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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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Investmentkonten eine Minimumeinlage, abhängig von ihrer Nationalität. Für Kanada, Europa, den asiatischen Pazifikraum und Australien liegt sie bei dreißigtausend Dollar.«
    Harry schluckte. Ein empfindlicher Schlag für ihre Ersparnisse.
    »Falls Sie US -amerikanische Staatsbürgerin sind, liegt das Limit bei einhunderttausend Dollar«, fuhr Hester fort. »Und für alle anderen Länder bei einhundertfünfzigtausend Dollar.«
    »Warum diese Unterscheidungen?«
    »Na ja, wir sind verpflichtet, Ihre Herkunft zu verifizieren, und bei manchen Ländern ist das schwieriger als bei anderen.« Ihr weicher Tonfall bekam etwas Entschuldigendes. »Investitionen von Kunden aus Nigeria oder Kolumbien können wir leider nicht annehmen.«
    »Kein Problem.«
    »Sie benötigen auch Ausweispapiere. Das ist sehr wichtig.«
    »Gut, lassen Sie mich das notieren.« Harry schlug in ihrem Notizblock eine neue Seite auf. »Okay, fahren Sie fort.«
    »Sie brauchen einen gültigen Pass. Im Original. Kopien reichen leider nicht, ebenso wenig wie ein Führerschein. Und Sie brauchen zwei aktuelle Rechnungen Ihres Strom- oder Wasserversorgers zur Bestätigung Ihrer Adresse.«
    Harry zog die Brauen hoch. Kurios, ein geheimes Bankkonto mit Hilfe von etwas so Profanem wie einer Stromrechnung zu eröffnen. Genauso gut könnte sie ja auch ihren Videotheksausweis vorzeigen. Sie nahm sich vor, jedes Fitzelchen einzupacken, das ihre Identität nachweisen konnte: ihren Führerschein, Gehaltszettel, Kontoauszüge, Kreditkarten, Steuerbescheide vom Finanzamt. Wenn sie sich schon ausweisen musste, dann wollte sie, dass keinerlei Zweifel bestanden.
    »Dazu brauchen Sie entsprechende Dokumente zum Nachweis Ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse«, kam es von Hester.
    Harry blinzelte. »Sie meinen, ich muss beweisen, woher mein Geld kommt?«
    »Genau. Das brauchen wir aufgrund der Geldwäschegesetze. Je nach Herkunft Ihrer Einlagegelder müssen Sie uns daher, sagen wir, eine Kopie Ihres Arbeitsvertrags vorlegen, bei Immobilien eine Verkaufsurkunde oder das gerichtlich bestätigte Testament bei einer Erbschaft und so fort. Alle diese Informationen unterliegen selbstverständlich dem Bankgeheimnis und bleiben strikt vertraulich.«
    »Selbstverständlich.«
    »Wenn Sie mit dem allen einverstanden sind, Madam, soll ich dann schon mal einen Termin für Sie vereinbaren?«
    »Ja, bitte, das wäre wunderbar.«
    Hester gab ihr einen Termin für 15:15 Uhr am folgenden Tag bei Glen Hamilton, einem der Kontenbetreuer der Bank. Harry dankte für die Hilfe und legte auf, erst dann wurde ihr bewusst, dass die Frau sie gar nicht nach dem Namen gefragt hatte. Vielleicht gehörte das ebenfalls zum Bankgeheimnis.
    Harry durchwühlte ihre Küchenschublade nach ihrem Pass. Er war voller Eselsohren und fast abgelaufen. Dann fuhr sie ihren Laptop hoch und buchte einen Flug mit Canada Airlines, der früh am nächsten Morgen startete und um 13:00 Uhr Ortszeit in Nassau eintraf. Für ihren Banktermin reichte es völlig, trotzdem lief ihr die Zeit davon. Von ihren achtundvierzig Stunden war die Hälfte bereits vorüber.
    Darauf loggte sie sich in ihre Online-Bank ein und überwies ihre gesamten Ersparnisse auf ihr Girokonto. Sie würde es am Flughafen abheben. In Dollar belief sich der Betrag auf über achtzigtausend. Für das, was sie vorhatte, würde es vielleicht nicht reichen, aber mehr hatte sie nicht. Sie versuchte, nicht an ihre Pläne zu denken, sich eine eigene Wohnung zuzulegen. Neben ihrem geliebten Mini würde sie diesen Teil ihres Lebens zunächst einmal abschreiben müssen.
    Am Flughafen würde sie sich einen Reiseführer für die Bahamas kaufen, dazu Straßenkarten von Nassau. Ihr Orientierungssinn war in den vergangenen Tagen ernsthaft auf die Probe gestellt worden, und sie war fest entschlossen, diesmal ihre Hausaufgaben zu machen. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, wäre, abermals nicht zu wissen, wo sie sich befand.
    Vielleicht, fiel ihr noch ein, sollte sie jemanden darüber informieren, wohin sie flog und warum. Die Vorstellung, sie könnte vielleicht nicht mehr lebend zurückkehren, lähmte ihre Gedanken – wie bei einem Funkgerät, das unter statischen Interferenzen litt. Sie schüttelte den Kopf, wollte das weiße Rauschen loswerden und überlegte, wen sie anrufen konnte. Sie hatte nicht die Absicht, alles ihrer Familie zu erklären. Je weniger sie wussten, desto besser. Und sowohl Dillon als auch Imogen würden nur versuchen, ihr alles wieder auszureden.

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