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Titel: Password - Zugriff für immer verweigert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous , Verena Kiefer
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den Kopf. »Glaub mir: Lösegeld ist wertlos. Sie schreiben die Seriennummer auf oder markieren die Scheine, sodass man sie nirgends ausgeben kann, ohne doch noch erwischt zu werden. Und glaub bloß nicht, dass sie dich je in Ruhe lassen. Wenn ich Jerro Prins kidnappe, werde ich den Rest meines Lebens über meine Schulter schauen müssen.«
    »Und sonst nicht?«, fragte Stefan.
    »Nein, natürlich nicht. Wenn wir es geschickt anpacken, kommt niemand dahinter, dass Jerro in Wirklichkeit verschwunden ist. Sein Vater hat keine Ahnung, dass du an seiner Stelle für mich spionierst. Es gibt keine Entführung, kein Lösegeld und demnach auch keine Polizei. Also verdächtigt man uns auch nicht.«
    Dexter lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Niemand kann uns etwas. Ich verdiene bald Unmengen, ohne eine Gefängnisstrafe befürchten zu müssen.«
    Stefan konnte es nicht leugnen. Er war beeindruckt. So wie Dexter es beschrieb, gingen sie tatsächlich kein Risiko ein.
    »Kasia Nowak«, prägte er sich ein.
    »Hier hast du eine Übersicht.« Dexter suchte auf dem iPad. Die Fotos, die Stefan gerade gesehen hatte, kamen wieder ins Bild, aber jetzt mit Text. »Es wäre sehr schön, wenn du das heute noch auswendig lernen könntest.«
    Stefan stöhnte. Bloß nicht daran denken, dass er stattdessen hätte gamen können.
    9.
    Jeden Tag nach Schulschluss ging Stefan zu Vloed 45. Seine Freunde beschwerten sich schon, dass er nie mehr mit ihnen zum Bolzplatz oder zu Burger King ging. Er dachte sich Ausreden aus – seine Mutter war krank, er selbst fühlte sich nicht gut –, bis er auf die Idee kam, eine Fantasiefreundin ins Spiel zu bringen. Sie hieß Cherry und sie konnte nie genug bekommen, also musste er nach der Schule immer blitzschnell zu ihr, um das zu tun, wovon die anderen nur träumen konnten. Stefan stieg prompt um etliche Stufen auf der Popularitätsleiter und keiner ging ihm mehr auf die Nerven.
    Wenn die wüssten! Der Einzige, der ihn jeden Tag erwartete, war dieser Miesepeter Dexter. Er meinte, es sei nötig, Stefan abzuhören, und er war selten zufrieden. Lächerlich! Gestern konnte er bei einem Klassenfoto alle Namen der Schüler nennen. Das Personal kannte er auch schon, die Familie und sogar die Häuser, in denen Jerro früher gewohnt hatte. Nur die Comicserien gingen ihm echt auf die Nerven. Dieser Depp von Jerro hatte idiotisch viele Comics und er wusste auch noch idiotisch viel darüber. Es war zwar ganz witzig, die Hefte wirklich zu lesen, aber Dexter hatte nicht vor, sie alle anzuschaffen. Also musste sich Stefan vor allem mit Abbildungen von Umschlägen begnügen. Jeden Tag prägte er sich die Namen von Zeichnern, Comicschreibern, Serien, Studios und allerlei andere dämliche Comicdaten ein. Dexter zeigte ihm nicht nur Texte und Abbildungen. Es gab auch Filme von Mick und Jerro, aufgenommen mit der versteckten Kamera in Jerros Zimmer. Stefan versuchte zu behalten, was sie über Comics sagten, über Filme, Musik, Computerspiele und die neusten Apps. Über Lehrer, Mitschüler und Eltern. Der dicke Mick war übrigens recht witzig. Stefan musste regelmäßig lachen. Wenn er Jerro reden hörte, wurde ihm dagegen mulmig. Sein Zwillingsbruder und er sahen sich nicht nur äußerlich ähnlich, auch ihre Stimmen klangen gleich. Stefan fühlte sich manchmal wie ein Junge mit Gedächtnisverlust, der eine Aufnahme von sich selbst anschaute.
    Als Stefan eines Nachmittags im November nach seiner Sitzung bei Dexter nach Hause kam, erschrak er fast zu Tode. Im Wohnzimmer saß jemand!
    Es war kein Einbrecher, sondern seine Mutter. Sie hockte da, als hätte es eine Katastrophe gegeben. Und zwar keine kleine – wie neulich die verirrte rote Socke in der weißen Wäsche, die alle Hemden und Unterhosen von Herrn van Leent rosa gefärbt hatte –, sondern eine Katastrophe der Kategorie »es ist jemand gestorben oder liegt zumindest im Krankenhaus«.
    »Was ist?«, fragte er besorgt.
    »Ich wurde entlassen. Sie behaupten, ich hätte Geld aus der Kasse genommen. Stimmt natürlich nicht. Aber dann haben sie in meine Tasche geschaut und …« Ihre Augen wurden feucht. »Jemand muss Geld hineingesteckt haben. Es war so demütigend.«
    »Diese verdammten Schweine.« Stefans Fuß schoss vor und traf ein Stuhlbein.
    »Hör auf.« Sie hielt seine Hand fest und lachte, aber nicht von Herzen. »Sonst haben wir auch keine Stühle mehr.«
    Oh doch! Er war drauf und dran, ihr von der Million zu erzählen, aber dann erinnerte er sich

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