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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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ein. »Vielleicht bist du sogar schon mehr in die Geschichte verwickelt, als du glaubst.«
    Sie erzählte ihm von Quinneys Plan, in seiner Vergangenheit zu wühlen, um über ihn an sie heranzukommen. Stirnrunzelnd drehte er sich weg.
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte er. »Ich kann schon auf mich aufpassen.«
    Eine Weile lang schwiegen sie. Dann sagte Dillon: »Wenn du also das Geld nicht hast, wer hat es dann?«
    Kurz sah sie ihm in die Augen, sagte aber nichts. Sie wussten wahrscheinlich beide die Antwort auf diese Frage.
    Als sie an ihrer Wohnung eintrafen, war es nach zehn. Dillon marschierte schnurstracks an ihr vorbei in die Küche. Harry hörte, wie er die Schränke aufriss, bevor sie auch nur die Eingangstür schließen konnte.
    »Gibt es hier irgendwas zu essen?«, rief er.
    »Nicht viel.«
    Sie stand auf der Küchenschwelle und betrachtete ihn. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und inspizierte die Schränke. Die Jacke hatte er einfach auf die Küchenarbeitsfläche geworfen, und in seinem weißen T-Shirt sah er fit und gebräunt wie ein ehemaliger Tennisprofi aus.
    »Du musst oft auswärts essen«, sagte er und schloss den letzten leeren Küchenschrank.
    »Es gibt hier in der Nähe einen Take-away.«
    Um an die Besteckschublade zu kommen, musste sich Harry in der schmalen Küche an ihm vorbeidrängen. Als ihr Arm dabei über seine Brust strich, zuckte sie zusammen, als hätte sie sich verbrannt. Sie drehte sich weg und machte sich an der Schublade zu schaffen.
    »Das hier nenne ich mein Sonntagabendfach.« Vorsichtig, auf die Schnitte an ihrer Hand achtend, wühlte sie darin herum. »Da ist alles, was ich für einen gemütlichen Abend brauche. Speisekarten von Take-aways, Korkenzieher, Ausweis für den Videoladen und eine Riesenpackung Schokoladenéclairs.«
    Harry schloss die Augen. Hör auf mit dem Geplapper, um Gottes willen. Dass sie ihm soeben das erbärmliche Bild ihres Soziallebens gezeichnet hatte, machte es auch nicht besser. Sie hörte ihn hinter sich, und die Härchen in ihrem Nacken kräuselten sich. Sie tastete in der Schublade, bis sie die Speisekarten fand. Und da sie jetzt keine Entschuldigung mehr hatte, ihm den Rücken zuzukehren, holte sie tief Luft und drehte sich um.
    Er war näher, als sie gedacht hatte. Sie drückte den Stapel mit den Karten an die Brust, aber er nahm ihn ihr einfach ab und legte ihn auf die Arbeitsfläche. Er kam einen weiteren Schritt auf sie zu, sah sie berechnend an und legte ihr die Hände auf die Schultern. Gänsehaut lief ihr über beide Arme.
    »Du warst so ein komisches kleines Mädchen«, sagte er. »So wild, so reizbar. Wie ein kleiner Tiger.«
    Harry spürte, wie sie rot wurde, und versuchte, cool zu bleiben. Jetzt war nicht die Zeit, wieder zu dem komischen kleinen Mädchen zu werden.
    »Ich kann mich nicht erinnern, ein Tiger gewesen zu sein. Alles, woran ich mich erinnere, waren meine klobigen Schulschuhe.« Sie musste sich zwingen, nicht nach unten zu schauen, um sich zu vergewissern, dass sie sie nicht mehr trug.
    Er lächelte. »Du warst wütend auf mich.«
    Sie war überrascht. »Eigentlich hatte ich Angst vor dir.«
    Dillon umfasste ihr Kinn und fuhr ihr mit den Fingerspitzen übers Ohr. Ein Kribbeln zog sich über ihre Schulterblätter bis hinunter zum Rückgrat.
    »Ich glaube nicht, dass du vor irgendwas Angst haben könntest.«
    »Du wärst überrascht. Auftragskiller und gute Onkel stehen momentan ganz oben auf meiner Liste.«
    Sie hielt den Mund, bevor sie wieder ins Plappern geriet. Sein Daumen fuhr über ihre Wange und die neuen Schrammen.
    Plötzlich wurde ihr klar, wie sie nach den Ereignissen in den Bergen aussehen musste. Sie senkte den Blick.
    »Jage ich dir jetzt Angst ein?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf, nickte, und dann wurde sie vor Verwirrung ganz rot. Er hob ihr Kinn an, so dass sie wieder zu ihm aufblickte. Dann legte er ihr seine Hand an den Hinterkopf und zog sie zu sich heran. Die Kopfhaut schmerzte unter seiner Berührung, und sie erinnerte sich, dass der Typ in den Bergen ihr fast die Haare ausgerissen hätte.
    Gebannt verfolgte sie, wie er sich zu ihr herunterbeugte. Und das, schoss ihr durch Kopf, war also der Junge, der sie so fasziniert hatte, als sie dreizehn gewesen war, das war der Mann, zu dem er nun herangewachsen war, das war Dillon. Er fand ihren Mund. Seiner war weich und warm; mit seiner Zunge teilte er ihre Lippen, und ein köstlicher Schauer lief ihr durch den Körper. Sie war sich nicht

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