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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Eindruck gewinnen, dass jemand an dem Durcheinander gerührt hat. Es hat ein Element der Gefahr. Etwas ist im Gange – wird ausgebrütet. Nicht nur in einem Land. In einer ganzen Anzahl von Ländern. Sie haben eine eigene Truppe aufgestellt und die Gefahr dabei ist, dass es sich um junge Leute handelt. Die Art Leute, die bereit ist, überall hinzugehen, alles zu tun, unglücklicherweise auch alles zu glauben. Und solange man ihnen ein gewisses Maß an Zerstörung und Sand-ins-Getriebe-Streuen verspricht, glauben sie, es muss eine gute Sache sein und die Welt wird eine andere werden. Sie sind nicht kreativ, das ist das Problem – nur destruktiv. Kreative junge Leute schreiben Gedichte, Bücher, komponieren vielleicht Musik, malen Bilder, genau so, wie sie es immer getan haben. Sie sind in Ordnung – aber wenn die Leute einmal lernen, die Zerstörung um ihrer selbst willen zu lieben, hat eine üble Führerschaft ihre Chance.»
    «Du sagst immer ‹sie› oder ‹die›. Wen meinst du eigentlich damit?»
    «Ich wünschte, ich wüsste es», antwortete Lady Agatha. «Ja, ich wünschte, ich wüsste es. Sehr sogar. Wenn ich etwas Nützliches in Erfahrung bringe, werde ich es dir verraten. Dann kannst du etwas unternehmen.»
    «Unglücklicherweise habe ich niemanden, dem ich das berichten könnte, das heißt, an den ich es weitergeben könnte.»
    «Ja, gib es bloß nicht an irgendjemand Beliebigen weiter. Man kann sich auf die Leute nicht verlassen. Gib es nur nicht an einen von diesen Idioten in der Regierung weiter oder jemand, der mit der Regierung in Verbindung steht oder darauf zählt, in die Regierung zu kommen, wenn die Zeit der jetzigen Bande abläuft. Politiker haben gar keine Zeit, sich in der Welt, in der sie leben, umzusehen. Sie sehen zwar das Land, in dem sie leben, aber sie betrachten es lediglich als eine einzige große Wahlplattform. Damit haben sie dann vorerst genug auf ihrem Teller. Sie tun Dinge, von denen sie ehrlich glauben, dass sie alles besser machen. Und dann sind sie überrascht, wenn das nicht der Fall ist, weil es nicht die Dinge sind, die die Menschen haben wollen. Und man kann sich der Schlussfolgerung kaum erwehren, dass Politiker das Gefühl haben, sie hätten eine Art göttliches Recht auf Lügen für einen guten Zweck. Es ist wirklich noch gar nicht so lange her, dass Mr. Baldwin seine berühmte Bemerkung machte – ‹Hätte ich die Wahrheit gesagt, hätte ich die Wahl verloren.› Premierminister beanspruchen dieses Recht immer noch. Ab und zu haben wir einen wirklich großen Mann, Gott sei Dank. Aber das ist selten.»
    «Nun, was schlägst du vor, was sollte man tun?»
    «Fragst du mich um Rat? Mich? Weißt du, wie alt ich bin?»
    «Du gehst auf die neunzig zu.»
    «So alt bin ich nun auch wieder nicht», sagte Lady Matilda leicht beleidigt. «Sehe ich so aus, lieber Junge?»
    «Nein, Liebes. Du siehst aus wie nette, gemütliche Sechsundsechzig.»
    «Schon besser», schmunzelte Lady Matilda. «Es ist nicht wahr. Klingt aber besser. Vielleicht bekomme ich irgendeinen Tipp von einem meiner lieben alten Admiräle, einem alten General oder möglicherweise sogar von einem Luftmarschall. Die erfahren solche Dinge. Sie haben immer noch ihre engen Freunde, und die alten Knaben treffen sich und reden miteinander. Und so macht es dann die Runde. Es gab immer eine Art Nachrichtendienst, und den gibt es immer noch, gleichgültig, wie betagt die Leute sind. Jung-Siegfried. Wir suchen einen Hinweis auf die Bedeutung – ich weiß nicht, ob es eine Person ist, der Name eines Clubs, ein neuer Messias oder ein Popsänger. Aber dieser Ausdruck beinhaltet etwas. Dann ist da auch das musikalische Motiv. Ich habe meine Wagnerzeiten ziemlich vergessen.» Ihre gealterte Stimme krächzte eine nur teilweise erkennbare Melodie. «Siegfrieds Hornruf, nicht wahr? Besorg dir doch eine Blockflöte, warum tust du das nicht? Ich meine eine richtige Blockflöte. Keine Schallplatte, die man aufs Grammofon legen kann – ich meine so ein Ding, wie es die Schulkinder haben. Sie haben Unterricht darin. Neulich bin ich zu einem Vortrag gegangen. Unser Vikar hat ihn gehalten. Es war ganz interessant. Über die Geschichte der Blockflöte und alle Flöten, die es seit dem Elisabethanischen Zeitalter gegeben hat. Und die Blockflöten selbst, manche haben einen wunderschönen Ton. Und ihre Geschichte. Ja. Nun, was sagte ich gerade?»
    «Du hast mir gesagt, ich solle solch ein Instrument besorgen, nehme ich an.»
    «Ja. Besorg

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