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Pasdan

Pasdan

Titel: Pasdan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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400 Meter tiefer und ebenso breiter Wasservorhang über einem bizarren Granitbecken. Dann kam eine breite Schlucht, ein 200 Meter tiefer Fall und schließlich, oberhalb des langen Canyons, der letzte, wo die Fluten sich auf einer Breite von 600 Metern 300 Meter hinabstürzten. Hinter diesem untersten Vorhang war das Schnellboot verschwunden. Mit angehaltenem Atem betrachtete Barakuda minutenlang das grandiose Schauspiel; dann wies er Timoara an, auf einem Plateau zu landen.
     
    Vor Sonnenaufgang waren sie bereit. Barakuda rückte seinen Helm zurecht und starrte ein letztes Mal auf die Bildschirme. Auch die Taststrahlen des Feinorters gaben nicht viel her.
    Hinter der untersten Kaskade, vor der der Gleiter in der Luft stand, umgeben von Gischt, lagen riesige Hohlräume. Der größte Teil der Strahlen wurde von Felswänden reflektiert. Die Metallorter sprachen an, verloren aber ebenfalls sehr bald jenseits des Wassers ihre Wirkung.
    »Höhlen«, sagte Barakuda laut. »Und Metall. Mehr wissen wir nicht. Ihr wißt, was zu tun ist? Gut. Los.«
    Der Beobachtungsgleiter schwebte immer noch über dem Canyon; er würde, solange es ging, die Funkverbindung aufrechterhalten, aber niemand machte sich Illusionen über die Durchlässigkeit der Felsen. Der zweite Gleiter hatte die Gargava in der Steppe gefunden; die Pilotin hatte mitten in der Nacht mit Saravyi gesprochen, der sich jedoch weigerte, mitzufliegen. »Ich kann ihn nicht zwingen«, hatte die suldá gesagt. »Die Shil haben Karabiner und sehen so aus, als ob sie damit umgehen können. Er läßt Ihnen ausrichten - Moment, ich habe es aufgeschrieben - also: ›Sag dem Narbengesichtigen, meine Anwesenheit sei völlig überflüssig. Falls es Dinge zu entscheiden gibt, so sind nicht nur die besten, sondern auch die schönsten Hände dafür in der Nähe.‹«
    Der dritte Gleiter, der einen Teil von Maqaris Leuten als Verstärkung bringen sollte, hatte Startschwierigkeiten gehabt. Nun war er in der Luft, aber es würde drei Stunden dauern, bis die Leute eintrafen. Barakuda hatte beschlossen, nicht länger zu warten. Es würde das Unternehmen erleichtern, wenn die erste Gruppe einen Brückenkopf in den Höhlen bildete. Mißmutig war neben Dante Korporal Vanzuid, der nach dem Aussteigen den Gleiter flußab jagen und die Hälfte des Trupps aus der Ruinenstadt holen sollte.
    Vanzuid warf Dante einen scheelen Blick zu, schob die Unterlippe vor und beschleunigte. Der Gleiter bebte unter der Wucht der aufprallenden Wassermassen; die Leute zogen die Köpfe ein, als es auf die transparente Kuppel prasselte. Dann waren sie durch den Vorhang getaucht.
    Vor ihnen erstreckte sich ein gehauener Sims über die ganze Breite der zurückweichenden Felswand. Die starken Scheinwerfer des Gleiters erhellten die Szenerie. Am tiefsten Punkt des Simses hatte man eine kleine Mole aufgeschüttet; dort lag vertäut das Schnellboot. Es schaukelte auf den Wellen des ewig aufgewühlten Beckens hinter dem Wasserfall.
    An der Mole war der sonst kaum drei Meter breite Sims zu einer mehrere Dutzend Meter breiten und tiefen Plattform erweitert. Hinter ihr reflektierten die Metallbeschläge einer riesigen Tür das Scheinwerferlicht.
    Der Gleiter landete an der Mole. Innerhalb weniger Sekunden waren alle abgesprungen; Vanzuid hob grüßend den Arm, zog die Maschine hoch und verschwand hinter dem Wasservorhang.
    »Niemand zu sehen«, sagte Bondak. Er lag neben Barakuda am Rand des Simses und starrte zum beschlagenen Tor.
    »Das Boot ist leer«, meldete Sarela McVitie.
    Bondak gab Zeichen. Ping, Nardini und drei Frauen rannten zum nächsten Felsvorsprung. Ping richtete sich schließlich auf und winkte. Nardini wandte den Kopf und sang: »Die Luft ist leer, kommt alle her.« Der Tenor füllte die Halle.
    Die riesige Tür war in einen ebenfalls mit Metall beschlagenen Rahmen aus Eisenholz eingepaßt. Vor der Schwelle und erst aus der Nähe zu sehen lag in einer Mulde der Leichnam von Fimfinella Fandango neben dem des vierten Mannes der Schnellbootcrew. Die Kleider waren zerfetzt; die Körper zeigten zahllose Abschürfungen, als seien sie über unebenen Boden geschleift worden. Beide waren durch Genickschüsse getötet worden.
    Barakuda nickte Bondak zu und deutete auf die Tür. »Sprengen«, sagte er tonlos. Dann bückte er sich und hob trotz wütender Schmerzen in der Schulter Fimfinellas Körper aus der Mulde. Das lange, hellblaue Haar war voll von geronnenem Blut und anderen Spritzern; die schlanken Finger

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