Password - Zugriff für immer verweigert
Zufall oder …
»Hast du ihr das Geld etwa in die Tasche gesteckt?«
»Wie kommst du denn da schon wieder drauf?«, fragte Dexter vollkommen gelassen.
Stefan dachte an die Kundenliste mit Telefonnummern. Wie lange war die eigentlich schon verschwunden? Auf jeden Fall erst, nachdem Dexter bei ihnen im Haus gewesen war.
»Wir sitzen im selben Boot«, sagte Dexter. »Wir sind keine Feinde.«
Aber auch keine Freunde. Stefan dachte sofort an Kevin und Mark. Sobald das alles vorbei war, würde er sie nie wiedersehen. Eigentlich fand er das nicht einmal besonders schlimm. Sie gehörten zu seinem alten Leben, dem Leben, das er oft gehasst hatte. Bald würde er neue Freunde bekommen, die er mit nach Hause bringen konnte, ohne dass er sich zu Tode schämen musste wie jetzt.
»Ich habe übrigens ein Geschenk für dich.« Dexter zog eine Plastiktüte von Diesel hinter dem Sofa hervor und warf sie Stefan in den Schoß. »Solche Hosen trägt Jerro. Dann kannst du dich schon mal daran gewöhnen.«
Als müsste er sich daran erst gewöhnen! Es war die perfekteste Jeans, die Stefan je gesehen hatte. Und das, obwohl er Dexter gerade noch beschuldigt hatte!
»Wie kriegt ihr Jerro eigentlich zu meiner Mutter und mir?«, fragte Stefan.
»Wir holen ihn zu Hause ab«, antwortete Dexter. »Seine Eltern sind an dem Wochenende in London, wir haben also jede Menge Zeit.«
»Aber das Haus wird doch bewacht?« Stefan strich über den weichen Jeansstoff seiner neuen Hose. »Dann ist es doch leichter, den Austausch in der Schule oder einem Einkaufszentrum zu machen?«
Dexter schüttelte den Kopf. »Du vergisst Alfred. Außerhalb der Umzäunung lässt er Jerro noch immer keine Sekunde aus den Augen.«
Alfred van Duin, dachte Stefans programmiertes Hirn sofort. Bodyguard und Fahrer.
»Aber sobald Jerro in seinem Zimmer sitzt, glauben plötzlich alle, er sei sicher«, sagte Dexter. »Da achtet kein Mensch mehr auf ihn. Außer Kasia. Sie wird Jerro eine Spritze in den Hals verabreichen, die ihn sofort bewusstlos macht, und ruft danach einen Rettungswagen. Zumindest wird es so aussehen, denn in Wirklichkeit ruft sie natürlich mich an. Ich schicke zwei Männer mit einem Rettungswagen, der nicht von einem echten zu unterscheiden ist. Du kannst Gift darauf nehmen, dass Carl das Tor dann aufmacht.«
»Clever«, kommentierte Stefan. »Aber wie geht es dann weiter? Ihr fahrt in das Haus, in dem meine Mutter und ich schon warten. Jerro und ich tauschen unsere Kleidung. Und dann? Geht es mir dann auf einmal wieder besser und ihr bringt mich wieder zu Jerros Haus zurück?«
»Nein, eine so wundersame Genesung würde zu sehr auffallen. Wir bringen dich ins Krankenhaus.«
»Aber dann merken die Ärzte doch sofort, dass ich gesund bin?«
»Also werden wir dafür sorgen müssen, dass du doch ein wenig krank bist.«
Stefan hörte auf, über den Stoff zu streichen. Sein Magen zog sich zusammen.
»Was meinst du?«
»Mach dir keinen Kopf, wir lassen dich schon nicht sterben.«
Falscher Text!
»Du denkst dir was anderes aus«, sagte Stefan. »Etwas ohne Krankenhaus.« Er versuchte, sich blitzschnell ein anderes Szenario auszudenken. Einen geheimen Austausch auf der Toilette! Wenn Jerro pinkeln musste, würde ihn Alfred bestimmt nicht begleiten. Es musste natürlich ein Klo sein, das Jerro aus eigenem Antrieb aufsuchen würde …
»Wir können uns in der Toilettenanlage der Schule verstecken«, sagte Stefan. »Die Männer vom Rettungswagen und ich. Und dann warten wir, bis Jerro aufs Klo geht. Vor dem Leibwächter hätten wir nichts zu befürchten. Er bleibt natürlich vor der Tür des Toilettenraums stehen. Jerro bekommt eine Spritze, ich ziehe seine Kleidung an und gehe auf den Flur raus. Alfred denkt, ich bin Jerro, begleitet mich zur Klasse und merkt nichts.«
Stefan war zwei Sekunden lang stolz auf sich.
Dann fragte Dexter: »Und wie kriegen meine Mitarbeiter Jerro unbemerkt aus dem Schulgebäude?«
Shit, da hatte er recht.
»Der Tausch findet in dem abgelegenen Haus statt. Ich will nicht riskieren, dass euch jemand zusammen sieht und auf falsche Gedanken kommt«, sagte Dexter in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Es ist übrigens schon alles organisiert, wir können nicht mehr zurück.«
Die Härchen in Stefans Nacken stellten sich augenblicklich auf. Er rückte ein wenig von Dexter ab. »Wieso nicht mehr zurück?«
Dann erinnerte er sich wieder daran, wie viel Macht er hatte, und entspannte sich wieder. »Ich will nicht in
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