Passagier nach Frankfurt
die Entdeckung von Uran in der Pechblende, das ergibt dann die Atomkraft, von der man vorher nichts gewusst und noch nicht einmal geträumt hat. Als man Kohle und Minerale fand, hatte man Transport, Strom, Energie. Immer sind gewisse Kräfte am Werke, die der Welt bestimmte Dinge bescheren. Aber es steht auch immer jemand dahinter, der alles kontrolliert. Man muss herausfinden, wer diese Mächte kontrolliert, die zunehmend in fast allen Ländern Europas und weiter weg auch in Teilen Asiens an Vormacht gewinnen. Weniger in Afrika, aber auf dem amerikanischen Kontinent, im Norden und auch im Süden. Man muss hinter die Ereignisse blicken und die treibende Kraft erkennen, die sie auslöst. Ein Faktor ist natürlich das Geld, das Kapital.»
Er nickte Mr. Robinson zu.
«Mr. Robinson hier weiß mehr über Geld und Kapital als irgendjemand sonst auf der Welt, nehme ich an.»
Mr. Robinson sagte: «Es ist sehr einfach. Eine große Umwälzung ist im Gange. Es muss Kapital dahinterstecken. Wir müssen herausfinden, woher dieses Kapital kommt. Wer operiert damit? Wo bekommen sie es her? Wo schicken sie es hin? Und warum? Es stimmt schon, was James sagt: Ich weiß eine Menge über Kapital. So viel, wie man heutzutage nur wissen kann.»
Kleek fuhr fort: «Es gibt gewisse Trends. Das ist ein oft genutzter Begriff heutzutage. Trends oder Tendenzen – unzählige Bezeichnungen werden verwendet. Sie bedeuten nicht genau dasselbe, aber sie sind miteinander verwandt. Es zeigt sich, sagen wir – eine Tendenz zur Rebellion. Blicken wir in der Geschichte zurück. Es wiederholt sich, wie eine periodische Tabelle, ein Schema. Der Wille zum Aufstand, die Mittel zum Aufstand, die Form, in der die Rebellion auftritt. Es ist nicht länderspezifisch. Gibt es Aufstände in einem Land, ereignen sie sich auch in anderen Ländern, stärker oder schwächer. Das meinen Sie doch, Sir, nicht wahr?» Er drehte sich halb zu Lord Altamount um. «So oder ähnlich haben Sie mir das erklärt.»
«Ja, James, sie formulieren die Dinge sehr gut.» Kleek sagte: «Es ist ein Raster, ein Muster, das sich abzeichnet und mehr oder weniger unausweichlich scheint. Es wird deutlich, wenn man darauf stößt. In einer früheren Epoche ergriff das Verlangen nach Kreuzzügen alle Länder. In ganz Europa machten sich die Menschen zu Wasser und zu Lande auf, um das Heilige Land zu befreien. Alles sonnenklar, ein perfektes Muster entschlossenen Verhaltens. Aber warum sind sie gegangen? Das ist das Interessante an der Geschichte. Zu durchschauen, warum diese Wünsche und Verhaltensweisen entstehen. Es hat nicht einmal immer materialistische Ursachen. Alles Mögliche kann eine Rebellion auslösen, der Wunsch nach Freiheit, nach Redefreiheit, Religionsfreiheit – wieder eine Reihe eng miteinander verbundener Begriffe. Es veranlasst die Menschen, in ferne Länder auszuwandern, neue Religionen zu gründen, oft genauso tyrannisch wie die, die sie hinter sich gelassen haben. Wenn man genau genug hinschaut, genug Untersuchungen anstellt, dann erkennt man überall, wie diese und viele andere Muster oder Verhaltensweisen – ich verwende wieder diesen Ausdruck – entstanden sind. Es gleicht manchmal dem Ausbruch einer Viruskrankheit. Das Virus ist übertragbar – in die ganze Welt, über das Meer, in die Berge. Es kommt überallhin und steckt an. Es verbreitet sich offensichtlich wie von selbst, ohne Unterstützung. Aber auch dessen kann man sich heutzutage nicht sicher sein. Es mag Ursachen gegeben haben. Anlässe, die bestimmte Dinge in Gang gebracht haben. Man kann noch einen Schritt weiter gehen. Gewisse Menschen stecken dahinter. Einer – zehn, ein paar hundert, die die Verursacher sein und etwas ins Rollen bringen können. Man muss also nicht den Endprozess im Auge haben. Es sind die Menschen, die am Anfang einer Bewegung stehen. Da sind die Kreuzritter, die religiösen Eiferer, da ist der Wunsch nach Freiheit, die anderen Muster. Man muss noch weiter in die Tiefe gehen. In den Untergrund der Visionen und Träume. Der Prophet Joel wusste das, als er schrieb: ‹Eure alten Männer werden Träume träumen, eure jungen werden Visionen haben.› Wer ist der Stärkere? Träume sind nicht zerstörerisch. Aber Visionen können neue Welten eröffnen – und Visionen können auch die bestehende Welt zerstören…»
James Kleek wandte sich plötzlich an Lord Altamount.
«Ich weiß nicht, ob es das einen Zusammenhang gibt, aber Sie haben mir einmal eine Geschichte aus der Berliner
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