele Jahre um die Welt geritten und habe Dinge vergessen, die zu wissen für dich wichtig sein könnte. Andere Dinge, die du für wichtig hältst, sind noch in meinem Kopf, aber sie haben keine Bedeutung. Wieder andere sind wichtig, aber du wirst nicht nach ihnen fragen, weil du sie nicht kennst.«
    »Sehr schön. Ich

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