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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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hatte eigentlich die Hoffnung, etwas mehr von dir zu erfahren als: daß ich nichts erfahren werde.«
    Saravyi kicherte. »Nur die Dinge sind wesentlich, die man selbst zusammenträgt. Wenn ich dir nun sagte, dies und das passiert da und dort - würdest du deshalb das Funkgerät aus der Satteltasche holen, die Hüterin von Cadhras anrufen und sagen, es muß Folgendes geschehen?«
    »Du meinst die Gouverneurin?«
    »Das sollte das gleiche sein.«
    »Ich könnte nichts tun ohne Beweise. Aber wenn du etwas Bestimmtes sagst, weiß ich, in welcher Gegend ich Beweise suchen muß.« Alles, was der alte Mann sagte, war voll von Anspielungen und Doppelbedeutungen. Dante, fand diese Form des Redens sehr anstrengend.
    »Ich habe es ja gesagt. Wenn es sinnvoll ist, werde ich mehr sagen. Es hilft dir ja hier doch nicht. Nimm an, ich sage, auf der Insel Zho sind Beweise zu finden - was nützt es dir, da du zehntausend Meilen von Zho entfernt bist und nicht danach suchen kannst?«
    »Ich kann dich nicht zwingen. Aber ich habe viele Fragen.«
    Saravyi grunzte. »Großer-Töter kontrolliert die wichtigsten Wege im Norden. Seine Leute haben die Pelzjäger getötet und ihre Schiffe erobert. Sie haben auch den Handel mit Taumeltang an sich gerissen. Ich bin im Norden gewesen. Ich kenne die Wege, die nach Thaggo führen. Einer führt durch den Sumpf; ihn kennen die Räuber und der Fürst. Es gibt drei andere.«
    »Wer außer dir kennt sie? Wo sind sie?«
    »Was die zweite Räubergruppe angeht, so weiß ich wenig von ihr, außer daß sie manchmal mit den Leuten von Großer-Töter zusammenarbeitet, dann wieder Krieg führt. Der Kontinent ist riesig, und selbst ich kann nicht alles wissen.«
    »Weißt du denn wenigstens, wo Großer-Töters Hauptlager ist? Und das der anderen?«
    Saravyi hustete. »Wenn Gortahork mit Jägern reitet, dann heißt dies, die Fürstin Tremughati reitet mit Jägerinnen. Vielleicht haben beide das gleiche Ziel, vielleicht verschiedene, die sich hinterher als eines herausstellen.«
    »Da du meine Fragen nicht beantwortest, bleibt mir nur abzuwarten, was du noch sagst, was du noch weißt.«
    Der Shil spie aus. »Ich weiß, daß an einem Tag gegen Ende der Spätzeit alle Häupter und Heiler zusammenkommen.«
    Barakuda versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen, aber auch mit aufgerissenen Augen sah er nicht viel mehr als die glühende Spitze von Saravyis Zigarette.
    »Ein großes Treffen, wie es zuletzt vor einigen Jahrhunderten stattfand.« Saravyi sagte es, als spräche er über das Wetter. »Großer-Töter hat fast nur Männer um sich gesammelt, den Abschaum der Nordvölker, Mulis, entlaufene Verbrecher, ehemalige Sklaven der Mönche aus Banyadir. Gegen sie, glaube ich, wird der Fürst mit den Jägern reiten.«
    »Das heißt, daß wahrscheinlich die Fürstin mit den Jägerinnen gegen Frauen reitet?«
    Saravyi breitete die Arme aus. »Ich weiß nichts«, murmelte er, »ich denke nur. Du weißt, was ich denke? Gut. Gut schlafen!« Damit wickelte er sich in seine Decke.
    Und Dante Barakuda versuchte, die Räuber, die Schußwaffen, Funkgeräte, die Banyashil und das Matriarchat von Pasdan im fernen Westen zusammenzubringen. Außerdem fragte er sich nach dem Grund für ein Großkonklave aller Häupter und Heiler des Nordens, wie es nur bei gigantischen Katastrophen oder historischen Entscheidungen stattfand.
     
    Sie ritten zu der Stelle zurück, wo sie am Abend zum Brunnen abgebogen waren. Im fahlen Morgenlicht war die Linie ihrer Spuren kaum zu erkennen. Nordwestlich, vor ihnen, gab es nur Kiesel, Geröll, nackte Erde und struppige Büsche. Felsbrocken säumten den Weg, ihre Splitter bedeckten ihn. Barakuda fühlte sich nicht besonders wohl. Er wußte, daß es Tage dauern würde, bis Knochen und Haut sich wieder an langes Reiten gewöhnt hätten.
    Mehrmals glitt Saravyi vom Pferd und untersuchte den Boden. »Schwach«, sagte er, »aber sie sind hier gewesen. Wo sollen sie auch sonst hin?«
    Mittags machten sie Rast im Schatten eines riesigen Felsblocks, der den Eingang zu einem winzigen Seitental versperrte. Barakuda blickte zurück; hinter ihnen lag die Ebene, die sie am vergangenen Tag durchquert hatten. Vor ihnen türmten sich die Berge bis in eine Höhe von 3000 Metern.
    Am Nachmittag mühten sich die Pferde immer steilere Geröllstrecken hinauf. Manchmal mußten Saravyi und Barakuda absteigen und die Tiere am Zügel führen.
    Irgendwann blieb Saravyi stehen und schüttelte den Kopf. Er warf Barakuda den Zügel

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