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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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mit einem von der Beschaffung abfertigte. Sie nahmen die ganze Sache noch nicht mal ernst.
    Jude Tiernan hob die Hand, brachte Roche zum Schweigen und lächelte Harry an. »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber erzählen Sie von diesem Pen-Test.«
    Harry vermutete, er unterzog sie damit irgendeiner eigenen Prüfung. Sie erwiderte das Lächeln nicht.
    »Von einem Penetrationstest spricht man, wenn ich jeden schmutzigen Trick anwende, um in Ihr Computersystem einzudringen«, sagte sie. »Und wenn ich drin bin, schnüffle ich herum und schau mir an, wie viel Schaden angerichtet werden könnte.«
    Jude Tiernan hörte auf, seinen Stift kreisen zu lassen. »Mit anderen Worten, Sie tun so, als wären Sie ein Hacker.«
    »Genau.«
    Felix Roche beugte sich vor. »Und was für ein Hacker sind Sie, Ms. Martinez? Einer mit einem schwarzen oder einem weißen Hut?«
    Harry versteifte sich und starrte ihn an.
    Tiernans Blick ging zwischen den beiden hin und her. »Könnten Sie mich bitte aufklären?«
    Harry ergriff das Wort, bevor Roche eine weitere Breitseite auf sie abfeuern konnte. »Schwarzhüte sind böswillige Hacker, die darauf aus sind, Schaden anzurichten. Weißhüte zerstören nichts. Sie sind nur an der Technologie interessiert und was sie damit anstellen können.«
    Sie wandte sich an Roche. »Und um Ihre Frage zu beantworten, Mr. Roche. Ich bin Mitarbeiterin einer Sicherheitsfirma, keine Hackerin.«
    »Sieh an, ein Hacker mit ethischen Grundsätzen«, sagte Roche. »Wer hätte das gedacht?«
    Tiernan kritzelte etwas auf seinen Block und schob ihn zu Roche, der seinen Kiefer vorschob, als er es las. Harry fragte sich, ob sie die Prüfung bestanden hatte.
    »Faszinierend«, sagte Jude Tiernan. »Also, wie gehen wir das an?«
    »Ein normaler Pen-Test kann entweder als Black-Box- oder als White-Box-Test durchgeführt werden.«
    »Bei Ihnen ist immer alles schwarz oder weiß, nicht wahr?«
    Harry sah ihm in die Augen. »So ziemlich.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Gut, ich höre.«
    »Ein Black-Box-Test kommt einem richtigen Hack von außen am nächsten. Ich hab am Anfang nichts weiter als den Namen Ihres Unternehmens. Mit Hilfe von Informationsquellen, die frei zugänglich sind, kundschafte ich Ihr Netzwerk aus und breche dann ein.«
    Sie hielt inne und vergewisserte sich, dass er das Ganze verstanden hatte. Er nickte und lächelte.
    »Bei einem White-Box-Test weiß ich von Anfang an alles über Ihre Systeme. Ihre Firewalls, die Infrastruktur Ihres Netzes, Ihre Datenbanken, den ganzen Krempel«, sagte Harry. »Mit anderen Worten, ich greife von innen an.«
    Knarrend ging die Tür auf, und ein Mann Ende fünfzig kam leise herein. Die grauen Haare auf seinem kahl werdenden Schädel standen zu beiden Seiten wie Vogelschwingen ab.
    Coco der Clown, dachte sich Harry.
    »Bitte fahren Sie fort«, sagte der Neuankömmling und ließ sich auf einem Stuhl an der Wand hinter Harry nieder.
    Mein Gott, wie viele Leute kamen denn noch, um sie anzugaffen? Sie betrachtete den Konferenztisch, an dem gut und gern zwanzig Leute Platz nehmen konnten, und befürchtete das Schlimmste.
    Jude Tiernan sah kurz zu dem Älteren, dann richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf Harry. »Also, welche Vorgehensweise würden Sie empfehlen, Ms. Martinez?«
    Harry versuchte sich zu konzentrieren. »White-Box. Meiner Erfahrung nach stellen Insider eine wesentlich größere Bedrohung dar als Angreifer von außen.«
    »Ich nehme an, dass Sie dann alles über die Insider erfahren wollen, oder?«, kam es von Felix Roche.
    Jeder Muskel in ihrem Leib gefror. »Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Roche?«
    »Kommen Sie, legen wir die Karten auf den Tisch. Wir denken es uns doch alle.« Er breitete die Arme aus, als wäre der Raum voller Leute. »Ihr Daddy war der Insider schlechthin, oder?«
    Harry blinzelte. Dann senkte sie den Blick, spielte mit ihrem Block herum und zwang sich dazu, mit fester Stimme zu antworten. »Was mein Vater angeblich getan hat, ist nicht Gegenstand dieser Diskussion.«
    »
Angeblich
getan hat?«, erwiderte Felix Roche. »Er wurde wegen Insiderhandel gerichtlich verurteilt, oder? Und für acht Jahre eingesperrt.«
    Er hatte die Fäuste geballt, sein Gesicht war gerötet. Harry starrte ihn an. »Sie nehmen das alles recht persönlich.«
    »Ja, verdammt noch mal. Salvador Martinez hat dieses Unternehmen beinahe in den Ruin getrieben.«
    »Felix, Sie gehen jetzt zu weit.« Die Stimme von Coco dem Clown hinter ihr ließ sie hochfahren.
    Jude

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