Pasdan
nordwärts ritten, nicht doch auf Gegner stießen, wollte er dort niemanden abziehen. Es hätte wenig Sinn, fünf Leute mit vierzig Pferden zurückzulassen und drei Stunden später eine überstürzte Rettungsaktion unternehmen zu müssen.
»Wenn der Major sicher ist, daß die Stellung gehalten werden kann«, sagte er, »könnten wir noch ein paar Leute gebrauchen. Aber erst am Morgen. Vorher können wir ohnehin nichts unternehmen.«
Lange nach Sonnenuntergang überflogen sie die Stelle, an der sich der Trupp unter legat Yakku befand. Sie waren bereits nördlich des Dschungels.
»Riesige giftgrüne Morastlande«, sagte der Leutnant; in Barakudas Kopfhörer knisterte es. »Das ist das Feuer, wenn Sie es hören, Chef. Wir lagern in einer alten Ruinenstadt - weiß der Teufel, wer es hier in diesem Sumpfland mal hat aushalten wollen. Ich glaube, hier spukt es nachts.«
»Haben Sie von da tagsüber gute Sicht?«
»Ja-a, es geht. Warum?«
Barakuda ließ die Stelle beschreiben. »Gut. Brechen Sie nicht früh auf. Je nachdem, wie es bei den Kaskaden aussieht, jage ich den Gleiter los, um bei Ihnen Verstärkung zu holen. Zwanzig, mehr geht nicht rein. Die anderen sollten dann in den Ruinen bleiben, die sind notfalls besser zu halten als ein Camp im Sumpf.«
Er studierte die Karte. Sarela, die eingenickt und durch das Funkgespräch geweckt worden war, schaute über seine Schulter. Timoara hatte Bondak an den Kontrollen abgelöst. Er knurrte etwas wie »Spuk in Ruinen, pah« und »rotznasige Leutnants, frisch von der Akademie, am besten gleich im Sumpf versenken.« Dabei grinste er, und die schwache Beleuchtung der Kontrollen überzog sein schwarzes Gesicht mit grünlichen Verwerfungen.
Nach Mitternacht erreichten sie die Berge. Der Golzain hatte einen bizarren Canyon gegraben, hundert Kilometer lang, mit zahllosen scharfen Biegungen. Barakuda schaltete die Nachtkameras ein und studierte fasziniert den Bildschirm. Ein Arm reckte sich über seine Schulter; die Bügelfalten des Khakihemds waren messerscharf. Die zum Arm gehörende Hand hielt eine Metallflasche und bewegte sie auffordernd. »Danke, Yasu«, sagte Barakuda halblaut. Er nahm einen Schluck; es war Rum.
Kakoiannis’ Gesicht tauchte aus dem Halbdunkel hinter Dante auf. »Können Sie nicht schlafen, Chef?«
»Sie doch auch nicht, oder?«
Kakoiannis lächelte; die feingeschnittene Nase zog sich leicht nach unten. »Ich zöge einen seidenen Diwan vor, und angesichts der versammelten Liebreize der Garnison wüßte ich durchaus das eine oder andere Buch zu schätzen, zur Ablenkung.« Er brachte es fertig, gleichzeitig zu lächeln und zu seufzen. »Ein Makel, ich gebe es zu. Ein Fehler in der Erziehung. Meine Eltern haben das nicht gut durchdacht, als sie mich an gewisse Standards gewöhnten.«
»Was haben Ihre Eltern denn sonst noch gemacht?«
Kakoiannis’ Lächeln wurde abrupt zu einem mehrdeutigen Grinsen. »Tut mir leid, Chef, aber das hab ich vergessen. Kippen Sie sich noch einen hinters Zäpfchen. Feines TV-Programm haben Sie da.«
Barakuda zuckte mit den Schultern, nahm noch einen Schluck und schaute wieder auf den Schirm. Sie flogen zwischen schroffen, blaßgrauen Felswänden hindurch, die fast einen Kilometer senkrecht in die Tiefe zu stürzen schienen. Tief unter dem Gleiter quirlte das Wasser des Golzain. Die gewaltigen Wassermengen suchten Raum, der Fluß schäumte und schoß, obwohl die Felswände 700 Meter auseinander standen.
Das Funkgerät blinkte; Dante griff zu den Kopfhörern.
»Sie sind jetzt unter uns«, sagte der Pilot des Beobachtungsgleiters. »Willkommen in den Schluchten. Die Kaskaden liegen am Ende des Canyons.«
Die Berge zwischen der Hochsteppe und dem Flachland ragten bis zu 5000 Metern auf. Der Golzain bildete nördlich des Massivs einen ausgedehnten See, der durch großartige Schluchten abfloß. Der obere Teil des Canyons lag etwa 200 Meter über dem Meeresspiegel; der See nördlich der Berge dagegen noch in 1500 Meter Höhe. Vier riesige Wasserfalle auf einer Strecke von etwa 20 Kilometern stellten den Abschluß des Durchbruchs dar; bis zur ersten Stufe hatte der Golzain immerhin 150 Kilometer Schluchten in die Berge gefressen und dabei etwa 300 Meter Höhe verloren. Die oberste Stufe war die kleinste; auf einer Breite von 500 Metern fielen die Wassermassen hier 100 Meter senkrecht hinab, füllten ein riesiges Becken aus Granit und sprudelten durch einen kleineren, sehr engen Canyon. Die zweite Stufe war die größte - ein
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