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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die Reise erstmals. Sie ritten unter schattigen Bäumen auf weichem Boden; die Hufschläge dröhnten nicht, und er hatte sich an den Sattel gewöhnt. Vormittags machten sie Rast, tranken kalten Tee und aßen Brot. Saravyi schnupperte in den Wald, nahm Bogen und Pfeile und verschwand. Er kehrte mit einem großen Vogel zurück. Sie beschlossen, die Rastpause zu verlängern; der Vogel wurde gerupft, ausgenommen und gebraten. Sie aßen die Hälfte; den Rest wickelte Barakuda in sein Reservehemd.
    Die Spur führte nun nach Nordwesten. Abends behauptete der Shil, sie seien zwei Tage hinter den anderen.
    Zwei Tage später überquerten sie die Grenze. Barakuda sprach mit Cadhras, dann ritten sie in die Savanne. Am folgenden Tag kamen sie in hügeliges Gelände. Nach dem kargen Mittagsmahl - es gab Barakudas letztes Mehl, ohne Salz gebacken, und ein paar Beeren - kaute Saravyi auf einer monströsen Zigarette herum.
    »Hör zu, o Freund. Weiter im Westen ist das Lager eines Banyashil-Stammes. Gargava; bei ihnen gibt es schnelle Pferde und sichere Pfeile. Man kann ja nie weit genug sehen; die Wölbung des Planeten verbirgt die Zukunft.«
    Barakuda schwieg und wartete. Schließlich schlug Saravyi vor, sich zu trennen. »Ich reite zu den Gargava und stoße morgen mit einigen Jägerinnen und Jägern zu dir, wo du dann sein wirst. Selbst für deine Augen ist die Spur nicht zu übersehen. Außerdem gibt es bei den Gargava vielleicht Nachrichten.«
    Dante fühlte sich wohl. Er hatte Gewicht verloren, das Reiten kam ihm als natürliche Fortbewegungsart vor, seine Kondition war gut, sein Zigarettenkonsum minimal. Nachmittags kam er an einen Flußlauf, stieg ab, ließ den Rappen trinken und trank selbst; dann drehte er sich die vierte Zigarette und hielt eine Ansprache an die Gegend, den Himmel, das Pferd, das Gras und sich selbst.
    »Es ist eine brennende Schande, in Steinhäusern zu leben und Papier vollzuschreiben und Knöpfe zu drücken, wenn man im Sattel sitzen und mit Gaunern hartes Brot teilen kann. Warum quittierst du nicht den Dienst, überläßt die Sorgen anderen und ergibst dich dem Genuß?«
    Er ritt bis zur Abenddämmerung, erreichte ein Buschwerk, sattelte den Rappen ab und aß das restliche Brot. Dann drehte er sich die fünfte Zigarette und nahm das Funkgerät.
    Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung. Gestalten zeichneten sich vor dem bestirnten Himmel ab; eine schien auf ihn zu deuten. Bevor er den Knall hörte, zertrümmerte eine Kugel das Funkgerät in seiner Hand. Eine zweite traf ihn in die Schulter; nach einem dritten Blitz fraß sich eine Feuerspur über seine Kopfhaut und raubte ihm das Bewußtsein.
     

Bei den Gargava
    (Aus den Akten des Gouvernements, Cadhras, Shilgat;
    Bericht des Sekretärs für Sicherheit)
     
    »… Die Kommentare gerade der jüngeren Leute des Stammes, die weder weltanschauliche Vorurteile noch Diskriminierung nach Geschlecht, Alter o. ä. kennen, waren ebenso präzise wie illustrierend. Folgend ein Gedächtnisprotokoll.
    Über Banyadir: ›Ein sehr willkürliches Verfahren. Warum nehmen sie denn unter den unendlich vielen möglichen ausgerechnet einhundertvierzehn Götter, die von allen verehrt werden müssen? Wäre es nicht viel amüsanter, alle anderen, also unendlich minus einhundertvierzehn, Götter zu erfinden, mit netten, nützlichen oder gräßlichen Eigenschaften, und ihre Verehrung unter allerlei Vorwänden unmöglich zu machen?‹
    Über Gashiri: ›Das ist aber doch nicht nur langweilig, sondern auch unbequem. Eine bestimmte Form des Zusammenlebens und der Sexualität vorzuschreiben - das Leben ist zu kurz, um es derart einzuengen. Wenn es wenigstens interessant wäre… Aber genausogut könnte man ja vorschreiben, daß nur noch auf Händen gegangen wird und man sein Wasser ausschließlich bei Nordwind läßt. Oder Fische nicht nach ihrer Eßbarkeit, sondern nach ihren Flugkünsten bewertet.‹
    Über Pasdan: ›Wie kann denn eine Gruppe von Aspekten des Chaos wichtiger sein als eine andere? Unterschiede im Körperbau sind eine erbauliche Gegebenheit, aber kein Wert. Ebensogut könnte man hingehen und sagen, Eidechsen sind wichtiger als Bären, weil sie grüner sind. Oder die Shil in Arameq sind besser als die Gargava, weil sie in Häusern statt in Zelten leben.
    Alle Teile des Chaos haben den gleichen Wert. Sonst könnte man ja Berge schmähen, weil sie nicht fließen, oder Ameisen, weil sie nicht sättigen.‹
    ›Es sei denn, man nähme sehr viele

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