Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Überfällen gefangen und vor die Wahl »mitmachen oder sterben« gestellt worden waren; dazu eine Reihe entlaufener Sklaven aus Banyadir. Die Waffen? Die seien eines Tages einfach dagewesen; man wisse weder woher, noch auf welchem Weg sie gekommen seien.
    »Das ist alles sehr wirr«, sagte Barakuda mürrisch. Er hockte neben Saravyi auf einem Felsen und trank Tee.
    Saravyi starrte über die Steppe. »Denk an die Wölbung des Planeten.«
    »Wieso?«
    »Ach, übrigens, ich reite mit den Gargava weiter nach Westen, zum Golzain, und sorge dafür, daß Gortahork keinen Unsinn anrichtet. Jemand hat hier zufällig ein paar Feuerwaffen liegenlassen. Wir werden sie einsammeln und vorläufig mitnehmen.« Das Gesicht war undurchdringlich.
    »Irgendwann, wenn das alles vorbei ist, werde ich dich trotz deines Alters windelweich schlagen.«
    Saravyi tippte mit dem Zeigefinger sanft auf die verbundene Schulter, und Dante sagte »Au«.
    »Wir sehen uns.« Der alte Mann lächelte.
    »Wo und wann?«
    Saravyi blickte in den Himmel und machte eine Geste, die alles und nichts sagte.
     
    Die Gouverneurin hatte sich um die Verwundeten gekümmert und versucht, Sarela McVitie aufzurichten. Nun winkte sie Barakuda zu sich.
    »Was geschieht mit den geflüchteten Banditen?« Sie lehnte an einem Gleiter und hielt sich mit beiden Händen an einem Becher Kaffee fest.
    »Vielleicht sollte man doch ein paar Gleiter losschicken und zusehen, daß möglichst viele von den geflüchteten Räubern entwaffnet werden.« Er musterte die müden Gesichter ringsum. »Schafft ihr es noch eine Weile, Leute?«
    Nardini stellte sein entsetzliches Summen ein. »Warum? Wollen Sie noch ein paar Lampen anmachen, Chef?«
    Es wurde gegrinst. Alle wußten, daß die Blendaktion ab sofort zur Folklore von Cadhras gehörte.
    Später, als die Gleiter zurückgekehrt und die meisten Gefangenen in der Korvette untergebracht waren, tranken die Letzten Abschiedstee mit den Gargava und bewunderten das Feuerwerk des Sonnenuntergangs. Cebrian lehnte neben Barakuda an einem Felsen. Plötzlich sagte er sehr laut:
    »Eins wüßte ich gern, Dante. Sie hatten ein paar Leute und Blendgranaten gegen fünfhundert Banditen mit Karabinern. Außerdem sind Sie verletzt. Was stellen Sie an, wenn Sie gesund sind und man Ihnen die ganze Garnison überläßt?«
    Learoyd blickte auf, kratzte sich den Schopf, deutete mit dem Messer, auf das er kaltes Fleisch gespießt hatte, auf Barakuda und erklärte unter dem Gelächter der anderen; »Vermutlich ein historisches Freßgelage im Meeresleuchten.«
     
    Aus: Randwelt-Folklore, anonym; Gaia, 456
     
    »Am westlichsten Punkt des Isthmus, Kap Qadhira, hatte einmal ein Astrophysiker gesessen, auf ›Landurlaub‹ von einem Aufklärer der Flotte. Bewaffnet mit einigen Flaschen und freundlicher Begleitung hatte der Mann den Granitfelsen erklommen und sich niedergelassen, mit Flaschen und Begleitung. In den folgenden Stunden - es war ein schöner Herbstnachmittag - widmete er seine Aufmerksamkeit zu je einem Viertel der Begleitung und der Aussicht, zu zwei Vierteln den Flaschen. Der große Park mit hohen, exotischen Bäumen, zwischen Raumhafen und Esplanade, stieß ihn ab, denn sein Herz verlangte nicht nach herbstlichen Farben. Er hatte zu viele Sonnen gesehen und zog den weißen Strand der Bucht von Cadhras, die hellen Hotels an der Esplanade und das blaugrüne Meer vor; die flammenden Blutweiden, rostroten Eisenbäume, bläulichen Laokoonfeigen, die Zinnobersträucher und die beigen Flächen des Nimmergrün erschienen ihm vulgär und aufdringlich.
    Als der Nachmittag später wurde, entwickelte er eine Theorie. Seine freundliche Begleitung, eine Stauerin aus dem Seehafen, Shil, mit Olivhaut und Nachtaugen, hatte sich an den Flaschen ebenso beteiligt wie an der Aussicht und war später nicht imstande, die physikalischen Teile der Theorie wiederzugeben. Es lief darauf hinaus, daß Shilgat sich dort befinde, wo einst der Urknall ausgelöst wurde, und folglich als Nabel des Universums gelten könne. Cadhras sei das Zentrum von Shilgat. Was aber sei das Zentrum von Cadhras? Er blickte über die Bucht, den Park, die Wohnhäuser, die Esplanade mit Cafes, fliegenden Händlern, Musikern, Akrobaten und Gauklern; dann nahm er, schon verschwommen, den Hafen wahr und dahinter, höher gelegen, den eigentlichen Stadtkern. Undeutlich sah er im Norden die häßlichen Konservenfabriken und die ebenso häßlichen Gebäude der Territorialadministration (ein Wort, das er zwei

Weitere Kostenlose Bücher