Pasdan
Ameisen.‹
›P’aodhus geben gute Wolle, aber Pferde sind bessere Reittiere.‹
›Ja, und einen Vogel fliegen sehen ist weniger reinigend als ein Bad im Fluß, der sich jedoch, was Trockenheit angeht, nicht mit der Wüste messen kann.‹
›Und unsere Fürstin Tremughati ist die klügste und lieblichste aller Frauen, aber auf dem Ozean hat ein Segelschiff Vorteilen.‹«
IX
Er lag in einem luftigen, hohen Zelt. Durch den offenen Eingang sah er die langen Schatten der Nachmittagssonne. Eine alte Frau mit kurzem grauem Schopf, fröhlichen Falten und schwarzen Augen kauerte neben ihm. Im Traum oder Halbdämmern hatte er sie schon gesehen: die Heilerin der Gargava. »Ist es dein Schatten oder bist du der Schatten?« sagte sie lächelnd. Sie drückte ihn auf sein Lager aus Fellen und Decken zurück, als er sich aufrichten wollte.
Der stechende Schmerz in der Schulter trieb ihm für einen Moment Tränen in die Augen. Mühsam erwiderte er in Banyashilgu: »Ein finster Lebender grüßt Euch, Mutter.«
»Ein Metallstück sitzt in dir. Das Blut ist still, das Metall redet.« Dabei strich sie mit der Hand über seiner rechten Schulter durch die Luft.
Dante blickte an sich hinab und sah den Verband aus grünem Stoff. Die Heilerin brachte ihm eine kräftige Fleischbrühe, und bald schlief er wieder.
Am nächsten Tag war er länger wach und erfuhr die Einzelheiten und die Anzahl der vergangenen Tage. Er lehnte sich gegen die Kissen.
»Dann wäre heute der dreißigste Tag der Spätzeit, Mutter.« Die Heilerin hatte den Verband erneuert und Heilkräuter auf die Wunde gelegt, die Dante fremd waren. Sie nickte, als er den Tag nannte.
»Wo ist Saravyi?«
»Er hat dich gesucht und hergebracht. Nun ist er mit Jägerinnen und Jägern geritten, die zu suchen, die dir aufgelauert haben.«
»Ein mutiger alter Mann, aber besser wäre er in eine andere Richtung geritten.«
»In welche? Nachricht zu deinen Leuten bringen?«
»Ja, Mutter. Sie sorgen sich um mich. Und um euch.« Als sie lächelte, kräuselte sich ihr Gesicht wie ein Wasser bei leichtem Regen. »Saravyi hat uns berichtet, daß Feuerwaffen in den falschen Händen sind.«
»O Mutter, hat er auch gesagt, daß Narren spazierenreiten und sich leichtfertig überfallen lassen?«
Abends betrat, gestützt auf zwei junge Jäger, die Älteste der Gargava das Zelt. Nach einem längeren Gespräch versprach sie, sofort einen Boten zum nächsten Hafen zu senden, von wo die Nachricht mit einem Schiff zum nördlichsten Küstenort des Protektorats gebracht werden sollte.
Er erholte sich schnell. Die Heilerin nannte ihm Namen von Kräutern, doch glaubte er viel eher daran, daß aus ihren Händen Kraft in ihn floß. Am Nachmittag des übernächsten Tages erhob er sich mit Hilfe eines kräftigen Jägers; ihn schwindelte, aber er biß die Zähne zusammen und wiederholte den Versuch mehrmals.
Am folgenden Tag saß er vor dem Zelt. Die Krone eines Baums schützte ihn vor der Sonne; er schlürfte starke Brühe und sah den Shil zu. Die Gargava-Gruppe, in deren Lager er sich befand, zählte vielleicht tausend Personen. Sie waren Halbnomaden, die im Wechsel der Jahreszeiten immer die gleichen Quartiere aufsuchten. Sie lebten von Jagd und Fischfang; daneben handelten sie mit den näheren Dörfern und Städten und den Karawanen, die durch ihr Gebiet zogen.
Mehrere junge Jägerinnen und Jäger setzten sich zu ihm und brachten ihre Beschäftigungen mit. Einer befaßte sich mit einem krähenden Säugling, der im Verlauf der Plauderei seine Freude an frischen Windeln dreimal dadurch bewies, daß er sie sofort benetzte. Der junge Gargava reinigte und wickelte jedesmal behutsam neu; schließlich hielt er das Kind hoch. »Es ist wohl leck.«
Die anderen beschäftigten sich mit der Reinigung von Häuten, nähten Lederkleidung, flochten aus Binsen Körbe, Köcher und ähnliche Gebrauchsgegenstände. Das Lager befand sich unter hohen Bäumen an einem schnellen Fluß, in dem quiekende Kinder plantschten und erste Versuche machten, mit den Händen zu fischen. Vierzig Jägerinnen und Jäger waren mit Saravyi geritten; eine Gruppe junger Frauen befand sich auf der Jagd. Einige Mädchen und Jungen waren mit der Heilerin unterwegs, um die Kräuterkunde zu erlernen, andere hatten sich zu diskreterem Zeitvertreib an diskretere Plätze des Buschwerks begeben. Es wurde gekocht, gebraten und geflickt. Aus dem Norden des Lagers drangen manchmal helle Rufe; dort ritten Jägerinnen und Jäger Pferde
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