Password - Zugriff für immer verweigert
fragte er Mick.
Im Auto war Mick immer noch wortkarg und mürrisch. Als Stefan fragte, was denn los sei, murmelte er etwas Unverständliches und wandte sich demonstrativ zum Fenster.
Shit, jetzt war der schon wie Streusel. Der konnte auch so empört tun. Minutenlanges Schweigen. Mick starrte weiter nur nach draußen. Allmählich wurde Stefan sauer. Wer weiß, nachher würde der Fettsack noch überall herumtönen, Jerro benähme sich in letzter Zeit anders als sonst. Er musste sich schnell was ausdenken, sonst war seine Million in Gefahr.
Das Password!
»Ich erinnere mich übrigens wieder an das Password«, sagte Stefan.
»Ach ja?«
»Ja, Meerschweinchen. Weil Diana aus dem Film so verrückt danach ist. Ich weiß auch nicht, wie mir das entfallen konnte.« Stefan lehnte sich zurück.
»Falsch.« Micks Stimme war gepresst. »Das ist nicht das Password.«
Jerro hatte sie verarscht!
Der Sitz verwandelte sich in einen sumpfigen Morast.
»Nicht?«, brachte Stefan gerade noch hervor. »Dann verwechsle ich das bestimmt mit etwas anderem.«
Das Auto bog in eine Seitenstraße ein.
Fuck, fuck, fuck, dröhnte es in Stefans Kopf.
»Die Bosporuslaan«, sagte Alfred. »Wir sind da.«
Mick stieg aus und schaute sich nicht mehr um.
Stefan hatte große Lust, jemandem großen Schmerz zuzufügen. Jemandem, der in seinem Haus wohnte, in seinem Bett lag und Jerro hieß.
14.
»Jerro hat gelogen.« Stefan warf sein Kissen gegen die Zimmerwand. »Es ist nicht Meerschweinchen!« Er schaute sich um, ob er noch etwas zum Werfen fand.
»Halt dich ein bisschen zurück, ja«, sagte Kasia. »Sonst hören sie dich noch.«
»In diesem Haus?« Er lachte verächtlich.
»Es kann immer jemand hereinkommen.« Sie hob das Kissen auf und legte es aufs Bett. »Ein wenig mehr Selbstbeherrschung kann nicht schaden. Jerro würde sich nie so gehen lassen.«
Stefan seufzte. Er hatte immer gedacht, Zwillingsbrüder hätten auch einen ähnlichen Charakter.
»Wir sorgen dafür, dass er uns morgen das richtige Password gibt«, sagte Kasia. »Bis dahin verhältst du dich Mick gegenüber möglichst normal.«
Den ganzen Sonntagmorgen wartete Stefan auf eine Einladung von Bjorge Prins. Sie kam nicht. Aber Jerros Handy klingelte.
Es war Mick. Ob er am Nachmittag vorbeikommen wollte.
Stefan zögerte. Wahrscheinlich waren Louise und Sofie auch da. Zwei zusätzliche Menschen, denen auffallen könnte, dass Jerro anders war als sonst.
»Du kannst auch zu mir kommen«, sagte Stefan.
»Ich dachte, du bist so gern bei uns.«
Mist. Noch so ein Test.
Stefan holte tief Luft. »Okay. In einer Stunde bin ich da.«
Er hoffte, sie würden Karten spielen. Keine Worte, sondern Taten. Das konnte er um einiges besser.
Er hatte Glück. Sie spielten tatsächlich Tuppen und er schlug sich ohne Probleme durch den Nachmittag. Kasia war unterdessen auch nicht faul gewesen. Als er nach Hause kam, sagte sie ihm, wie das Password richtig lauten müsste. Er simste es Mick und bekam eine Antwort: GLÜCKWUNSCH! SIE HABEN DEN HAUPTPREIS GEWONNEN!
Aber der beste Teil des Tages kam erst danach, als Prins ihn doch noch zum Spielen holte.
Es war ein anderes Spiel als beim letzten Mal. Sobald Stefan das Band um den Hals gehängt hatte, stand er auf einem verschneiten Berggipfel und ein eisiger Wind biss ihm in die Wangen. Unter ihm war ein unergründlicher Abgrund, der so naturgetreu nachgebildet war, dass Stefan Höhenangst bekam. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Liste, die er mit Kasia zusammengestellt hatte.
»Papa?«
»Ja?«, fragte Prins, der an seinem PC saß.
»Mir ist so kalt. Würdest du uns vielleicht Tee holen?«
Prins musste lachen. »So echt ist es also? Na, dann gehe ich mal schnell nach oben.« Am Aufzug drehte er sich noch kurz um. »Hast du eben Papa zu mir gesagt?«
Was war daran falsch? Prins war doch Jerros Vater?
Stefan grinste, um nichts antworten zu müssen.
Sobald er hörte, wie sich die Aufzugtüren schlossen, nahm er das Band ab. Die Schneelandschaft verschwand. Stefan steckte den Spy-guy in den Computer von Prins und startete den Download. Er zog ein paar Schubladen auf und fotografierte alle Papiere und Aufzeichnungen, die er fand. PRINS INTERACTIVE PLAY las er mehrfach, oft stand dort auch nur die Abkürzung PIP. So hieß der Spielecomputer also!
Stefan bannte den PIP aufs Foto. Danach suchte er nach einem verborgenen Port, irgendetwas, um ein Spiel laden oder einen USB-Stick hineinstecken zu können, aber er fand nichts
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