Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
war.«
    »Bravissimo, Elmut!«, brüllte Gica auf, »wir müsse die
Faschisti zeige, dass man nickt alles kann macken mit die Menschen. Viva
Valeria, avanti popolo.«
    Nur mit Mühe konnte Palinski den Triestiner, einen
offenbar verkappten Kommunisten, am Absingen der Internationale hindern. In der
Sache selbst war er aber völlig d’accord mit Lucione. Und alle anderen anscheinend
auch, falls er die leuchtenden, widerspenstigen Augen der Umstehenden richtig
deutete.
    »Am Besten wird es sein«, regte Ondrasek an, »wenn ich als
Erstes mit Dr. Arenbach spreche, um mehr über die Hintergründe und die konkrete
Situation zu erfahren.« Er kannte den ranghohen Diplomaten, der Valeria einige
Male zu den Proben gebracht beziehungsweise von dort abgeholt hatte. »Hat
jemand von euch Kontakte zur Polizei?«, fragte er dann ganz allgemein, blickte
aber ausschließlich Mario an, dessen spezielle Kontakte natürlich auch hier
kein Geheimnis waren.
    »Die Polizei übernehme ich«, räumte Palinski ein, »ich
glaube, ich kenne den richtigen Gesprächspartner. Wenn alles gut geht, sollte
Valeria morgen wieder frei sein. Aber wer kümmert sich um die Kleine?«
    »Vielleicht kann Natascha ja die Nacht bei uns verbringen«,
regte Eva Ondrasek an. »Wenn du mich hinbringst, Papa, dann kann ich mit ihr
sprechen und sie nachher gleich mit nach Hause bringen.«
    Mehr konnten die Mitglieder der Theatercompany im Moment nicht
machen. Sie verabredeten sich für morgen Mittag, dann verließen sie die
Probebühne. Noch immer bedrückt, aber doch deutlich kämpferischer und daher mit
dem guten Gefühl, dass sie sich gegen das, was sie als Unrecht empfanden, zur
Wehr setzten. Und damit ging es ihnen schon wieder ein wenig besser.

     
    *

     
    Als Wilma sich nach einer eher langweiligen
Diskussionsveranstaltung bereits kurz vor 22 Uhr dem imponierenden alten
Zinshaus näherte, in dem sie seit mehr als 20 Jahren eine schöne Wohnung besaß,
erblickte sie durch die Fenster des gegenüberliegenden Restaurants einige
vertraute Gesichter. Das ›Mamma Maria‹ war jahrelang, eigentlich bis vor
wenigen Monaten auch Palinskis Lieblingsrestaurant gewesen. Ja, Mario hatte als
Reservebutzi fast schon zur Familie Bertollini gehört. Dann plötzlich, das
musste am Beginn des diesjährigen Faschings gewesen sein, war ihm das ›Mamma
Maria‹ nicht mehr gut genug gewesen. Das war diese Phase gewesen, in der die
Medien begonnen hatten, vom Schriftsteller Jean Marie Pé, welch idiotisches
Pseudonym, fand Wilma, aber ihm gefiel es, verstärkt Notiz zu nehmen.
Presseveranstaltungen, einige kleinere und dann auch eine größere Talkshow oder
wie diese Dinger jetzt hießen. Aber seit er unter dem Aufhänger, es als erster
deutschsprachiger Autor in die finnische Bestsellerliste geschafft zu haben,
bei der bekannten ›Was wetten wir‹-Spielshow zu Gast gewesen war, waren bei
Palinski einige Sicherungen durchgebrannt. Dabei war das mit der
Bestsellerliste eine geschickt getarnte Verarschung gewesen, war sich Wilma
heute noch absolut sicher. Aber Marios sonst so sichere Antennen hatten ihn in
diesem Fall und auch seither im Stich gelassen.
    Jede Menge neuer ›Freunde‹ ließen ihm kaum Zeit, sich um
seine alten zu kümmern. Einladungen zu Vernissagen, Lokaleröffnungen und so
weiter und so fort hinderten ihn an sinnvoller Arbeit. Ohne Margit und Florian
hätte er sein Institut zusperren und die Familie der Armut preisgeben müssen.
Gut, ganz so arg war es nicht, da achtete schon Wilma darauf, aber Palinski gab
derzeit zu viel Geld aus. Und das vor allem für völlig überflüssige Dinge.
Waren sie früher für ein nettes Abendessen zu zweit mit 50, 60 Euro locker
ausgekommen und hatten noch viel Spaß dabei, so gab er heute in den
verschiedenen Luxusschuppen pro Person mehr aus und schimpfte danach noch über
die Qualität wie ein Rohrspatz. Und das nur, weil ihm irgendwelche
verantwortungslosen Journalisten eingeredet hatten, was für ein begnadeter
Gourmet Palinski war, der ›Meister des schwarzen Humors und des superfeinen
Gaumens‹. Und dass seine Mitwirkung als Tester an diesem neuen Gourmetführer
daher unerlässlich wäre. Und solche Sachen nahm dieser Trottel auch noch ernst.
    Wilma schüttelte in Gedanken den Kopf, während sie das ›Mamma
Maria‹ betrat und den Tisch ansteuerte, an dem das Ehepaar Wallner sowie der
neue Stellvertreter Frankas, dessen Namen sie sich nicht gemerkt hatte, saßen

Weitere Kostenlose Bücher