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Passwort: Henrietta

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Titel: Passwort: Henrietta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava McCarthy
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verzweifelt, muss ich zu meiner Verteidigung sagen. Kurz davor habe ich herausgefunden, dass sie, soweit ich weiß, jemanden umgebracht haben und ich als Nächstes an der Reihe wäre.« Sie schlang die Arme um sich. »Also hab ich eine Abmachung getroffen. Ich gebe ihnen das Geld zurück, und sie lassen mich in Ruhe. Andernfalls würden sie mich umbringen.«
    Es lief ihr kalt über den Rücken, als sie an den Typen in den Bergen dachte und was er mit ihr vorhatte.
    »Klar, das ist keine Abmachung, der ich mich entziehen möchte, wenn es nicht sein muss.«
    Dillon schwieg. Nur sein Hals bewegte sich, als hätte er Probleme beim Schlucken.
    »Worauf lässt du dich da bloß ein, Harry? Wer in Gottes Namen sind diese Leute?«
    »Ein ziemlich großer Kreis.«
    Sie zählte ihm die Ringmitglieder auf, die sie bislang aufgedeckt hatte: den Propheten, der dem Ring anonyme Informationen von JX Warner zugespielt hatte; Leon Ritch, der der Verurteilung entkommen war, weil er über seine Kumpel ausgesagt hatte; Jonathan Spencer, der hatte aussteigen wollen, aber umgebracht wurde, um den Sorohan-Deal nicht zu gefährden; Ralphy-Boy, dessen Identität sie nicht kannte, der wahrscheinlich aber der Banker war, den Leon geschützt hatte; Felix Roche, der sich an die Insidergeschäfte des Rings heimlich drangehängt hatte und jetzt gestorben war, weil er die Identität des Propheten kannte; und, last, not least, ihr Vater, der Einzige, der wegen dieser fürchterlichen Geschichte im Gefängnis saß.
    Dillon stieß einen leisen Pfiff aus. Er verminderte die Geschwindigkeit, bis der Wagen nur noch langsam dahinkroch, und konzentrierte sich ganz auf sie. »Woher weißt du das alles?«
    Harry erzählte von ihrem Treffen mit Ruth Woods. Kaum zu glauben, dass sie die Journalistin erst am Tag zuvor in der Palace Bar getroffen hatte. Dass sie Felix’ E-Mails gehackt hatte, verschwieg sie lieber, weil sie nicht wusste, wie Dillon dazu stehen würde.
    »Und wer ist der Rädelsführer? Dein Vater?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Der Prophet scheint die Fäden zu ziehen. Mit ihm habe ich die Abmachung getroffen.« Sie deutete nach hinten auf die Berge. »Es war sein Schläger, der mich von der Straße gerammt hat.«
    »Was?« Dillon wich auf den Seitenstreifen aus, um einem entgegenkommenden Fahrzeug Platz zu machen. »Aber er hätte dich dabei umbringen können. Warum sollte er das tun, bevor du überhaupt das Geld übergeben hast?«
    »Er hat nicht versucht, mich umzubringen, auch wenn es ihm fast gelungen wäre. Er wollte mich einschüchtern, sicherstellen, dass ich mich auch an die Abmachung halte.« Als sie sich wieder die leise, heisere Stimme des Typen in Erinnerung rief, zog sich alles in ihr zusammen. »Es war der gleiche Typ, der mich vor den Zug gestoßen hat. Vielleicht war es auch der im Labyrinth.«
    »Großer Gott!«
    »Und Leon hat ebenfalls jemanden auf mich angesetzt.« Sie erzählte von Quinney. »Ich weiß nicht, ob sie alle zusammenarbeiten oder jeder seinen eigenen Plan verfolgt, aber egal, was im Einzelnen abläuft, ich habe jedenfalls eine Scheißangst vor ihnen.«
    »Und du hast keine Ahnung, wer dieser Prophet ist?«
    Harry schüttelte den Kopf. Ihre Gedanken schweiften zu Jude, den sie allerdings nur deswegen verdächtigte, weil er früher für JX Warner gearbeitet hatte. Und weil er sich für einen steifen Investmentbanker ziemlich raffiniert angestellt hatte, als er Felix bestochen hatte.
    »Was ist mit Ralphy-Boy?«, sagte Dillon. »Vielleicht ist er es. Schließlich ist er von Leon Ritch gedeckt worden, er muss also wichtig sein.«
    »Daran hab ich nicht gedacht.« Harry runzelte die Stirn. »Mal sehen, was ich über ihn noch herausfinden kann.«
    Sein Blick durchbohrte sie. »Harry, du kannst das nicht allein durchziehen. Du musst zur Polizei.«
    Sie wandte sich ab.
    Dillon warf die Hände in die Höhe, und eine Sekunde lang war der Wagen führerlos. »Komm schon, Harry, es ist kein Zeichen von Schwäche, andere um Hilfe zu bitten.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Und erzähl mir nicht, dass du dir Sorgen um den Straferlass deines Vaters machst. Es geht hier um dein Leben.«
    Harry wickelte sich den Riemen ihrer Tasche um den Zeigefinger. Wahrscheinlich hatte er recht.
    »Versprich mir, dass du es dir wenigstens durch den Kopf gehen lässt«, sagte er. »Und dass du mich auf dem Laufenden hältst.«
    Sie wollte schon nicken, zuckte dann aber zusammen. Ihr Nacken schmerzte bei jeder Bewegung. Dann fiel ihr noch etwas

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