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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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neben ihr ja nicht.
    Schließlich rückte sie das Ding, das Objekt so vielfacher
Begierde tatsächlich heraus. Ein weiteres Glück an diesem Tag war, dass die
Nekledar das schwarze Büchlein tatsächlich dabeihatte, in ihrer Handtasche mit
sich führte.
    Neugierig, nein, eigentlich schon gespannt blätterte Palinski
durch die vielleicht 70, 80 Seiten, die mit einer schlecht lesbaren Schrift
vollgekritzelt waren. Soweit er beim ersten Hinschauen erkennen konnte, weit
und breit keine Geheimnisse, keine verschlüsselten Meldungen, nichts, wofür es
sich zu zahlen lohnen würde. Es sei denn, bei der Auflistung der Zutaten und
Arbeitsschritte für die Torte auf den Seiten 23 und 24 handelte es sich nicht
nur um irgendein Rezept, sondern um das weltberühmte Original. Ein streng
gehütetes Familiengeheimnis, an dem natürlich auch andere interessiert waren.
    Verdammt, er wurde Großvater und hatte noch nicht einmal
seine Tochter angerufen, um ihr Glück zu wünschen. Zugegeben, er hatte sehr
viel zu tun gehabt in den letzten Tagen. Aber so viel Zeit musste einfach sein.
Wieso fiel ihm das eigentlich gerade jetzt ein?
    Wie auch immer, er konnte das nicht entscheiden, da musste
ein Spezialist wie Juri ran. Seine Aufgabe war lediglich die Beschaffung. Und
das sollte er doch noch zustande bringen.
    »Also gut«, schlug er der Nekledar vor, »ich gebe Ihnen für
das Notizbuch 100 Euro, und wir reden nicht mehr darüber. Keine Polizei,
nichts. Eine ganz diskrete Sache.«
    Das war die Sprache, die Dorli verstand. Oder zumindest zu
verstehen glaubte. Wenn ihr dieser Mann 100 Euro bot, dann war das ›Ding‹
sicher mindestens 1.000 Euro wert und noch mehr.
    »Für 500 Euro können Sie das Büchlein haben«,
antwortete sie leicht schnippisch. »Und keinen Cent weniger.«
    »Herr Ober, zahlen!«, rief Palinski dem dienstbaren Geist in
Schwarz nach. Dann holte er einen Hundert-Euroschein aus seiner Brieftasche und
legte ihn vor der Frau auf den Tisch.
    »Hier, Ihre Gage.« Er schickte sich an, aufzustehen.
    Die Nekledar war sichtlich erschrocken. »Tun’s doch net so
hudln«, begehrte sie auf. »Man wird doch noch verhandeln dürfen. Also gut, 200
Euro. Das ist doch nicht zu viel, oder?«
    Palinski griff nochmals in seine Brieftasche und beförderte
einen weiteren Hunderter und einen Fünfziger heraus. Beide legte er auf den
bereits daliegenden Hundert-Euroschein. »Weil Sie mir recht sympathisch sind«,
er grinste leicht verschlagen. »Aber mehr gibt es wirklich nicht. Nehmen Sie’s
oder lassen Sie’s bleiben.«
    250 Euro an einem Tag waren mehr, als Dorli normalerweise
schaffen konnte. Und mit wesentlich weniger körperlichem Engagement verdient
als üblicherweise. Da gab es eigentlich nur eine Antwort. »Na gut, weil Sie es
sind«, sie raffte die Scheine zusammen und ließ sie in ihrer Tasche
verschwinden. Dann nahm sie das kleine schwarze Büchlein und überreichte es
Palinski. Jetzt war er obendrein Hehler geworden. Weit hatte er es gebracht.
    Palinski blickte auf die Uhr, es war kurz nach
eins. Jetzt hatte er richtig Hunger. Die berühmten ›Salzburger Stuben‹, die er
ohnehin in den nächsten Tagen testen musste, waren ja ganz in der Nähe. Warum
also nicht gleich?
    »Haben Sie Lust auf ein ausgezeichnetes
Mittagessen?«, er grinste Doris an. »Ich lade Sie auch ein, ganz ohne
Hintergedanken.«
    »Ja, gerne«,
gab sich die Frau überrascht, »danke schön.«
    »Ich habe nur eine Bedingung«, fügte Palinski noch hinzu.
»Sie müssen mir nachher ganz genau erzählen, was Ihnen geschmeckt hat und was
nicht. Und ich darf alles aufschreiben.«

     
    *

     
    Als sie heute Morgen abgeholt und in
Handschellen und mit verbundenen Augen in den fensterlosen Laderaum eines
Kleintransporters gesetzt worden war, hatte Valeria noch gedacht, dass es nun
endlich zum Flughafen und dann weiter nach Rumänien gehen sollte. Aber es kam
ganz anders. Nach einer Fahrt von vielleicht 30, 35 Minuten hatte das Fahrzeug
angehalten, und sie war wieder in ein Gebäude geführt worden. Nein, es musste
eher ein ganz kleines Haus, eine Art Hütte sein, denn sie hatte sich beim
Eintreten fast den Kopf am Türstock angeschlagen.
    Der Boden, über den sie vom Wagen zu dem Haus geführt worden
war, war ganz weich und nachgiebig gewesen, eindeutig ein erdiger Naturboden.
Und die Luft roch herrlich nach Bäumen, Pilzen, leicht modriger Erde oder so
ähnlich. Sie hätte schwören können, dass sie sich

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