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Passwort in dein Leben

Passwort in dein Leben

Titel: Passwort in dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Stehle
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Laptop so hektisch auf, dass ich Angst habe, der Deckel könnte abbrechen. Sie klickt auf die Kategorie »Meine Filme« und wirklich, da sind sie. Alle. Sogar Constantin auf dem Klo.
    Mir wird schlecht.
    Ich presse die Hand vor den Mund und renne zum Klo, hänge über der Schüssel, würge. Es stinkt und ich habe das Gefühl, dass sich mein Magen hebt. Aber nichts kommt heraus. Bis auf ein wenig Spucke. Hinter mir steht jemand.
    Ich drehe mich um.
    Es ist mein Vater. Er beugt sich über das Waschbecken, macht einen Lappen nass und reicht ihn mir dann.
    Ich presse ihn auf meine Stirn, die mir so heiß vorkommt, als könnte man ein Spiegelei darauf braten.
    Mein Vater legt mir eine Hand auf die Schulter, führt mich zurück ins Wohnzimmer.
    Meine Mutter sitzt zusammengesunken auf dem Sofa. Als wir reinkommen, hebt sie nur ein klein wenig den Kopf. »Bitte, Sofie, es ist jetzt wirklich wichtig, dass du die Wahrheit sagst.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wie die Filme …« Weiter komme ich nicht. Ein Schluchzen schüttelt mich und dann weine ich. »Vielleicht hat jemand die irgendwie … wie ein Virus oder einer von diesen Trojanern …«
    Hilflos steht mein Vater neben mir.
    Hilflos sitzt meine Mutter auf dem Sofa.
    Ich wünsche mir, dass sie zu mir kommt, mich in den Arm nimmt, festhält, mir sagt, dass ich ihre Tochter bin und sie zu mir hält. Immer. Egal, was ist. Ich wünsche mir, dass sie mich streichelt und einfach nur da ist. Aber diese Art von Mutter war sie nie. Sie hat für mich gekämpft und sich bei meiner Lehrerin beschwert, wenn ich ungerecht behandelt wurde. Sie hat mir bei den Hausaufgaben geholfen und mit mir die ganzen Ferien auf verschiedene Arten das Einmaleins gepaukt. Sie hat mir gesundes Essen gekocht und geholfen, dass mein Zimmer schön aussieht.
    Bestimmt liebt sie mich. Manchmal wünsche ich mir nur, auf eine andere Art.
    Ich wische mir immer wieder mit dem Ärmel über das Gesicht. Spuren von Tränen und Rotz. Wie damals als Kindergartenkind, wenn ich erkältet war und immer meine Pulloverärmel als Taschentuch benutzt habe. Meine Mutter fand das schrecklich. Und auch heute noch reißt sie das aus ihrem erstarrten Zustand. Sie fischt ein Papiertaschentuch aus ihrer Jeanstasche und reicht es mir. Ich schnäuze hinein. Schon aus Gewohnheit. Sie drückt mich in Richtung Sofa. Ich versinke fast darin, halte mir immer noch das Tuch vor die Augen.
    Als ich aufschaue, sehe ich, dass auch ihre Augen feucht sind.
    »Dass jemand mit einem Virus Daten auf deinen Rechner aufspielt, ist nun wirklich sehr weit hergeholt und ich kann mir nicht vorstellen, dass so was überhaupt möglich ist«, sagt sie und ihre Lippen sind ein dünner Strich. Ich habe natürlich selbst keine Ahnung, ob so was geht. Aber irgendwie muss dieses eklige Zeugs ja auf meinen Computer gekommen sein.
    »Es gibt eigentlich nur zwei logische Erklärungen«, redet meine Mutter weiter. »Entweder du willst die Wahrheit immer noch nicht zugeben oder du weißt es nicht. Weil dein Hirn streikt, wie bei deiner Tante.« Den letzten Teil des Satzes sagt sie ganz leise.
    Tante Marion. Die jüngste Schwester meines Vaters. Irgendwas in mir zieht sich zusammen. Ich mochte sie sehr, als ich klein war. Sie war nicht oft zu Besuch, weil sie in Berlin lebte. Aber wenn, dannhat sie mit mir geschaukelt und hat sogar probiert, auf meinem Dreirad zu fahren. Manchmal hat sie Geschichten erzählt, ziemlich verrückte, die ich sehr lustig fand. Und aufregend. Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, war, dass sie einmal behauptet hat, dass es riesige Ballone gäbe, mit Körben unten dran, nur für Kinder. Mit diesen könnten die Kinder dann im Haus herumfliegen. Ich habe gebettelt, dass sie mir doch so einen mitbringen soll, wenn sie das nächste Mal kommt. Sie kam kein weiteres Mal. Ich kenne die wirkliche Geschichte nicht genau, weil sie mir nie die Wahrheit gesagt haben, alles, was ich weiß, sind Fetzen, die ich aufgeschnappt habe, Teile ihrer Gespräche. Sie war auf jeden Fall in Thailand, und als sie zurückkam, war sie nicht mehr wie zuvor, war eine andere geworden. Sie erschien nicht mehr zur Arbeit, irrte auf den Straßen herum und landete schließlich in der Psychiatrie. Seitdem wurde sie ein paar Mal entlassen und wieder aufgenommen. Gesehen habe ich sie nie mehr, obwohl sie mittlerweile in einer Art betreuten Wohngruppe ganz in der Nähe wohnt. Nur mein Vater besucht sie manchmal.
    »Ich weiß wirklich nicht, wie die Filme auf mein Laptop

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