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leise.
Stefan ergriff die Chance. »Ich glaube, meine Mutter möchte, dass du unsere Möbel abholst.«
Eine Dreiviertelstunde später trugen zwei Männer Stefans Bett herein. Danach folgten sein Schrank, eine große Plastiktüte mit seiner Kleidung, sein Tisch mit dem Stuhl. Sein Wecker und sogar sein alter Computer.
»Hat deine Nachbarin gerettet«, sagte der kleinere von beiden – ein blasser Typ mit rötlichen Haaren und riesigen Händen.
Der andere nickte. »Als wir ankamen, wühlte schon eine Menge Leute in den Sachen herum. Hoffentlich fehlt nicht allzu viel.«
Es konnte Stefan egal sein. Wenn sie bald reich waren, brauchten sie den alten Kram sowieso nicht mehr. Wichtiger war, dass seine Mutter sich nicht mehr querstellen konnte. Sie würde Dexters Hilfe annehmen müssen und dadurch rückte die Million wieder in greifbare Nähe.
Sie saßen zu dritt am großen Tisch im Wohnzimmer. Dexter hatte eine Pizza kommen lassen. Stefan hatte schon sein zweites Stück in Angriff genommen. Seine Mutter hatte wenig Appetit und aß mit kleinen Bissen.
»Ich werde euch erklären, worum es geht«, sagte Dexter. Er wischte sich mit einem Blatt Küchenpapier über den Mund. »Ich kenne einen Hypnotiseur, der Jerro in Trance versetzen wird. Jerro wird das nicht schaden, er kann alles genauso machen wie sonst auch. Sprechen, sich bewegen, nachdenken. Er wird also nicht ins Koma fallen oder so. Wenn der Hypnotiseur mit den Fingern schnippt …« Dexter machte es vor, dreimal dicht vor Stefans Augen, »wird er wieder wach und alles, was während der Hypnose geschah, ist komplett vergessen.«
Das klang wie Betrug.
»Geht das wirklich?«, fragte Stefans Mutter.
Stefan hatte schon mal eine Hypnoseshow im Fernsehen gesehen. Dort hatte ein hypnotisierter Mann geglaubt, er sei ein Huhn, und versuchte, ein Ei zu legen. Aber Stefan hatte ihn einfach für einen Schauspieler gehalten.
Dexter nahm ein Stück Pizza, biss hinein und tippte mit seiner freien Hand etwas auf dem iPad an. Dann schob er das Gerät über den Pizzakarton hinweg Stefan und seiner Mutter hin. Es gab mehrere Seiten über Hypnose und Gedächtnisverlust. Stefan klickte den obersten Link an. GEDÄCHTNISVERLUST AUF BEFEHL DES HYPNOTISEURS MÖGLICH.
»Jerro wird also in Hypnose versetzt und wohnt dann bei dir.« Dexter nickte zu Nel hinüber. »Er kann Stefans Zimmer und Kleidung benutzen. Du kochst für ihn, gehst einkaufen, wäschst. Während der Zeit, in der er nicht bei seinen Eltern sein kann, sorgst du für ihn. Dann bist du sicher, dass ihm nichts passiert. Sobald Stefan ausreichend Daten gesammelt hat, tauschen die Jungs wieder. Jerro wird vor dem Tor zu seinem Haus abgesetzt, der Hypnotiseur weckt ihn und Jerro hat keine Ahnung, wo er die ganze Zeit gewesen ist. Er weiß nicht einmal, dass er weg war. Und seine Eltern auch nicht, also macht sich niemand Sorgen.«
»Und wir bekommen eine Million.« Stefan legte seiner Mutter einen Arm um die Schultern. »Wir kaufen ein schönes Haus und fangen ein neues Leben an. Ende gut, alles gut.«
»Und trotzdem bleibt es eine Entführung«, sagte sie bockig.
Stefan verdrehte die Augen. »Was willst du denn? Dass wir im Park bei den Obdachlosen wohnen, oder was?«
Sie seufzte. »Für dich ist es auch viel zu gefährlich. Wenn dich dieser Prins erwischt …«
»… passiert rein gar nichts«, unterbrach Stefan sie. »Er glaubt doch, ich bin Jerro! Und seinem eigenen Sohn wird er schon nichts antun.«
Sie legte ihr Pizzastück hin, zupfte ein Stück davon ab und zerkrümelte es.
»Weißt du, was ich nicht verstehe, Nel?«, sagte Dexter. »Du sagst, du machst dir Sorgen um Stefan.«
»Das stimmt auch.«
Er zerknüllte das Küchenpapier und schnipste es in die Pizzaschachtel. »Warum lässt du ihn dann verhungern und sorgst nicht dafür, dass er ein Dach über dem Kopf hat?«
Ihre Hand blieb regungslos über der Pizza hängen. Dann seufzte sie erneut, aber jetzt so, dass klar war: Sie gab sich geschlagen.
11.
Als die Entscheidung gefallen war, ging plötzlich alles sehr schnell. Stefan verabschiedete sich von seiner Schule und ihre Mutter besuchte Nathalie zum letzten Mal. Sie machten allen weis, sie würden ins Ausland ziehen, weil Nel dort eine Stelle als Kindermädchen gefunden hatte. Ihre neue Adresse und die Telefonnummer würden sie später noch durchgeben.
Was natürlich nicht stimmte. Dexter bestand darauf, dass sie alle Brücken hinter sich abbrachen.
An einem grauen Montag zogen sie in ihr neues
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