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Pasta Mortale

Pasta Mortale

Titel: Pasta Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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überhaupt,
ein Bub oder ein Mädchen?«
    »Na auf jeden Fall eines von beiden«, Silvana lachte. »Was
ist denn los mit dir? Du bist ja aufgedreht wie ein Wecker.«
    »Ach, eigentlich nichts. Aber manchmal geraten die
Prioritäten ein wenig durcheinander«, gestand er. »Und dann muss man rasch und
entschlossen reagieren. Bevor man komplett ein Arschloch wird.«
    Dann folgten zehn Minuten eines Vater-Tochter-Gespräches, wie
man es sich schöner nicht vorstellen konnte. Als Silvana dann zwischen den
Zeilen andeutete, dass sie nun zu den Gästen müsse, weil Fritz einen Termin um
21 Uhr in Oberbozen hatte, kam Palinski noch schnell mit seinem
Sonderwunsch heraus.
    »Klar, mein Schatz. Wir müssen euch jetzt unbedingt bald
wieder besuchen. Kannst du mir schnell noch eine Frage beantworten? Ich habe
hier ein Rezept und weiß nicht, um welche Torte es sich dabei handelt.«
    »Na, dann schieß los.«
    Palinski schlug das kleine schwarze Büchlein an der
entsprechenden Stelle auf und begann zu lesen. Zunächst die Zutaten bis hin zu
einer besonders umrandeten, aus sechs verschiedenen Gewürzen bestehenden
Mischung. Dann die einzelnen Fertigungsschritte bis hin zur genau festgelegten
Dekoration und Präsentation.
    »Na, was sagst du?«, fragte er abschließend.
    Eisige Stille schlug ihm aus dem Hörer entgegen. »Silvana,
bist du noch in der Leitung?«, rief er schließlich. »Melde dich doch, Kind.«
    Nach einigen weiteren Sekunden der Stille hörte er die
gepresste Stimme seiner Tochter. »Und du kennst den Namen dieser Torte wirklich
nicht, Vater?«
    »Nein, sonst würde ich dich ja nicht fragen«, gab er, etwas
patzig im Ton zurück. Wieso reagierte Silvana so eigenartig? »Was ist denn
los?«
    »Das ist das Originalrezept unserer Godaj-Torte«, stellte sie
kühl fest. »Du weißt, die einer meiner Vorfahren mütterlicherseits in Budapest
kreiert hat.«
    »Oh mein Gott, Liebes«, er fühlte sich wirklich dumm in
diesem Moment. Die Godaj-Torte nicht zu erkennen. So viel Ignoranz seitens des
eigenen Vaters musste wahrlich schwer zu ertragen sein. »Tut mir leid, dass ich
die Torte nicht identifiziert habe. Aber bei diesen Sachen bin ich ein
Dummkopf. Das ist dein Revier.« Er lachte unsicher.
    »Es geht mir nicht darum, ob du das Rezept erkennst oder
nicht«, stellte Silvana richtig. »Sondern dass du mir eben das Originalrezept
vorgelesen hast. Woher stammt dein Wissen?«
    Palinski war verunsichert. Was war das denn wieder? »Ich
dachte, die Godaj-Torte gehört heute schon zum Standard wie die Sacher- oder
die Linzertorte. Diese Rezepte stehen doch in jedem besseren Kochbuch.«
    »Das stimmt
und auch wieder nicht«, widersprach Silvana. »In den Büchern findet man eine
vereinfachte Variante für den Hausgebrauch, aber nicht das Originalrezept. Das
ist streng geheim und nur zwei, drei Menschen überhaupt bekannt. Und jetzt auch
dir und, wie ich befürchten muss, noch einigen weiteren. Die Gewürzmischung,
die dem Teig diese unverwechselbare Geschmacksnuance gibt, ist das, worauf es
eigentlich ankommt. Nochmals, wo hast du das Rezept her?«
    Palinski war völlig baff über Silvanas Eröffnung. Was machte
das streng geheime Rezept der Godaj-Torte im kleinen schwarzen Notizbuch des
toten Kommerzialrats Bastinger? Und welches Interesse hatte die katholische
Kirche, die CIA ,
die russische Mafia und die führende Triade aus Shanghai an diesem Rezept? Der
Papst musste doch andere Möglichkeiten haben, an exklusive Süßspeisen
heranzukommen. Die Chinesen wieder sollen ja gar nicht so scharf auf westliche
Süßigkeiten sein, hatte er gehört. Also worin bestand das Interesse dieser
höchst unterschiedlichen Organisationen an dem Erbe von Silvanas Vorfahren
eigentlich wirklich?
    Er erklärte ihr kurz, wie er an das schwarze
Büchlein mit dem brisanten Rezept darin gekommen war, ohne sämtliche
undelikaten Details preiszugeben. Und dass Interesse daran seitens der
unterschiedlichsten Gruppierungen bestand.
    »Ich habe keine Ahnung, warum das so ist, und ich verstehe es
nicht«, stellte er abschließend fest. »Aber ich werde es herausbekommen. Und
keine Angst, dein Rezept bleibt weiter streng geheim. Von mir bekommt es
keiner, meine Kleine«, versicherte Palinski. »Und ich selbst vergesse die
Zusammensetzung der geheimnisvollen Gewürzmischung ohnehin gleich wieder.«

     
    *

     
    Valeria stocherte lustlos in dem Erdäpfelpüree
mit gebratener Wurst herum, das ihr ihr

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