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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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oder nicht. Wenn ihr die Anzeige jemals unter die Augen kam, würde sie wissen, wer sie aufgegeben hatte. Sie hatte seinen Pass besessen, sie kannte seinen Namen. Sie konnte ihn aufsuchen. Vielleicht würde er von ihr hören. Oder auch nicht. Wahrscheinlich eher nicht. Wenn nicht, würde es bei dem Eröffnungsspiel bleiben, ein albernes kleines Spiel, das Zuspätkommende noch ins Theater einließ und sie unterhielt, bis das Hauptgeschehen des Abends begann. Sehr nützlich in den Zeiten vor dem Krieg. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach würde er nichts mehr von ihr hören, und einer der Gründe war womöglich, dass sie die Sache, wegen der sie nach London gekommen war, bereits erledigt hatte – was immer es auch sein mochte – und dann das Land wieder verlassen hatte und nach Genf, in den Mittleren Osten, nach Russland, China, Südamerika oder in die Vereinigten Staaten geflogen war. Und warum, dachte Sir Stafford, schließe ich Südamerika mit ein? Es muss einen Grund dafür geben. Niemand hatte je Südamerika erwähnt. Außer Horsham, das stimmte. Und selbst Horsham hatte Südamerika nur nebenbei erwähnt.
    Am folgenden Morgen, als er langsam nach Hause schlenderte, nachdem er die Anzeige aufgegeben hatte, nahm er mit halbem Auge die Herbstblumen im Sankt James Park wahr. Die Chrysanthemen sahen mit ihren knopfartigen Köpfen aus Gold und Bronze steif und langbeinig aus. Ihr Geruch drang schwach zu ihm durch. Es roch leicht nach Ziege und erinnerte ihn an die Berghänge in Griechenland. Er musste die Kleinanzeigen im Auge behalten. Allerdings jetzt noch nicht. Zwei oder drei Tage würden mindestens vergehen, bis seine Anzeige geschaltet war und jemand Zeit genug hatte, zu antworten. Wenn es eine Antwort geben würde, so durfte er sie nicht verpassen. Irgendwie war es irritierend, nicht zu wissen, um was es überhaupt ging.
    Er versuchte, sich an das Gesicht seiner Schwester Pamela zu erinnern, nicht an das Gesicht der jungen Frau vom Flughafen. Ihr Tod war lange her. Natürlich erinnerte er sich an sie, aber irgendwie konnte er sich ihr Gesicht nicht vorstellen. Es irritierte ihn, dass ihm das nicht gelang. Er war stehen geblieben, gerade als er eine der Straßen überqueren wollte. Es herrschte kein Verkehr, mit Ausnahme eines Wagens, der mit dem feierlichen Gehabe einer gelangweilten Witwe langsam dahinzockelte. Ein älterer Wagen, dachte er. Eine altmodische Daimlerlimousine. Er zuckte mit den Schultern. Warum stand er hier so dämlich herum, in Gedanken verloren?
    Er machte einen raschen Schritt, um die Straße zu überqueren, und plötzlich beschleunigte die Witwenlimousine – wie er sie gerade genannt hatte – überraschend. Beschleunigte mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Sie schoss mit solcher Wucht auf ihn zu, dass er gerade noch Zeit hatte, auf den gegenüberliegenden Bürgersteig zu springen. Dann verschwand sie wie ein Blitz um die Straßenecke weiter unten.
    «Kann es sein», sagte Sir Stafford zu sich selbst, «dass da wirklich jemand ist, der mich nicht leiden kann? Jemand, der mich verfolgt, mich auf meinem Heimweg beobachtet und nur auf eine gute Gelegenheit wartet?»
     
    II
     
    Colonel Pikeaway war von massiger Gestalt. Er saß ausgestreckt auf seinem Stuhl in dem kleinen Raum in Bloomsbury, wo er die Zeit von zehn bis fünf, mit Ausnahme einer kurzen Mittagspause, verbrachte. Wie üblich war er von dichtem Zigarrenrauch umgeben. Seine Augen hielt er geschlossen, nur ein gelegentliches Blinzeln verriet, dass er nicht schlief. Er erhob selten den Kopf. Irgendjemand hatte gesagt, er sähe aus wie eine Kreuzung zwischen einem antiken Buddha und einem großen blauen Frosch, mit vielleicht, wie ein respektloser Jüngling hinzugefügt hatte, einem Hauch von unehelichem Nilpferd in der Ahnenreihe.
    Das sanfte Brummen einer Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch weckte ihn. Er blinzelte dreimal und öffnete die Augen. Dann streckte er seine sehr schlaff aussehende Hand aus und nahm den Hörer ab.
    «Was ist?», fragte er.
    «Der Minister ist eingetroffen und möchte Sie sehen.»
    «Tut er das?», fragte Colonel Pikeaway. «Und was für ein Minister ist das? Der Baptistenpfarrer von der Kirche um die Ecke?»
    «Oh nein, Colonel Pikeaway, es ist Sir George Packham.»
    «Schade», sagte Colonel Pikeaway mit asthmatischen Atemzügen. «Sehr schade. Der Reverend McGill ist viel amüsanter. Er hat so eine großartige Aura von Höllenfeuer um sich.»
    «Soll ich ihn hereinbringen, Colonel

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