Password - Zugriff für immer verweigert
dergleichen.
Der Spy-guy war fertig. Er zog das kleine Gerät heraus und steckte es in seine Tasche. Nach einem kleinen Siegestanz legte er das Band erneut um und stand sofort wieder auf dem Berggipfel.
»Tee!«, rief Prins und stellte eine Thermoskanne und zwei Gläser auf seinen Schreibtisch.
Stefan seilte sich gerade über den Berghang ab. »Igitt, hier hat jemand gepinkelt«, sagte er mit einem Blick auf den gelben Fleck im Schnee.
»Vielleicht der Yeti?« Prins schraubte grinsend den Deckel von der Kanne. »Ich kann das Gelbe auch in Grau verwandeln, Hauptsache es fällt auf. Wie oft bist du schon an dieser Stelle vorbeigekommen, ohne dass du was gesehen hast?«
»Oft«, bluffte Stefan, während er herauszufinden versuchte, was ihm aufgefallen sein müsste. Weil er seine Hände für das Seil brauchte, trat er mit den Füßen gegen den Schneehaufen.
Au! Es war ein Rucksack.
»Ich wollte dich nicht schon wieder vor Hunger umkommen lassen«, sagte Prins.
Ein Rucksack mit Essen also. Es würde noch ganz schön anstrengend werden, das Ding auf seinen Rücken zu hieven, während er an dem Seil baumelte.
»Ich habe vor allem Durst.« Stefan legte das Band wieder ab, nahm seinen Tee und setzte sich in den Sessel.
Am nächsten Tag gab Stefan Kasia den Spy-guy und bekam einen neuen dafür. Auch der Speicherchip der versteckten Kamera wurde ausgetauscht.
»Dexter ist sehr zufrieden«, sagte sie. »Er will nur noch, dass du auch versuchst, in den Spielecomputer selbst zu gelangen.«
Das schien Stefan eine unmögliche Aufgabe. Zum Glück wurde es schon immer leichter, sich als Jerro auszugeben, vor allem durch Micks Haltung. Kaum hatte er ihm das richtige Password genannt, war Mick wie verwandelt. Er war nicht mehr missmutig oder misstrauisch, sondern erzählte oft witzige oder verrückte Geschichten.
Stefan musste nur ein wenig mitschwatzen. Ab und zu warf er auch selbst etwas zu einem Thema ein, von dem er viel wusste – wie Anouks Auftritt an Jerros Geburtstag. Neue Informationen, die er von Kasia bekam, konnte er in seinem MacBook nachlesen. Er bekam immer mehr das Gefühl, ihm könne nichts mehr passieren.
Er hätte es besser wissen müssen.
Gerade, wenn man am wenigsten damit rechnete, ging alles schief.
15.
Am Donnerstag war es erdrückend heiß. Nach der Schule lungerten sie lustlos in Jerros Zimmer herum, bis Mick nach Hause musste. Noch keine Viertelstunde später stand er wieder vor Stefans Nase.
»Ich muss mit dir reden«, sagte er ziemlich hektisch. »Es ist dringend.«
Ausgerechnet jetzt, da alles so gut lief. Stefan schob widerwillig sein MacBook zur Seite.
»Ich habe ein paar Dinge herausgefunden.« Mick begann zu erzählen. Von dem Krankenwagen und von Kasia. Dass er davon überzeugt sei, dass sie Jerro absichtlich mit dieser Makrele vergiftet hatte.
Stefan war verblüfft. Woher wusste der Kerl das bloß alles?
Mick redete wie ein durchgeknallter Spielautomat, aus dem statt Münzen die Wörter nur so herausrauschten. Stefan hätte sich am liebsten die Finger in die Ohren gesteckt und ganz laut zu singen angefangen. Er hatte Mick schwer unterschätzt! Ratlos fragte er sich, wie er ihn wohl stoppen könnte. Er musste dafür sorgen, dass alles, was Mick sagte, zwischen diesen vier Wänden blieb. Seine übliche Taktik – mit Kloppe drohen – war aus Jerros Sicht vermutlich eine lächerliche Idee.
Lächerlich! Das war es.
Er musste Mick das Gefühl vermitteln, nicht ganz dicht zu sein.
»Pranke und Mondkrater«, wiederholte Stefan und lachte Mick noch nicht ganz so laut aus.
»So nenne ich das Rettungswagenteam. Schließlich waren die nicht echt, weder der Fahrer noch der Sanitäter.«
»Nein, natürlich nicht.« Der Spott triefte aus Stefans Stimme.
»Ich weiß, dass es verrückt klingt«, fuhr Mick schnell fort. »Aber meiner Ansicht nach ist in diesem Rettungswagen etwas geschehen, das dich so verändert hat. Dein Gedächtnis zum Beispiel …«
Stefan fluchte insgeheim. Er war also doch aufgeflogen!
»Was ist mit meinem Gedächtnis?«, fragte er irritiert.
Jetzt fing Mick schon wieder von diesem dämlichen Password an! »Und als du nach dem Krankenhaus zum ersten Mal wieder in die Schule kamst, wusstest du nicht mehr, wo die Toiletten waren.«
Stefan wurde fuchsteufelswild. »Spionierst du mir nach, oder was?«
»Wirklich nicht«, sagte Mick schnell. »Ich habe es bloß zufällig gesehen.«
Stefan hätte ihn am liebsten aus dem Zimmer getreten. »Na, dann hast du es eben
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