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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Aufpasser zum Abendessen gebracht
hatte. Der Brei war ein mit Wasser angerührtes Sackerlprodukt, die Wurst
teilweise kalt, teilweise verbrannt. Sie hatte zwar keinen Hunger, musste aber
darauf achten, bei Kräften zu bleiben. So zwang sie sich dazu, einige Bissen
hinunterzuschlucken.
    Valeria hatte längst mitbekommen, dass mit der scheinbaren
Schubhaft etwas nicht stimmte. Auch wenn sie zuvor noch nie Erfahrungen mit der
Polizei gemacht hatte, so wusste sie doch aus Erzählungen, dass ein
Polizeigewahrsam anders aussah als die Situation, in der sie sich hier befand.
    Oberflächlich betrachtet, ging es ihr ja gar nicht
schlecht. Die beiden Männer, die sie abgeholt und sich dann um sie ›gekümmert‹
hatten, waren höflich und zurückhaltend. Falls es sich aber um etwas anderes
handelte als Schubhaft, und davon war sie inzwischen fest überzeugt, eventuell
sogar um eine Entführung, dann sah die Geschichte bei näherer Betrachtung schon
etwas dramatischer aus. Ihre beiden Entführer, falls sie das waren, hatten zu
keiner Zeit auch nur den Versuch unternommen, ihr Gesicht vor ihrem Opfer zu
verdecken. Valeria würde beide jederzeit wiedererkennen und daher auch
identifizieren können. Dachte man das zu Ende, dann konnte das nur eines
bedeuten. Ihr Überleben war bei dieser Inszenierung nicht vorgesehen. Sondern
das Gegenteil. Und genau das im entscheidenden Augenblick abzuwehren, darauf
musste sie sich vorbereiten.
    Fieberhaft sammelte sie jede einzelne, noch so kleine
Information über die Hütte, in der sie sich befand, die nähere Umgebung und vor
allem über die Gewohnheiten ihrer Wachen. Sobald sich nur die geringste Chance
dafür eröffnete, wollte Valeria zu flüchten versuchen. Jedes Schicksal schien
ihr besser zu sein, als hier zu sitzen und zu warten, bis man sie umbrachte.
    Valeria war erstaunt, wie kühl sie bei diesen Überlegungen
blieb und wie klar sie dabei denken konnte. Sie nahm das als gutes Omen.

     
    *

     
    Palinski machte sich langsam Sorgen um Juri
Malatschew, den er noch immer nicht erreichen hatte können. Nun war der Russe,
der Bär aus Kasan, eigentlich kein Mensch, um den man sich Sorgen im
herkömmlichen Sinne machen musste. Und doch, irgendwie war er beunruhigt.
    Um sich ein wenig Bewegung zu verschaffen, hatte Palinski
beschlossen, heute nicht direkt vor dem Haus ins Taxi zu steigen, sondern ein
Stück des Weges zu gehen. Er dachte daran, eventuell bis zum ›Ruckenbauer‹ zu
laufen, sich dort noch ein gutes Eis zu genehmigen und dann ein Taxi auf den
›Cobenzl‹ zu nehmen. Dafür hatte er knapp 40 Minuten Zeit, und die würden auch
dafür reichen. Vielleicht plus/minus zehn Minuten.
    Während Palinski die Döblinger Hauptstraße
entlangmarschierte, um dann über die Gatterburggasse hinauf zur Billrothstraße
zu gelangen, fiel ihm ein größerer, dunkler Wagen auf, der ihm in einem Abstand
von einigen Metern folgte. Blieb Palinski stehen, um in eine Auslage zu
blicken, so hielt auch das Auto an, setzte er seinen Weg fort, so machte der
Pkw das Gleiche.
    Nun war ihm in seinem Leben schon allerlei zugestoßen, was
vielleicht nicht jedermann zustieß. So offen und ungeniert von wem immer auch
observiert zu werden gehörte allerdings noch nicht zu seinen bisher gemachten
Erfahrungen.
    Jetzt war Palinski natürlich auch nicht frei von Neugierde.
Und die Antwort auf die Frage, wer ihm da im Nacken saß und seit fünf Minuten
jeden seiner Schritte kontrollierte, interessierte ihn sehr. Als er schließlich
an der Einmündung der Gatterburggasse einlangte, die Ampel Rot zeigte und sein
Verfolger daher anhalten musste, war die Versuchung zu groß. Mario machte ein,
zwei schnelle Schritte zurück, ging leicht in die Knie, drehte den Oberkörper
um 90 Grad nach links und warf einen Blick ins Innere des Fahrzeuges. Da
die Sonne zwar schon untergegangen war, es im Übrigen aber noch recht hell war,
konnte er die drei Männer im Inneren des, ach ja, es war tatsächlich ein großer
Jaguar, gut sehen. Erkennen konnte er allerdings nur einen. Nämlich den auf der
Rückbank sitzenden und ihm mit großen, wild rollenden Augen irgendetwas
mitteilen wollenden Juri. Na bumms, damit hatte er nicht gerechnet. Neben dem
Russen saß ein eleganter, weißhaariger Priester in der schwarzen Tracht seiner
Zunft. Komplettiert wurde das Kleeblatt durch einen grimmig wirkenden Japaner,
Koreaner, oder war es ein Chinese hinter dem Lenkrad? Auf jeden Fall hatte

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