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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Pikeaway?»
    «Er erwartet sicher, sofort vorgelassen zu werden. Staatssekretäre sind viel empfindlicher als Außenminister», sagte Colonel Pikeawy düster. «Alle diese Minister bestehen darauf, zu kommen und sich überall mit ‹Kätzchen› zu umgeben.»
    Sir George Packham wurde hereingeführt. Er hustete und keuchte. Das war nicht verwunderlich, denn die Fenster des kleinen Raumes waren fest verschlossen. Colonel Pikeaway lehnte sich in seinem Stuhl zurück, über und über mit Zigarrenasche bedeckt. Die Luft war nahezu unerträglich, der Raum wurde in offiziellen Kreisen das ‹kleine Freudenhaus› genannt.
    «Ach, mein Lieber», sagte Sir George munter, ganz im Gegensatz zu seiner asketischen und traurigen Erscheinung. «Lange ist’s her, seit wir uns gesehen haben.»
    «Setzen Sie sich doch», sagte Pikeaway. «Möchten Sie eine Zigarre?»
    Sir George schüttelte sich leicht.
    «Nein, danke», sagte er.
    Er sah scharf zu den Fenstern hin. Colonel Pikeaway übersah den Hinweis. Sir George räusperte sich und hustete erneut, bevor er sagte:
    «Ähm – Ich glaube, Horsham war bei Ihnen.»
    «Ja, Horsham war hier und hat seine Geschichte runtergerattert», sagte Colonel Pikeaway. Er erlaubte sich, die Augen wieder zu schließen.
    «Ich dachte, das wäre am besten so. Ich meine, dass er Sie hier aufsucht. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass die Dinge nicht überall verbreitet werden.»
    «Ach», sagte Colonel Pikeaway, «aber das werden sie, nicht wahr?»
    «Wie bitte?»
    «Sie werden es», wiederholte Colonel Pikeaway.
    «Ich weiß nicht, wie viel Sie – ähm – nun, über diese letzte Geschichte wissen.»
    «Wir wissen alles hier», erwiderte Colonel Pikeaway. «Dazu sind wir schließlich da.»
    «Oh – Oh ja, natürlich. Wegen Sir S. N. – Sie wissen, wen ich meine?»
    «Vor Kurzem ein Passagier aus Frankfurt», sagte Colonel Pikeaway.
    «Eine äußerst ungewöhnliche Geschichte. Man kann sich kaum vorstellen…»
    Colonel Pikeaway hörte höflich zu.
    «Was soll man nur über diese Geschichte denken?», fuhr Sir George fort. «Kennen Sie ihn persönlich?»
    «Ich bin ihm ein- oder zweimal begegnet», sagte Colonel Pikeaway.
    «Man kommt nicht umhin, sich zu fragen –»
    Colonel Pikeaway unterdrückte unter Mühen ein Gähnen. Er war der Gedanken, Fragen und Vorstellungen von Sir George reichlich müde. Er hatte sowieso eine schlechte Meinung von Sir Georges geistigen Fähigkeiten. Ein vorsichtiger Mann, von dem man sicher sein konnte, dass er auch seine Abteilung sehr vorsichtig führte. Kein Mann von sprühendem Intellekt. Vielleicht, dachte Colonel Pikeaway, war das auch besser so. Jedenfalls sind die, die immer nur nachdenken und nichts Genaues wissen, meist ziemlich sicher auf den Posten, wo Gott und die Wähler sie hingesetzt haben.
    «Man kann die Enttäuschungen, die wir in der Vergangenheit erlitten haben, nicht völlig vergessen», fuhr Sir George fort.
    Colonel Pikeaway lächelte freundlich.
    «Charleston, Conway und Courtfold», sagte er. «Voll im Vertrauen, geprüft und genehmigt. Alle mit C, alle betrügerisch wie die Sünde.»
    «Manchmal frage ich mich, ob man überhaupt noch jemandem trauen kann», sagte Sir George unglücklich.
    «Das ist leicht zu beantworten», sagte Colonel Pikeaway. «Man kann es nicht.»
    «Nehmen wir Sir Stafford Nye», sagte Sir George. «Ausgezeichnete Familie, ich kannte seinen Vater und seinen Großvater.»
    «Es gibt oft einen Ausrutscher in der dritten Generation», sagte Colonel Pikeaway.
    Diese Bemerkung half Sir George kaum weiter.
    «Ich muss leider bezweifeln… Ich meine, manchmal erscheint er wirklich unseriös.»
    «Einmal habe ich meine beiden Nichten mitgenommen, um die Loireschlösser zu besichtigen, als ich ein junger Mann war», sagte Colonel Pikeaway unerwartet. «Ein Mann angelte irgendwo am Ufer. Ich hatte auch meine Angelrute dabei. Er sagte zu mir: ‹ Vous n ’ etes pas un pecheur sérieux. Vous avez des femmes avec vous. › »
    «Denken Sie, Sir Stafford –?»
    «Nein, nein, er hatte niemals viel mit Frauen zu tun. Sein Problem ist die Ironie. Er liebt es, die Leute zu überraschen. Er kann sich einfach nicht helfen, er muss sich auf Kosten anderer amüsieren.»
    «Nun, das ist nicht sehr zufriedenstellend, oder?»
    «Warum nicht? », fragte Colonel Pikeaway. «Sich kleine Scherze zu erlauben, ist besser, als ein Geschäft mit einem Überläufer zu machen.»
    «Wenn man nur sicher sein könnte, dass er wirklich zuverlässig ist.

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