Pasdan
sie zu wenig wußten. Vor allem die Pläne der Shil gaben ihnen Rätsel auf. Als die Gouverneurin erwog, die Flotte einzuschalten, widersprach Barakuda.
»Vergessen Sie bitte zwei Dinge nicht, Exzellenz. Wir sind nicht allein. Gortahork und Tremughati können im Ernstfall eine Million Reiter aufbieten. Sicher sind unsere Leute nicht sehr zahlreich, aber die vierhundert suldás und suldaus der Garnison sind diszipliniert und ausgebildet - die Räuber sind Horden. Und sobald wir wissen, was sie planen, können wir überall intervenieren. Sie mögen zahlenmäßig überlegen sein, aber wir beherrschen die Luft.«
Nachdenklich durchquerte er die Stadt, die in der Mittagshitze ruhte. In einem Straßenrestaurant unweit der Plaza Tokman aß er eine Kleinigkeit; dann begab er sich zum Raumhafen.
»Seit vorgestern haben wir keinen Kontakt mehr mit dem Schnellboot.« Lyle Nogura hockte auf der Schreibtischkante und schien erschöpft.
»Maqari und seine Leute in der Steppe, Sie und Exzellenz mit den anderen bei der Patrouille, da hat hier keiner mehr an das Schnellboot und die Zhumzhum gedacht.«
Barakuda ließ sich in seinen Sessel fallen. »Wer hier woran hätte denken müssen, darüber reden wir später. Was haben Sie unternommen?«
»Vor einer Stunde ist ein Gleiter gestartet. Und ich habe im Hotel auf Huasiringa angerufen; der Rückruf müßte gleich kommen.«
Dante schickte Nogura heim, wartete den Rückruf ab, der nichts Neues brachte, schaltete die Leitungen des Sicherheitsbüros zum Militärtower und bat darum, bei Neuigkeiten sofort im Meeresleuchten alarmiert zu werden.
Begheli servierte besonders anmutig; Dante saß in der Nähe des feuerspeienden Kamins und aß köstliche Fischpasteten. Unter der gewölbten Decke der Taverne stauten sich Rauch, Gerüche und Gespräche. Nach und nach stellten sich weitere Mitesser und Mittrinker ein: Aguilar und Irgul, dazu etwa die Hälfte der Frauen und Männer von Patrouille und Gleiter. Sie waren bald leicht angetrunken (bis auf Learoyd, der einen Ozean leeren konnte) und verkündeten der Welt, die »Operation Blitzlicht« sei ein voller Erfolg gewesen, und hinfort werde man überhaupt nur noch mit Lydia Hsiang, Dante Barakuda und Sarela McVitie sowie gewissen alten Shil verreisen. Sarela grämte sich und verfiel nach dem zweiten Glas Sampawein in stumpfes Brüten.
Die Taverne war brechend voll; Fischerinnen, Touristen, Hafenbewohner, alle mußten immer neue Varianten des Epos anhören. Nardini schmetterte gräßliche Gesänge und schwieg erst, als Ping ihn mit Obstmessern bewarf.
Dann wurde es jäh still. Mutter Schwabbel hatte diesen Abend für einen ihrer Ausbrüche gewählt. Groß und fett, mit fuchsroter Perücke und zentimeterdicker Schminke wankte sie zwischen Küche und Tresen hin und her. Sie hatte zunächst friedlich in sich hineingetrunken; glasigen Auges rempelte sie nun Gäste und Mädchen an und stieß Beleidigungen aus. Die Gäste zogen die Köpfe ein und warteten ab. Man hörte Mutter Schwabbel in der Küche herumbrüllen, wo sie Lopes und seinen Gehilfen erklärte, wie sie die Welt sah.
»Schmutz seid ihr, Abschaum von der miesesten Sorte. Ihr seid nicht einmal wert, die Gräten abzulutschen. Eßbar ist der Fraß sowieso längst nicht mehr. Warum bin ich so geduldig, statt euch alle rauszuwerfen? Lopes, hör mit dem Grinsen auf. Bei deiner Visage muß ja jeder Fisch kotzen.«
Wie ein Geschoß brach sie durch die Schwingtüren in den Schankraum und fiel über die Mädchen her, die zunächst alles routiniert überhörten. Anschließend begab die Wirtin sich zum Tresen, wo sie eine weitere Weile friedlich trank, und die Lage schien sich zu beruhigen.
Nya näherte sich der Küche mit einem hochbeladenen Tablett - schmutzige Teller, Bestecke, gebrauchte Gläser. Pa’aira kam aus der Küche; auf ihrem Tablett türmte sich Fisch. Rugazh hatte ein Tablett mit vollen Gläsern vom Tresen geholt und drehte sich um, als Pa’aira die Schwingtür mit Elan aufstieß und auf Nya traf. Die drei Mädchen stießen zusammen. Essensreste, Fischbrocken, Trümmerstücke, Glassplitter und Flüssigkeiten vermengten sich mit den schrillen Rufen der Verunglückten und der bombardierten Gäste.
»Hah!« Mutter Schwabbel wurde jäh wieder aktiv. Ihr Mund war verzerrt; die glasigen Augen sprangen fast aus ihrem Kopf. »Zu dumm, um mit dem Hintern zu wackeln, aber alles zertrümmern.« Sie überschüttete Pa’aira, Rugazh, Nya, Begheli, die hinter dem Tresen stand, und
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